Unter Mitwirkung syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge wird Mozarts "Cosi fan tutte" im Mai in Calw aufgeführt. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

"Cosi fan tutte" mit syrischen Flüchtlingen gastiert in Calw / Initiatorin Cornelia Lanz gibt vorab Einblicke

Von Bettina Bausch

Calw. "Ich komme aus Homs in Syrien. In unser Haus schlug eine Granate ein. Meine kleine Schwester Hanadi und ich wurden dadurch stark verletzt. Wir erlitten schwere Verbrennungen", berichtete der junge Syrer Ahmad Abbas eindrucksvoll. Der deutsche Journalist Carsten Stormer habe dann Fotos mit einem Hilferuf ins Internet gestellt. Freunde von ihm organisierten kurze Zeit später einen Rettungsflug nach München.

"Wir waren einige Monate im künstlichen Koma und waren nach dem Aufwachen überrascht, wo wir sind. Wir freuten uns dann sehr, dass wir in Sicherheit waren", so Abbas bei der Vorstellung eines ungewöhnlichen Opernprojekts, das profilierte Musiker und Theaterprofis zusammen mit Flüchtlingen aus Syrien auf die Beine gestellt haben. Auch einige weitere Darbietungen im Saal der Volkshochschule Calw, die vorab Einblicke gaben, waren herzergreifend und gingen den Besuchern durch Mark und Bein.

So die Szene, bei der drei Männer wie tot auf dem Boden liegen und von einer Überlebenden heftig beklagt werden. "Wenn du in Syrien wärst, würdest du sofort er -schossen", schreit sie einem männlichen Besucher zu. Sie zeigt anschließend auf eine Frau und ruft: "Wenn du in Syrien wärst, würdest du jetzt vergewaltigt". Diese Szenen gingen unter die Haut.

"Ich habe Ohnmacht empfunden angesichts des Leids, das über uns ausgeschüttet wurde, als der Bus mit den syrischen Kriegsflüchtlingen in Biberach ankam", erinnerte sich Opernsängerin und Initiatorin Cornelia Lanz. Es gebe nirgends so viel Leid und Langeweile wie in einer Asylbewerberunterkunft. Dies habe sie auf die Idee gebracht, mit dem Stuttgarter Verein "Zuflucht Kultur", mit Musikprofis, engagierten Bürgern und syrischen Flüchtlingen Mozarts Oper "Cosi fan tutte" zu inszenieren. Das Projekt führe Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen und gebe jenseits aller sprachlichen und kulturellen Barrieren den Mitwirkenden die Möglichkeit, ihrem Schicksal künstlerisch Ausdruck zu verleihen, so Lanz.

Allerdings wird das integrative Werk nicht originalgetreu aufgeführt, sondern es sind neue Elemente eingebaut, die einen deutlichen Bezug zum aktuellen Flüchtlingselend haben. So wird auf einen klassischen Opernchor verzichtet und stattdessen singt ein Flüchtlingschor das syrische Paradieslied "Janna". Die Gedichtinstallation eines politisch Verfolgten und Lieder eines afrikanischen Flüchtlings wurden ebenfalls in das Opernwerk integriert. Zudem wird eine Bildausstellung mit Flüchtlingsporträts an den jeweiligen Spielorten gezeigt.

Bis Mitte April sind jetzt großflächige Fotografien im Eingangsbereich der Volkshochschule Calw zu sehen. "Wir wollen mit der Oper ein Plädoyer für den Frieden halten", unterstreicht Initiatorin Lanz. Es wäre schön, wenn gerade auch viele Asylsuchende das bewegende Stück sehen könnten.

Volkshochschulleiter Sebastian Plüer zeigte sich glücklich darüber, dass es gelungen ist, die ungewöhnliche Aufführung auch nach Calw zu holen. Sie wurde schon mit viel Erfolg in mehreren größeren Städten gezeigt und wird nach der Calwer Aufführung nur noch in Karlsruhe und im Juni beim Kirchentag in Stuttgart zu sehen sein.

"Wir hoffen, dass die Einweihung der neuen Asylbewerberunterkunft auf dem Wimberg zeitgleich mit der Aufführung der Oper stattfinden kann", wünschte sich der Sozialdezernent des Kreises, Norbert Weiser. Landrat-Stellvertreter Frank Wiehe zeigte sich optimistisch, dass der Landkreis die Aufführung finanziell unterstützen wird.

Mozarts "Cosi fan Tutte" wird unter Mitwirkung von deutschen Musikprofis und zahlreichen syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen am 13. Mai ab 19.30 Uhr in der Calwer Aula aufgeführt.