Bürgermeister Karlheinz Kistner (links) holte zusammen mit Verena Greger, Vorsitzende des Arbeitskreises Mobilität, Minister Winfried Hermann am Bahnhof Weil der Stadt mit dem Oberreichenbacher Elektro-Bürgerauto ab. Foto: Fritsch

Winfried Hermann macht sich in Calw für Schienenanbindung an Großraum Stuttgart stark. Kampf um Bundesmittel.

Calw - Symbolträchtiger hätte die Anreise von Winfried Hermann zu einem Vortrag der Volkshochschule (VHS) Calw kaum sein können. Die Bahnverbindung, die der Minister für Verkehr und Infrastruktur für seine Fahrt in die Hesse-Stadt nehmen wollte, gibt es seit dem Fahrplanwechsel im Dezember nicht mehr, wie VHS-Leiter Sebastian Plüer dem amüsierten Publikum mitteilte.

Dennoch fand sich eine umweltfreundliche Lösung. Bürgermeister Karlheinz Kistner holte Hermann kurzerhand mit dem Oberreichenbacher Elektro-Bürgerauto am Bahnhof Weil der Stadt ab.

Besser hätte kaum demonstriert werden können, wie notwendig die S-Bahn-Anbindung in Richtung Stuttgart für den Landkreis Calw ist. So stand das Projekt natürlich im Mittelpunkt der Veranstaltung. Hermann sieht in einer solchen Schienenanbindung an einen großstädtischen Raum durchaus eine Überlebensfrage für ländlich strukturierte Kreise wie Calw. Ohne ein gutes Mobilitätsangebot ziehen die Menschen weg. Die Re-Urbanisierung, so der Minister, also der Trend in die Städte, ist in vollem Gang. Und das bei anhaltend rückläufigen Geburtenraten.

Kosten sind mit 50 Millionen Euro "überschaubar"

So könnte die geplante Bahn von Calw nach Renningen durchaus Signalcharakter für ähnlich gelagerte Fälle haben. Denn, so der Minister: "So sichern wir den ländlichen Raum." Hermann steht hinter den Plänen: "Was wir tun können, tun wir." Auch in der Hochglanzbroschüre seines Ministeriums, die unter dem Titel "Die Zwischenbilanz" im Auditorium verteilt wurde, heißt es klipp und klar: "Stillgelegte Schienenstrecken mit Zukunftspotenzial müssen erhalten werden. Das Land fördert seit 2013 den Erhalt solcher Bahnen."

Hermann nennt weitere Pluspunkte: Die Trasse ist weitgehend noch vorhanden. Der Kosten-Nutzen-Faktor liege über eins. Auch die Kosten seien mit 50 Millionen Euro überschaubar. Dennoch ist es letztlich das Geld, was die Umsetzung so schwierig macht. Denn das aus Bundesmitteln gespeiste Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) läuft 2019 aus. Nun hat der Kampf um eine Nachfolgeregelung begonnen, wie es Hermann verdeutlichte. Das heißt schlichtweg, Geld des Bundes nach Baden-Württemberg zu bringen.

Gleichwohl wird das Projekt, sollte es zustande kommen, vom Land bezuschusst. Und zwar zu 50 Prozent und zum Festbetrag. Das heißt: Bei Kostenüberschreitungen ist das Land nicht dabei. Kürzungen sind das aus Sicht des Ministers nicht, wie ihm von den kommunalen Spitzenverbänden vorgeworfen worden war. Möglicherweise kann das zu mehr Kostendisziplin bei der Planung beitragen. Und sparen, so Winfried Hermanns praktische Erfahrungen aus anderen Nahverkehrsprojekten, lassen sich oftmals Beträge in Millionenhöhe, ohne dass die Qualität des Angebots leidet. Zudem müssten, so verlangen es die Landesrichtlinien, die Ressourcen vor Ort mobilisiert werden. Es müsse spürbar sein, dass die Region dahinter steht. Und natürlich signalisierten Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert, sein Althengstetter Amtskollege Clemens Götz und Landratstellvertreter Frank Wiehe, dass Kommunen und Landkreis voller Hingabe hinter dem Projekt stehen. "Wir erbringen alle Leistungen in den Kommunen", sagte der OB der Hesse-Stadt.