Die "Blue Ribbon Four" aus Wiesbaden vereinten mit ihrer Version des amerikanischen Weihnachts-Klassikers "Holly Jolly Christmas" den Anlass Weihnachten und das Genre Rockabilly. Foto: Woywodt Foto: Schwarzwälder-Bote

Drei Bands rocken "Hotrod Cafe"

Von Marija Mikulcic

Calw. "Mein Name ist Annie Leopardo", beendet die schwarzhaarige Dame die Vorstellungsrunde. "Und wir sind die ›Booze Bombs‹ ", ergänzt sie.

Diese beiden Sätze sind reine Formsache. Das machen Bands grundsätzlich, wenn sie auf der Bühne stehen. An irgendeinem Punkt des Auftritts, meist während des letzten Drittels, werden alle Beteiligten dem Publikum kurz mit Namen vorgestellt. Rein von der Notwendigkeit her waren diese beiden Sätze am Samstag im "Hotrod" völlig überflüssig. Die "Booze Bombs" kannte von den Anwesenden jeder. Wenn nicht persönlich, dann zumindest namentlich. Die Gastgeber des "Black Shack Christmas Bop" ließen sich nicht lumpen. Gleich zu Beginn drehten sie die Stimmungs-Heizung auf fünf.

Annie Leopardo schluchzte je nach Liedtext kummervoll und getroffen ihr Liebesleid ins Mikrofon, gab sich als wilde Anführerin einer musikalischen Western-Gangsterbande rau, verführerisch und abgebrüht, oder schmetterte die betonte Unbekümmertheit mancher Zeilen obertonarm, direkt und unsentimental mitten hinein ins Publikum. Gemeinsam mit dem Musiker "Whitey" an der Mundharmonika gab es den "Game over-Blues", der musikalisch diejenigen Momente festhält, in und nach denen, pegelbedingt, überhaupt nichts mehr geht. Mit "Don’t mess with Calw" präsentierten die vier musikalisch hochprozentigen Detonationskörper Lucky Steve (Gesang, Gitarre), Rockin’ Bende (Schlagzeug), Frank Martinez (Kontrabass) und Annie Leopardo ihre Calw-Hymne, die selbst einen raubeinigen Texaner mit Colt in die Knie zwingen und ohne Weiteres in einem Tarantino-Soundtrack auftauchen könnte.

Eine gediegene Note verlieh dem an diesem Abend zelebrierten Genre des Rockabilly ein Piano, das im Zentrum des Klangs der "Blue Ribbon Four" stand. Doch trugen mit Sicherheit auch Art und Betragen des Pianisten zu dieser Wahrnehmung bei: Rockin’ Piano Sam trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Das Klavier bespielt er mit Händen und Füßen. Mehrfach erklimmt er sein Instrument. Wie es dem Klavier damit geht? Es kann nicht sprechen. Die Stimmung jedenfalls ist bombig. Die Wiesbadener, allen voran der turnfreudige Sam, sind Show-Talente, die ihresgleichen suchen. Ob Jerry Arnolds frühen Rockabilly-Hit "Can’t do without you", ob den thematisch zu hundert Prozent passenden Titel "Let’s bop tonight", Jerry Lee Lewis’ erfolgreiche Nummer "Great Balls of Fire" oder eben den modernen Weihnachts-Klassiker "Holly Jolly Christmas" – das Quartett schlug glückende Salti in alle Richtungen.

Bevor DJane Silvie die Gäste unter ihre Fittiche nahm, sorgten "B and the Bops", eine kroatische Band aus Zagreb, noch für das obligatorische Bisschen Johnny Cash an einem musikalisch so amerikanischen und von amerikanischen Vorbildern inspirierten Party-Abend.

Eine geeignetere Räumlichkeit als das "Hotrod", das Schwarzwald und Amerika unter einem Dach verkörpert, hätte man sich daher nicht vorstellen können.