Julian Sieber (am Ball) erzielte mit seinem Heber zur Nagolder 1:0-Führung gegen die Böblinger ein echtes Traumtor. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

VerbandsligaMannschaft von Trainer Hayer erweist sich technisch und taktisch flexibel

Von Albert M. Kraushaar

Die erste Hälfte der Spielrunde 2014/2015 der Verbandsliga Württemberg ist seit Samstag offiziell abgeschlossen. Die Fußballer des VfL Nagold stehen nach dem jüngsten 3:0 gegen die Sportvereinigung Böblingen auf Platz sieben – so gut wie nach keinem Spieltag in dieser Runde zuvor.

Dabei hat die Mannschaft von Trainer Sven Hayer die erste Halbsaison noch gar nicht komplett abgeschlossen. Am 6. Dezember steht noch das Nachholspiel in Schwäbisch Hall auf dem Programm

Eigentlich war am Freitagabend aus der Sicht der Böblinger eine knappe halbe Stunde nichts passiert. Abtasten, dahin plätschern, egal wie man das Spielgeschehen im zweiten Flutlicht-Derby in Nagold auch einstuft, nichts deutete bis dahin auf eine 0:3-Niederlage der Gäste hin.

Anders die Einschätzung von SVB-Trainer Mario Estasi. "Die tun nichts, die warten nur auf unsere Fehler", versuchte er seine Mannschaft noch zu warnen. Estasi hatte erkannt dass die VfL-Viererkette sehr hoch verteidigt, die Nagolder Stürmer sich auf Höhe der Mittellinie bewegen und nur darauf warten, einen Fehlpass aufzunehmen.

In dieser Phase spielte sich das Geschehen auf dem Platz geballt auf 20 bis 30 Meter hinter der Mittellinie im Nagolder Feld ab. die Gäste aus Böblingen suchten die Lücke, bis Daniel Schachtschneider in einen Ball von Lukas Wöhrle spritzte, sich im Zweikampf behauptete und das Spielgerät zu Julian Sieber durch steckte. Dessen Heber über den herausstürzenden Benjamin Brenken verdient das Prädikat "ganz große klasse".

Das 2:0 knapp 100 Sekunden später entstammte einer kurzen Unordnung der Böblinger Hintermannschaft. Gleich drei Gästespieler war es nicht gelungen, den Nagolder Torjäger Daniel Schachtschneider am Sechzehner am Schuss hindern. SVB-Schlussmann Brenken konnte zwar per Faustabwehr klären, doch der schnelle Francis Ubabuike war sofort zur Stelle und räumte ab.

Zwei Chancen, zwei Tore und die ganz souverän, so gnadenlos kann Fußball sein wenn eine Mannschaft, wie in diesem Fall die Böblinger, in der Tabelle hinten stehen.

Der VfL Nagold hat diese Phase in der laufenden Saison auch schon erlebt und ist aus ihr wider erwarten gefestigt hervorgegangen. Einmal weil es Trainer Sven Hayer geschafft hat, der Mannschaft mit dem Einbau von Francis Ubabuike und Tilo Renz mehr Geschwindigkeit zu verleihen, zum anderen steht die Abwehr um den am Freitag sehr stellungssichern Markus Link wieder sicherer.

Dazu kommt, dass Sven Hayer seit Wochen auf eine feste Stammelf bauen kann, in der es nur noch zu punktuellen Veränderungen – am Freitag stand Yannic Dengler für Luka Kravoscanec in der Startelf – kommt.

Während die anfänglich im sicheren Mittelfeld gestarteten Gäste ohne Lukas Zweigle, Ivan Varga Müller und Hans A. Thies inzwischen schon seit elf Spielen auf ein Erfolgserlebnis warteen, hat der VfL am Freitag den siebten Sieg eingefahren und ist seit der Gmünd-Partie ungeschlagen. Eine tolle Serie, freilich nicht immer mit schönen und guten Spielen, wie Sven Hayer gerne auf die Bremse tritt, aber in einem neuen Stil und der heißt "souverän".

Die Nagolder sind inzwischen in der Lage abzuwarten, sich den Gegner zurecht zu legen und blitzschnell zuzuschlagen. "Technisch, taktisch haben wir dazugelernt und sind flexibler geworden", viel mehr Lorbeeren lässt Hayer (noch) nicht gelten. Der Lohn sind 22 Punkte aus 14 Spielen und seit Freitag mit 25:22 Treffern auch eine positive Torbilanz plus einstelligem Tabellenplatz.

Am kommenden Samstag beginnt mit der Partie gegen den VfB Neckarrems die Rückrunde. Dabei kommt eine Mannschaft ins Reinhold-Fleckenstein-Stadion, mit der das Team von Sven Hayer noch eine Rechnung offen hat.

Am Nikolaustag will der VfL-Coach dann im Nachholspiel von 7. Spieltag nochmals die Rute auspacken. Bei den Sportfreunden Schwäbisch Hall sollen die 15 Spiele der Vorrunde mit einem Erfolg abgeschlossen werden. Schade, dass dann die Weihnachtspause den VfL Nagold ausbremst, zumal die Mannschaft inzwischen so schön in Schwung gekommen ist – wovon sich gegen die Böblinger wieder über 400 Zuschauer überzeugen konnten.