Für das Freiwillige Soziale Jahr im Rettungsdienst des DRK sind Absolventen mit Migrationshintergrund gerne gesehen, wie Rettungswachenleiter Sven Brodmann (links) und FSJler Ertan Yorganci unterstreichen. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Ertan Yorganci absolviert Freiwilliges Soziales Jahr beim DRK / Bewerber mit Migrationshintergrund willkommen

Von Steffi Stocker

Calw. Eigentlich ist er ein junger Mann, wie viele andere. Nach seinem Abitur auf dem Infotechnischen Gymnasium hatte Ertan Yorganci noch keine genauen Zukunftspläne. Nicht nur deshalb absolviert er ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Rettungsdienst - und erlebt seine türkische Muttersprache als Segen.

"Die Erleichterung in den türkischen Familien sind deutlich spürbar", erzählt Yorganci. Dabei wägt er stets ab, wann er mit einer Übersetzung eingreift. Zuweilen werde von seinen Sanitäter-Kollegen nonverbal dazu aufgefordert. "Auch der Notarzt ist froh, wenn er sachlich mehr Informationen erhält, die sich hauptsächlich auf das Wissen um Vorerkrankungen und Allergien beziehen", erzählt der 21-Jährige.

Zwar staunten die Betroffenen, weil man ihm die Herkunft nicht ansehe, aber ihnen fiele es eben leichter, sich in ihrer Muttersprache zu äußern, so der FSJler. Je nach Schwere des Vorfalls befände ja auch er sich in einer Stresssituation und muss gleichwohl den Patienten helfen.

Kein Einsatz auf dem Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sei wie der andere. Als FSJler ist er zudem auf allen Fahrzeugen im Landkreis eingesetzt. "In Calw ist vor allem tagsüber immer viel los", stellt Yorganci fest.

Der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein und Erzählungen seiner Mutter, die als Arzthelferin arbeitet, waren die Vorkenntnisse, mit denen Ertan Yorganci sein Freiwilliges Soziales Jahr begann. Auch Berichte eines Mannschaftskameraden im Fußballverein, der das FSJ schon hinter sich hatte, haben dazu beigtragen. Und den Rettungswachenleiter Sven Brodmann kannte er bereits.

"Außerdem hatte ich schon immer medizinisches Interesse und bin fasziniert davon, was auf diesem Gebiet alles möglich ist", berichtet der junge Mann. Beeindruckend war das Krankenhauspraktikum. Nach der vierwöchigen Ausbildung zum Rettungshelfer an der Landesschule in Pfalzgrafenweiler erhielt er Einblick in die Arbeit auf der Intensivstation und dem Operationssaal.

"Ergreifend war auch die Erfahrung einer Geburt per Kaiserschnitt und die ersten Töne des Babys mitzuerleben", erzählt er. Insgesamt sei das FSJ eine Bereicherung. Es trage zu seinem Reifeprozess bei. Er könne andere nur dazu ermuntern, es ihm gleich zu tun. Große Akzeptanz statt Vorurteilen habe er erlebt. "Keiner wird allein gelassen und bei Bedarf gibt es Hilfe, um die Einsätze zu verarbeiten", hebt Yorganci das Miteinander unter den Rettungssanitätern hervor. "Wir sind aufgeschlossen für alle Bewerber", unterstreicht Brodmann.