Vertreter des Frauenhauses Calw, der Hochschule Pforzheim und der VHS Calw freuen sich über eine besondere Ausstellung, die sie in einer gelungenen Kooperation vorbereitet haben. Foto: Bausch

Vorsitzende von "Frauen helfen Frauen Calw" übt deutlich Kritik an Finanzierung durch Landkreise.

Calw - "Unfassbar. Häusliche Gewalt – einmal ganz öffentlich", so lautet das Motto einer Ausstellung mit Plakaten, die zehn Studenten der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim, Studiengang Visuelle Kommunikation, vorbereitet haben. Die aufrüttelnde Plakatreihe wurde jetzt im Gebäude der Volkshochschule (VHS) Calw mit stimmungsvoller Blues-Musik des Gitarristen und Sängers David Marienhagen und einigen Ansprachen eröffnet.

Die Ausstellung verbindet einprägsame Bilder mit aus- sagekräftigen Texten. Hierzu zwei Beispiele: Ein Bild zeigt eine geknickte Rose, aus der Blut heraustropft. Der Text darunter lautet: "Der erste Schlag ist der erste Knick, der für immer bleibt". Bei der Darstellung einer jungen Frau mit blutunterlaufenem Auge heißt es im dazugehörenden Text: "Wer mit einem blauen Auge davonkommt, sollte nicht zurückkehren."

"Unfassbar, dass wir eine Ausstellung zu diesem Thema machen müssen, dass es immer noch Männer gibt, die andere Menschen so brutal behandeln, dass sie an einen geschützten Ort flüchten müssen", betonte VHS-Leiter Sebastian Plüer bei der Vorstellung der Exponate. Ebenso unfassbar sei, dass Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser im Verborgenen arbeiten müssten und dieses Thema in der Öffentlichkeit keine große Rolle spiele.

Stillschweigende Duldung anprangern

Wie Sebastian Hackelsperger erläuterte, setzten sich zehn seiner Studenten im vergangenen Semester in Kooperation mit dem Calwer Frauenhaus und der VHS Calw mit dem brisanten Thema "häusliche Gewalt" auseinander. "Nach der Einführung in die Problematik kämpften die Studierenden im Wintersemester damit, diese Dramatik in Worte und Bilder zu fassen und aufzurütteln ohne zu belehren", unterstrich der Dozent. Alle 16 ausgestellten Exponate wollten wachrütteln und die stillschweigende Duldung der häuslichen Gewalt anprangern.

"Das Ausmaß der häuslichen Gewalt muss ans Licht kommen, nur dann finden sich genug Menschen, die diesen Missstand anprangern und dagegen kämpfen", forderte Margit Kömpf, die Vorsitzende des Trägervereins "Frauen helfen Frauen Calw". 20 000 Frauen mit fast ebenso vielen Kindern flüchteten jährlich in Deutschland in ein Frauenhaus.

Die Calwer Einrichtung habe in den 20 Jahren ihres Bestehens 1239 Frauen und 2008 Kinder aufgenommen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden waren. Kömpf übte deutlich Kritik an der Finanzierung durch die Landkreise nach Tagessätzen pro aufgenommener Person. "So hängen unsere Einnahmen an der Belegung, und wir sind aus Existenzgründen daran interessiert, dass möglichst viele Frauen unsere Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Das ist für uns eine widersinnige Situation", beklagte die Juristin.

Die Arbeiten können vom 15. April bis zum 6. Mai montags bis freitags zwischen 8 und 21 Uhr in den Räumen der Volkshochschule Calw besichtigt werden.