Der Tag des offenen Denkmals bot auch im Kreis Calw besondere Einblicke, zum Beispiel im Zeller-Mörike-Garten in Nagold (links oben), wo das Augenmerk unter anderem den Arzneipflanzen galt. Um im Mittelalter gebräuchliche Schreibutensilien ging es im Hirsauer Klostermuseum – auf dem Bild (rechts oben) Besucherin Susanne Mast, die Leiterin der städtischen Museen, Felicitas Hartmann, und Museumsbetreuerin Monika Ternes (von links). In Bad Wildbad waren die Farben im Stadtbild Thema eines Stadtrundganges mit der Architektin und Stadtplanerin Claudia Krüger. Fotos: Geisel/Bausch/Ziegelbauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Tag des offenen Denkmals: Hirsauer Klostermuseum stellt Ausstellung vor / Stadtführung in Bad Wildbad / Einblicke in Apothekergarten

Von Bettina Bausch, Jacqueline Geisel und Heinz Ziegelbauer Kreis Calw. Der Tag des offenen Denkmals stand in diesem Jahr unter dem Motto "Farbe", die seit Urzeiten bei den bildhaften Darstellungen der Menschen eine wichtige Rolle spielt.Dem wollten die Museumsangestellten des Hirsauer Klostermuseums Rechnung tragen und gingen bei ihrer aktuellen Ausstellung besonders auf farbliche Gestaltungspraktiken der Hirsauer Mönche ein. Die Besucher erfuhren viel über das Skriptorium (Schreibwerkstatt), in der speziell dafür ausgebildete Mönche als "scriptores" (Schreiber) und "illustratores" (Bildgestalter/Maler) arbeiteten. In einem Raum des Museums konnten die interessierten Besucher die damals genutzten Schreibutensilien wie Schreibtafel, Griffel, Pergament und Gänsekiel bewundern.

Miniatur bedeutete Zinnoberrot

Besonders ging Initiatorin Brigitte Bernert auf die aus der Natur gewonnenen Farben der damaligen Zeit ein. Es wurden zum Beispiel Farbpigmente wie Azurit oder Purpur verwendet, Tinte wurde aus bestimmten Dornen gewonnen und Fischblasenleim wurde als Bindemittel eingesetzt. Für viele neu war die Erklärung des Begriffes "Miniatur". Was wir heute als zierliche Kleinmalerei verstehen, war ursprünglich eine Bezeichnung für die Farbe Zinnoberrot.

An der bekannten mittelalterlichen Abbildung des bedeutenden Hirsauer Abtes Wilhelm war zu sehen, wie in dessen Lebenszeit um 1050 nach Christus die Abbildungen und die Gestaltung der Initialen bei Buchtexten schon schlichter ausgeführt wurden. "Sie waren nicht mehr so mit Gold überfrachtet wie in den Jahrhunderten davor", so Bernert im Gespräch mit unserer Zeitung.

In Bad Wildbad gab es anlässlich des Tags des offenen Denkmals eine Stadtführung mit dem Schwerpunktthema "Farbgestaltung". Es ging um die Wirkung von Farben an Gebäuden und an Baudetails. Schon am Vormittag startete eine Gruppe Interessierter unter der Leitung der Architektin und Stadtplanerin Claudia Krüger (Kommunalentwicklung Stuttgart) zum etwa einstündigen Rundgang.

Mit dabei waren Marina Lahmann vom Stadtmarketing sowie Stadtbaumeister Peter Jung-Teltschik und seine Mitarbeiter Rüdiger Jungkind und Walter Knaus. "Es ist wichtig, dass Bad Wildbad in diesem Bereich attraktiv wird", führte sie beim Rundgang aus und erläuterte anhand einiger Objekte die positive Wirkung einer in das Stadtbild passenden Fassadengestaltung. Dass im Rahmen der Stadtsanierungsprogramme für Fassadengestaltungen in Calmbach und Wildbad öffentliche Zuschüsse auf Abruf bereitstehen, war von Stadtbaumeister Peter Jung-Teltschik zu hören.

Um die Zusammenhänge zwischen Farben, Licht und Sehen ging es am Nachmittag bei einem "Augenspaziergang" im Kurpark mit der Sehtrainerin Zita Schwab. Die Bedeutung und Wirkung von Farben erläuterte die Kunsthistorikerin Sieglind Kolbe bei einer Führung durch die katholische St. Bonifatius-Kirche.

Wie viel Geschichte in einem kleinen Garten stecken kann, stellte der Zeller-Mörike-Garten am Tag des offenen Denkmals unter Beweis. Was als Pfarrgarten begann, ist heute ein buntes Kulturdenkmal mitten in Nagold.

1831 erwarb der ehemalige Nagolder Bürgermeister Gottlieb Heinrich Zeller den Pfarrgarten in der Emminger Straße. Sogleich begann er mit der Umgestaltung zu einem Biedermeier-Garten in voller Blüte.

1832 erbaute Zeller die Gartenlaube "Vaterruh", 1862 folgte das Gartenhaus, auch "Schweizer Haus" genannt. Beide sind bis heute erhalten und können jeden Sonntag von Mai bis September besichtigt werden. Im selben Jahr erhielt Zeller außerdem Besuch von dem berühmten Pfarrer und Dichter Eduard Mörike aus Ludwigsburg. Beide Persönlichkeiten verliehen dem Garten seinen heutigen Namen.

Im Jahr 2003 gründete sich ein Förderverein für Erhalt und Pflege des Kulturdenkmals. 2008 erwarb die Stadt Nagold die Anlage, sanierte sie und eröffnete sie als historische Gedenkstätte neu.

Neu hinzu kam nach der Landesgartenschau der sogenannte Apothekergarten. Diesen hat der Förderverein der Anlage "geerbt", wie Vorsitzende Monika Schanz erklärte, und auf der Gartenanlage neu arrangiert. In zehn Beeten gedeihen derzeit etwa 30 Arzneipflanzen wie Kamille und Pfefferminz.

Anlässlich dieser Neuerung bot der Förderverein drei Führungen durch die Welt der Apothekenpflanzen an, welche in Zukunft fester Bestandteil des Programms im Zeller-Mörike-Garten werden sollen.