Die Schauspieler Ulrich Gebauer (rechts) stellte sich, wie auch Julia Nachtmann, den zwar wenigen Gästen des Calwer Premieren-Publikums, die dafür aber umso neugieriger und begeisterter waren. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Premieren-Publikum erlebt Schauspieler zum Anfassen – und bietet sich selbst als künftige Komparsen an

Von Axel H. Kunert

Calw. Vielleicht war es das traumhafte Wetter. Vielleicht die ungewöhnliche Uhrzeit am Nachmittag, dass sich am Sonntag nur wenige Neugierige zu einer ganz besonderen Kino-Premiere ins Neue Cinema Calw verirrt hatten.

Auf die paar, die kamen, wartete aber ein umso eindrucksvolleres Erlebnis: Die Schauspieler des zuvor gezeigten Films quasi zum Anfassen. Und dabei handelte es sich nicht um irgendeinen Film, sondern um den zweiten Teil in Spielfilmlänge der hinreißend komischen Schwaben-Mundart-Saga "Täterrätää! Die Kirche bleibt im Dorf 2", die es ja auch schon als Serie ins SWR-Fernsehen geschafft hat. Oder, wie es der Verkaufs-Chef der Stuttgarter Film-Verleihfirma Camino, Kamran Sardar Khan, im Anschluss an die Calwer Filmvorführung ausdrückte, dessen Firma den herrlich verrückten Streifen produziert hat: "Dieser Film hat dem SWR den Kopf verdreht."

Nicht nur dem SWR, denn die Story um die beiden eigentlich verfeindeten Orte Ober- und Unterrieslingen ließ auch das Calwer Premieren-Publikum nicht kalt.

Was wiederum für echte Gänsehaut bei den anwesenden Darstellern Ulrich Gebauer, im Film als "Pfarrer Schäuble" zu sehen, und Julia Nachtmann, alias die im Film hochschwangere "Klara Häberle", sorgte. "Es ist schon etwas sehr Besonderes, Ihre Reaktionen auf die Szenen so unmittelbar miterleben zu dürfen", freute sich Schwaben-Mime Gebauer. Und bereitwillig nahmen er sowie seine Kollegin sich Zeit, von den Dreharbeiten und den einzelnen Sets zu berichten. Wie zum Beispiel dem seltsam-urigen Hotel am Rande von Hamburg, das von "zwei uralten Damen" erschütternd gestrig geführt werde – aber den idealen Rahmen ausgerechnet für den absolut authentischen Nachbau einer schwäbischen Dorfkneipe bot.

Überhaupt die Ausstattung und die Atmosphäre von "Täterrätää! Die Kirche bleibt im Dorf 2". Die ist so perfekt und charmant übertrieben getroffen, dass man sich allein daran nicht sattsehen kann. Und da der Film davon erzählt, wie sich die beiden Film-Dörfer zusammenreißen, um mit einer gemeinsamen Bigband bei einem Contest Geld für ihre (höchstdramatisch) eingestürzte gemeinsame Dorfkirche zu gewinnen, gibt es auch noch einen Schwaben-Soundtrack, den – man kann’s kaum glauben – der "Fischkopp" Jörn Kux mit perfekter Leichtigkeit komponiert hat.

Was Verleiher Khan bei all dem besonders freut, wie er dem aufmerksam Calwer Publikum erzählt: "Als die Regisseurin Ulrike Grote den ersten Teil von ›Die Kirche bleibt im Dorf‹ den großen Produktionsfirmen anbot, wollte keiner einen Schwaben-Film haben." Allein die (gar nicht so) kleinen Verleiher aus Stuttgart waren interessiert und erkannten damals das Potenzial der Story. Es folgte der Überraschungs-Erfolg im Kino und dann sogar die TV-Serie. Und eben jetzt der zweite Teil fürs Kino, um den sich nun auch die Großen der Branche eifrig bemühten. Aber das Team um Filmemacherin Grote blieb den Stuttgartern treu. "Genau so sind wir Schwaben. Wenn es drauf ankommt, halten wir zusammen." Bei aller schwäbischen Streitkultur, für die es ja im Ländle unendliche Beispiele gäbe. Und von der eben auch nun einmal mehr dieser Kinofilm erzählt.

Der – auch das scheint sicher, denn der zweite Teil von "Die Kirche bleibt im Dorf" ist noch einen Tick besser als der erste Teil geworden – sicher auch noch eine dritte Fortsetzung erleben wird. Zu knuffig die Charaktere, zu sehr findet man die Menschen seiner eigenen Umgebung perfekt überzeichnet in dem Streifen wieder. Und genau dafür nutzte der ein oder andere aus dem Calwer Premieren-Publikum die Gelegenheit, um sich als künftiger Komparse oder Helfer am Schwaben-Set ins Gespräch zu bringen. Also warum nicht künftig auch Calwer Komparsen-Namen im Abspann einer dieser Mundart-Komödien lesen können?