Jasmin Kolberg und Ulrich Schlumberger schufen mit ihrer Musik ein schimmerndes Klangnetz. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Marimba und Akkordeon schaffen Klänge "Zwischen den Welten" / Virtuoses Spiel

Calw-Hirsau. Weiche und volle Töne schwebten bei dem Konzert "Zwischen den Welten" durch die Aureliuskirche in Hirsau.

Die international bekannte Perkussionistin Jasmin Kolberg zählt an der Marimba und dem Vibraphon zu den Besten ihres Fachs und ist in Hirsau keine Unbekannte. Gemeinsam mit Ulrich Schlumberger am Akkordeon machte die Ausnahmekünstlerin den mittelalterlichen Kirchenraum zum Resonanzkörper, füllte ihn bis in die letzte Mauerfuge mit Schwingung und spann im voll besetzten Kirchenschiff ein schimmerndes, transparentes Klangnetz, aus dessen Fängen sich die Zuhörer am Ende nur zögerlich und ungern befreiten.

Mit dem Programm "Zwischen den Welten" machten sich Kolberg und Schlumberger auf die Spuren des argentinischen Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Piazzolla (1921-1992), der als Begründer des Tango Nuevo, einer zeitgenössischen kompositorischen Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino, gilt.

Internationale Einflüsse

Entlang der Lebens- und Entwicklungsgeschichte Piazzollas setzte das Duo deutsche, französische sowie italienische Einflüsse und Begebenheiten musikalisch in Beziehung und stellte Piazzollas Kompositionen neben Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750), Claude Debussy (1862-1918), Saverio Tasca (1963) und Max Reger (1873-1916), die Kolberg selbst für Marimba, Vibraphon sowie Akkordeon arrangiert hatte.

Gespielt wurden unter anderem die "Toccata" in e-moll von Bach, Debussys "La belle au bois dormant" (Dornröschen) und "Moment musical" von Reger sowie "Oblivion", "Marron y azul", Teile aus der "Tango Suite" und der "Libertango" von Piazzolla.

Doch nicht nur die an ein ganzes Orchester erinnernde Klangfülle des "Las maderas que cantan" – "das Holz, das singt", so ein in Mexico gebräuchlicher und treffender Ausdruck für die Marimba – begeisterte die Zuhörer. Auch optisch war das Spiel von Jasmin Kolberg ein Ereignis.

Mit vier Schlegeln gleichzeitig tanzte, schwebte, klopfte, hämmerte und streichelte Die Musikerin über ihr Instrument und entlockte ihm leise, wie hingehauchte, schnelle, drängende und laute Töne. Ebenso virtuos beherrschte Ulrich Schlumberger sein Akkordeon, das vor allem bei den Stücken Piazzollas die leidenschaftliche Seele des Tango gefühlvoll zum Ausdruck brachte.

Eine besondere Verbindung hat Jasmin Kolberg zu Hirsau und zur St. Aureliuskirche. Durch ihre verstorbene Tante, die in Hirsau lebte, kannte sie den Ort und erfreute bereits 2002 das Publikum mit einem Konzert in der alten Klosterkirche.

"Für mich ist es ein ganz besonderer Ort. Einen so guten Raumklang wie hier habe ich noch nirgends anders erlebt", so Kolberg, die die besondere Akustik der Kirche in der Vergangenheit für eine CD-Aufnahme nutzte.

Im Anschluss an das Konzert hatten die Zuhörer die Gelegenheit, die Marimba und das Vibraphon aus der Nähe zu bestaunen, den Instrumenten selbst einige Töne zu entlocken und mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.