Nitratmenge bewegt sich weit unterhalb des gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwertes.
Calw - Deutschlands Grundwasser enthält vielerorts zu viel Nitrat. Ab einer gewissen Dosierung kann dieser Stoff, der zu einem großen Teil über Dünger ins Grundwasser gelangt, gesundheitsgefährdend wirken. Laut einem Bericht der Bundesregierung seien an 28 Prozent der Grundwasser-Messstellen im ganzen Bundesgebiet die Grenzwerte von 50 Milligramm pro Liter überschritten worden. Grund genug um nachzuhaken, wie es in der Hessestadt um die Qualität des Wassers bestellt ist.
Wie hoch sind die Werte?
Schon ein erster Blick auf die Homepage des Calwer Wasserversorgers Energie Calw GmbH zeigt: In Sachen Nitrat kann sich in Calw niemand beschweren. Besonders gut ist das Wasser in Altburg, Alzenberg, Oberriedt, Speßhardt, Spindlershof und Weltenschwann mit 2,1 Milligramm Nitrat pro Liter. Die höchsten Werte werden in Calw, Heumaden, Wimberg und Teilen Stammheims mit 14 Milligramm pro Liter erreicht.
Wann wurde zuletzt gemessen und wie oft werden Daten erhoben?
Die Messungen auf der Homepage sind gerade ein halbes Jahr alt, die Daten wurden im Juli 2016 erhoben. Turnusmäßig müssten diese Werte gemäß Wasch- und Reinigungsmittelgesetz ein Mal jährlich veröffentlicht werden, erklärt Monika Helber, die Assistentin der Geschäftsführung der Energie Calw GmbH auf Anfrage. Grenzwertüberschreitung seien stets sofort zu veröffentlichen. Überhaupt stehe das Wasser unter permanenter Beobachtung. So sei zum Beispiel in Sachen bakteriologische Verunreinigung rund um die Uhr eine Überwachungsmessung in den Wasserwerken Standard. Darüber hinaus werde täglich per Hand gemessen. Alle sechs Wochen gebe es Laboruntersuchungen und zwei Mal pro Jahr eine Vollanalyse des Wassers, bei der auch die Nitratwerte erhoben würden.
Auch in der Vergangenheit habe es keine Probleme mit Nitrat gegeben. Der höchste Wert sei 2006 mit 17,4 Milligramm pro Liter im Wasserwerk Schleiftal gemessen worden, so Helber.
Was passiert, wenn der Grenzwert überschritten wird?
Eine Antwort liefert das Bundesinstitut für Risikobewertung auf seiner Homepage. Demnach habe die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Dosis errechnet, die ein Mensch sein Leben lang täglich aufnehmen kann, ohne mit gesundheitlichen Risiken rechnen zu müssen: 3,7 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Für einen Erwachsenen, der 80 Kilogramm wiegt, wären das bis zu 296 Milligramm – was umgerechnet mehr als 21 Litern Wasser aus Calw, Heumaden, Wimberg und Teilen Stammheims entsprechen würde.
Kurzfristige und gelegentliche Überschreitungen des Grenzwertes seien übrigens "gesundheitlich nicht relevant".
Woher kommt das Wasser?
"Die Kernstadt, Wimberg, Heumaden, Stammheim bekommen ihr Wasser aus dem Wasserwerk Schleiftal. Hirsau und Ernstmühl bekommen es aus dem Wasserwerk Hirsau", erläutert Monika Helber. Dabei handele es sich (mit wenigen Ausnahmen) um 100 Prozent Eigenwasser aus elf Tiefbrunnen und drei Quellen. Altburg, Alzenberg, Oberriedt, Speßhardt und Weltenschwann würden ihr Wasser über Kleinenztal (bei Calmbach) durch den Zweckverband Schwarzwaldwasserversorgung beziehen. Holzbronn bekomme über den Zweckverband Buchen aus Gültlingen eine Mischung aus 50 Prozent Gültlinger Wasser und 50 Prozent Bodenseewasser. Station Teinach, Waldeckerhof und Talmühle würden über den Zweckverband Liebelsberg versorgt.
Wo ist sonst noch Nitrat zu finden?
Vor allem Salate und Gemüse wie Rucola, Spinat, Kohlrabi, Rote Beete und Rettich könnten hohe Nitratmengen enthalten, teilt das Bundesinstitut für Risikobewertung mit. Allerdings würden die Vorteile einer gemüsereichen Ernährung die möglichen Risiken durch leicht erhöhte Nitrat- und Nitritgehalte überwiegen. "Verbraucher sollten den Gemüseverzehr daher keinesfalls einschränken, sondern auf eine abwechslungsreiche Gemüseauswahl achten", heißt es.
Weitere Informationen:
Auskünfte rund um Trinkwasser gibt es bei einer Führung im Wasserwerk Schleiftal.