Mit der Standardisierten Bewertung hat die Hermann-Hesse-Bahn eine sehr wichtige Hürde genommen. Foto: Landratsamt

Landrat Helmut Riegger kann Aufatmen: Verkehrsministerium segnet die Standardisierte Bewertung ab. Mit Kommentar.

Kreis Calw/Stuttgart - Jetzt ist der Weg für die Hermann-Hesse-Bahn frei. Das Verkehrsministerium hat die Standardisierte Bewertung für das Projekt geprüft und für gut und schlüssig befunden.

Lange mussten Calws Landrat Helmut Riegger und sein Hesse-Bahn-Team um Michael Stierle warten. Doch die Geduld und intensive Arbeit der Calwer Experten hat sich offenbar gelohnt.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass das Verkehrsministerium die Standardisierte Bewertung des Projekts einer intensiven Überprüfung unterzogen hat und zu einem eindeutigen und positiven Ergebnis gekommen ist. Demnach liegt der alles entscheidende Kosten-Nutzen-Faktor bei der vielfach als infrastrukturelles Jahrhundertprojekt bezeichneten Hermann-Hesse-Bahn deutlich über dem nötigen Wert von 1,0.

Ursprünglich gingen die Calwer Planer von einem Wert von 1,37 aus. Diesen korrigierte das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur in Stuttgart nun etwas nach unten und kommt auf eine Zahl von 1,2. Wie es zu dem geringeren Wert kam, ist nicht bekannt. Das dürfte nun auch keine wichtige Rolle mehr spielen. Wichtig für Riegger und sein Team ist nur, dass das Ministerium die Wirtschaftlichkeit der Schienenverbindung von Calw über Weil der Stadt nach Renningen definitiv bestätigt hat, somit der Weg für die Hesse-Bahn frei ist und der Landkreis Calw mit der Umsetzung der Pläne beginnen kann.

Für eine Stellungnahme zu der heiß ersehnten Entscheidung war gestern weder Calws Landrat Riegger noch einer seiner Mitarbeiter zu erreichen. Es gehört aber nicht viel Vorstellungskraft dazu, dass im Calwer Landratsamt symbolisch oder auch tatsächlich die Sektkorken knallen. Lange hat man für ein solches Ergebnis gearbeitet, gekämpft und sich auch mit Querschüssen aus dem Nachbarkreis Böblingen herumgeschlagen. Jetzt ist der Erfolg da.

Und jetzt wird man schnell in die konkrete Umsetzung des Projekts einsteigen. Denn die Zeit drängt. Bis 2019 muss die Hermann-Hesse-Bahn abgerechnet sein. Derzeit befindet sich das Vorhaben im Planfeststellungsverfahren für den zweigleisigen Ausbau der Strecke in Ostelsheim und für den neu zu bauenden Tunnel zur Abkürzung der Hacksbergschleife. Für die Erweiterung des Bahnhofs Renningen steht das Verfahren unmittelbar bevor. Zudem sollen bald erste Baumaßnahmen ausgeschrieben werden.

Auf der Agenda steht auch die Fahrbahnrobustheitsprüfung, eine Art Stresstest für die Hesse-Bahn, sowie die Klärung der Ausgleichsmaßnahmen im Naturschutz – etwa bei der Fledermaus-Frage.

Kommentar: Geschafft!

Sebastian Bernklau

Endlich! Der Kreis Calw darf sein wichtigstes Infrastrukturprojekt, die Hermann-Hesse-Bahn, tatsächlich bauen. Der Landkreis und besonders die Stadt Calw können sich nun ohne Vorbehalte auf die für die Stadt und die Region so wichtige Anbindung an das Stuttgarter S-Bahn-Netz freuen. Nachdem er sich mit großer Vehemenz für die Hesse-Bahn eingesetzt hat und einem seiner wichtigsten Ziele als Landrat des Kreises Calw einen entscheidenden Schritt näher gekommen ist, kann sich Helmut Riegger nun mit Recht in diesem Erfolg sonnen. Denn mit der Entscheidung des Ministeriums dürfte die politische Arbeit größtenteils getan sein. Dafür schlägt jetzt die Stunde der Planer, Praktiker und irgendwann auch der Bauarbeiter. Und die müssen sich ranhalten. Denn das Zeitfenster für die Umsetzung der Hermann-Hesse-Bahn ist nur noch sehr schmal.