Lesung: Erster Weltkrieg zwischen Front und Heimat aus Sicht von Tagebuchschreiber

Calw. Begleitend zur Ausstellung über den Ersten Weltkrieg, die derzeit an der Volkshochschule Calw gezeigt wird, gibt es am kommenden Mittwoch, 23. November, ebenfalls in der Alten Lateinschule Calw eine Lesung mit Originaltexten aus der Zeit des Krieges.

Geschehen begleitet

Zwei Tagebuchschreiber im Ersten Weltkrieg stehen hierbei im Blickpunkt des Interesses: der Heidelberger Historiker, Familienvater und freiwillige Rotkreuzhelfer Karl Hampe sowie der Münchner Schriftsteller, Frauenverführer und Anarchist Erich Mühsam.

Beide sind sie zu alt oder zu krank, um aktiv am Kriegsgeschehen teilnehmen zu können. Mit ihrer Feder begleiten sie das Geschehen und schreiben kontinuierlich Tagebuch. Sie werden damit zu Chronisten des Kriegsalltags an der so genannten Heimatfront. Ihre Sicht auf die Meldungen von der Front und den Alltag zu Hause könnte unterschiedlicher nicht sein.

Zugleich leben sie ihr Leben: schreiben, lieben, engagieren sich und sie bewerten die Nachrichten über Siege sowie Niederlagen aus ihrer jeweiligen politischen Überzeugung heraus.

Literarische Positionen

Die Auszüge aus den Kriegstagebüchern werden ergänzt durch literarische Positionen von Ernst Toller sowie Walter Benjamin, expressionistische Gedichte von Alfred Lichtenstein und Jakob von Hoddis, Briefe von Kindern, Soldaten, Müttern und Vätern. Das Kaleidoskop der Meinungen verdichtet sich zu einem Bild vom Alltag an der Heimatfront im Deutschland der Jahre 1914 bis 1918.

Die Lesung "unbegreiflich auf eine neue, fürchterliche, tödliche Art" (Rilke), erzählt in knapp einer Stunde von den Themen des Ersten Weltkrieges; über Fronterfahrungen, die Situation von Frauen und Kindern, über den Hunger, die Auszehrung und Verstörung einer Gesellschaft, die begeistert in den Krieg zog und erschüttert aus ihm zurück kam.

Die Schauspieler Uwe-Peter Spinner und Regina Lebherz werden die Texte im Rahmen der von der Dramaturgin Sabine Brandes entwickelten Lesung vortragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich; die Veranstaltung ist gebührenfrei.