Hanspeter Brodbeck (links) und Simon Reich sind ein eingespieltes Schiedsrichtergespann. Foto: Archiv

Hanspeter Brodbeck kann zwei Leidenschaften nachgehen. 2013 erstes Handball-Bundesliga-Spiel.

Calw-Wimberg - In den großen Arenen der Handball-Bundesligisten tanzen Weltstars nach seiner Pfeife. Wenn Hanspeter Brodbeck danach an seine Arbeitsstelle zurückkehrt, interessiert das dort fast keinen.

Wichtige Werte

"Das erdet dann einen wieder. Hier wird einem aufgezeigt, auf was es im Leben wirklich ankommt", meint Brodbeck. Er arbeitet derzeit als Heimleiter-Assistent im Haus auf dem Wimberg. Hier ist, das weiß der renommierte Handballschiedsrichter aus eigener Erfahrung, den Bewohnern und auch den Mitarbeiter wichtig, wie man sie anspricht oder wie sie behandelt werden. Obwohl: Werte wie Respekt und Verständnis ließen sich durchaus auch auf ein Handballspiel übertragen.

Und zu diesem Sport hat der heute 32-Jährige von Kindesbeinen an ein besonderes Verhältnis. Unweit der Halle des ehemaligen Bundesligisten TV Neuhausen geboren, war der Weg vorgezeichnet, zumal auch sein Vater und sein Onkel bei diesem Verein aktiv waren. Handball-Ikone Kurt Reusch war beim TV Neuhausen sein Trainer.

"Das kann ich auch", dachte sich der junge Hanspeter Brodbeck, als er darauf angesprochen wurde, ob er denn nicht Schiedsrichter werden. wolle. Schon mit 16 Jahren hatte er den notwendigen Schein. Er pfiff die ersten Jugendspiele, parallel dazu war er immer noch aktiv.

Die Anfangszeit als Schiri war schwierig – und so springen viele junge Schiedsrichter schnell wieder ab. Aber Hanspeter Brodbeck hielt durch. Mit ausschlaggebend war die gute Schiedsrichter-Betreuung in Metzingen und die Tatsache, dass er bald mit seinem heutigen Partner Simon Reich zusammen kam.

Gemeinsam bewältigten sie den weiteren Werdegang: Bald durften sie das HVW-Wappen, also das des Handballverbands Württemberg, auf der Brust tragen. Die Spielklassen wurden höher, das Schiedsrichter-Duo kam in den DHB-Nachwuchskader, was bedeutete, dass es vor allem Drittliga- und gelegentlich auch Zweitliga-Partien leiten durfte. Über den Anschluss und den Elitekader ging es auf nationaler Ebene weiter.

Etwas Besonderes

Das erste Bundesligaspiel, das das Gespann Brodbeck/Reich pfiff, war im Jahr 2013 THW Kiel gegen Tusem Essen. Zusammen mit dem Welthandballer Filip Jícha auf dem Platz zu stehen, das war, so erinnert sich Brodbeck, schon etwas Besonderes. Mittlerweile sind die beiden auf rund 200 Einsätze in den Bundesligen gekommen.

Auch international startete das Gespann durch. Großen Anteil daran hat seiner festen Überzeugung nach der gute Zusammenhalt unter den Schiedsrichtern und die Rückendeckung durch den Schiedsrichterausschuss mit Wolfgang Jamelle an der Spitze. Im Sommer 2016 leitete Hanspeter Brodbeck mit seinem Partner das Endspiel der Jugendeuropameisterschaft Kroatien gegen Frankreich. Wenn die deutsche Handball-Bundesliga nicht so stark wäre und auf europäischer Ebene fast überall vorne mitmischen würde, kämen auch Champions League-Spiele in Frage.

Dem studierten Theologen und Volkswirtschaftler, der als Referee zusammen mit seinem Partner noch Ziele hat, ist es wichtig, auf dem Spielfeld Werte wie Respekt und Toleranz zu vermitteln. Das gilt aber auch für seine Arbeit. Im Handball, so Brodbeck, sei Teamgeist wichtig, im Haus auf dem Wimberg, das er zum 31. Januar verlassen wird, um nach Tübingen zu wechseln, auch. Heimleiterin Monika Volaric und den Kollegen ist er dankbar, dass sie mit dafür gesorgt haben, dass er beiden Leidenschaften nachgehen kann.