Alexandra Freimuth, Regionaldirektorin Süd des Kreisklinikums Calw-Nagold, ließ es sich nehmen, unter der Anleitung von Chefarzt Arkadiusz Praski am Laparoskopie-Trainer auch selbst einmal das minimal-invasive Operationsbesteck ausprobieren. Foto: Kunert

Rund 500 Geburten im Jahr. Probleme mit zeitweiser Schließung des Kreißsaals überwunden.

Calw - Familientag in der Calwer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Einen ganzen Tag lang herrscht eine ganz andere Art von "Aufregung" – nachdem die Klinik vor allem wegen Einschränkungen im Kreißsaalbetrieb in den Schlagzeilen war.

Heute stehen ganz die jungen Familien im Mittelpunkt. Die Nachwuchs planen, wo er sich vielleicht schon ankündigt, die auf der Suche sind nach einem passenden Ort, wo die eigenen Kinder das Licht der Welt erblicken sollen. Was man als Besucher auf der Calwer Babystation sofort merkt: Hier herrscht ein herzlicher, ein fröhlicher, ein familiärer Umgangston. Ein toller Ort für den Start ins Leben.

Die Calwer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe gilt mit derzeit rund 500 Geburten im Jahr als kleine Geburtsklinik. Das genau aber sei auch ihre Stärke, unterstreicht Ingrid Geiss, die Stationsleiterin, beim Rundgang durch die Abteilung. Seit 40 Jahren arbeite sie bereits als Krankenschwester – viel, sehr viel Erfahrung. Ein halbes Dutzend Babys seien im Augenblick hier, nur ein Zimmer sei frei – für den heutigen Tag wurde es zum Spielzimmer für Geschwister-Kinder umfunktioniert. Hier können sie sich knallbunt schminken lassen. Oder sich austoben.

Vor dem Spielzimmer knoten Julia Sukatsch, die leitende Hebamme, und ihre Kolleginnen farbige Luftballons zu lustigen Tieren. Die eindrucksvolle Fingerfertigkeit komme vielleicht vom routinierten Nabelschnur-Abbinden, feixen sie. Die Hebammen hier in der Calwer Geburtsstation haben aber auch wieder allen Grund zum Lachen: Nachdem zwei neue Hebammen sich kurzfristig hierher beworben hatten, konnte der jüngste personelle Engpass, der zur mehrwöchigen, samstäglichen Schließung des Calwer Kreißsaals geführt hatte, vorzeitig überwunden werden.

Samstag offenbar ein Mysterium

Auch Alexandra Freimuth, Regionaldirektorin Süd des Kreisklinikums Calw-Nagold, hat entsprechend gute Laune, als sie zum Familientag der Calwer Geburtsstation stößt. Sie bestätigt, dass es wegen der Kreißsaal-Schließung in den vergangenen Wochen zu keinerlei kritischen Situationen gekommen sei. Tatsächlich sei es so, dass es wirklich ausgerechnet an Samstagen stets weniger Geburten in Calw gebe als an anderen Wochentagen – das habe ein Blick in die Statistik ergeben, als man den idealen Tag für die unumgängliche Kreißsaal-Schließung gesucht habe. Warum aber ausgerechnet an Samstagen weniger Babys auf die Welt wollen? "Ein Mysterium, ein großes Geheimnis." Vielleicht sei es die Sportschau oder die tolle Möglichkeit, an diesem Tag shoppen zu gehen, frotzeln die Damen von der Geburtsstation.

Beim Chefarzt der Calwer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Arkadiusz Praski, geht es etwas ernsthafter zu. Er bietet einen Vortrag über die neuesten, modernen Operationstechniken in der Gynäkologie an – mit anschließender praktischer Vorführung am Laparoskopie-Trainer, wo jeder auch selbst einmal das minimal-invasiven Operationsbesteck ausprobieren darf. Praskis Vortrag allerdings ist erstmal nichts für zarte Seelen. Der Mann ist absoluter Profi – und daher hält er sich nicht lange mit theoretischem Geplänkel auf. Er zeigt in Bild und Video "am lebenden Objekt", wie so eine Endoskopie im Detail aussieht. Wer das nicht gewohnt ist, muss erstmal ob der Bilder schlucken.

Aber: Mehr Informationen, Aufklärung und Transparenz zu diesen medizinischen Themen geht einfach nicht. Das findet wohl auch Praskis Publikum, das überwiegend aus Frauen bestehet – denn die geht das hier ja vor allem etwas an. Sie schenken jede Sekunde ihre volle Aufmerksamkeit dem Gehörten und Gezeigten.

Okay, zum angebotenen Mittagstisch unten im Calwer Krankenhauscafé sollte man nach Praskis Ausführungen eher nicht gleich gehen. Aber es gibt ja auch noch den "Marktplatz der Möglichkeiten" zum Familientag, mit allerlei Infoständen – etwa vom ADAC, der über perfekte Autokindersitze informiert; oder dem Calwer Sanitätshaus Reutter, das Produkte rund um Schwangerschaft und Frauengesundheit mitgebracht hat. "Pro Familia" und die "Frühen Hilfen" des Calwer Landratsamtes sind mit Beratungsangeboten vertreten, wobei es bei letzterem noch mal sehr ernst wird.

Schütteln kann ganz schlimme Folgen haben

Nicole Bühler ist die Netzwerk-Koordinatorin der "Frühen Hilfen". Und sie hat eine etwas gruselige Baby-Puppe mitgebracht, eine mit einer gläsernen Schädeldecke und freiliegendem Plastik-Gehirn. Ihr Thema: jungen Eltern beizubringen, ihr Neugeborenes wirklich niemals zu schütteln – etwa, weil es nicht aufhören will zu schreien. Ist das denn ein Problem? "Das kommt leider sehr viel häufiger vor als man denkt", so Bühler. Und sie demonstriert an der Puppe, was dabei passiert: Durch das Schütteln wird das Baby zwar tatsächlich ruhig, aber nur, weil sensible Kapillargefäße im Nacken, die dessen Atmung steuern, durch das Schütteln verletzt werden. Die Atmung setzt aus, was zur Sauerstoffunterversorgung des Gehirns führt. Schwere Hirnschäden oder gar der Tod sind die Folge.

Man muss schon wieder schlucken. Aber beim zweiten Nachdenken kann man sich auch darüber freuen, dass hier in der Calwer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe auch an diese Themen präventiv gedacht wird. Und es hier solche Informationsangebote gibt.