LeichtathletikNeuhengstetter Kugelstoßer in Prag auf Platz acht
Von Saskia Drechsel
Tobias Dahm, Kugelstoßer aus Neuhengstett, hat bei seinem ersten Meisterschaftseinsatz im Trikot der deutschen Nationalmannschaft restlos überzeugt: Bei der Hallen-Europameisterschaft der Leichtathleten in Prag erreicht er mit 19,97 Metern überraschend das Finale der besten acht.
Damit hatte der 27-Jährige, der für den VfL Sindelfingen an den Start geht, selbst nicht gerechnet. Noch spannender als der Endkampf war für Tobias Dahm der Vorkampf, in dem er mit 19,97 Metern eine neue persönliche Bestmarke erreichte.
Wie schon so oft war der Kugelstoßer aus Neuhengstett im ersten Durchgang eines Wettkampfes hoch konzentriert. Auf seinen Versuch folgte ein langer Schrei. Auch der Athlet merkte: Das war ein weiter Stoß. Gemessen wurden 19,97 Meter. Damit hatte Tobias Dahm nicht nur eine neue Bestleistung erzielt, nach dem ersten Durchgang lag er sogar auf Platz sechs in der Gesamtwertung. Nach langem Warten dann der zweite Versuch, Dahm hatte die 20 Meter vor Augen, wollte es über die magische Marke schaffen und setzte erneut einen starken Stoß.
Doch wie in Karlsruhe verlor er auch in Prag das Gleichgewicht, berührte den Boden außerhalb des Rings und machte so seinen Stoß ungültig. Inzwischen hatten noch zwei weitere Konkurrenten weiter gestoßen und Tobias Dahm überboten. Damit war er auf den achten Platz abgerutscht, eine Platzierung, die zwar immer noch die Qualifikation für das Finale bedeutete, aber wehe einer der 24 übrigen Kugelstoßer hätte die 19,97 Meter noch überboten.
In seinem letzten Versuch konnte sich Tobias Dahm nicht verbessern, er erzielte 19,50 Meter. "Die letzten 45 Minuten waren sehr anspannend. Es hätten noch einige weiter stoßen können", beschreibt Dahm die Zitterpartie. Doch keiner der Konkurrenen kam an die scheinbar in Stein gemeißelte Weite von Tobias Dahm heran. Beim Stoß des Bulgaren Georgi Ivanov sahen schon viele die Finalchance von Tobias Dahm schwinden, doch es wurden zwei Zentimeter zu wenig gemessen.
Als Letzter trat der Tscheche Tomáš Stanek in den Ring. Mit seinem Heim-Publikum im Rücken wollte er es noch im letzten Durchgang ins Finale schaffen. "Ich habe nicht hingeschaut bei seinem Versuch", gestand der Neuhengstetter. Doch der letzte Versuch Staneks wurde ungültig gegeben, Tobias Dahm hatte den Einzug ins Finale geschafft. "Ich bin zufrieden. Ich war als 22. oder 23. gemeldet. Jetzt bin ich als Achter im Finale", sagt Dahm, der seinen Konkurrenten mehr zugetraut hätte, einige davon schieden ohne gültigen oder guten Versuch aus. "Beim Einstoßen hat man schon gesehen, dass man als Drehstoßer weit stoßen kann. Aber man muss den Versuch auch halten."
Auch für das Finale am Folgetag hatte Dahm schon ein klares Ziel: "Wer 19,97 Meter stehen hat, der will jetzt 20 Meter stoßen – also voller Angriff in den sechs Versuchen."
Doch Tobias Dahm musste dem harten Wettkampf am Vortag Tribut zollen. Sein Ziel, endlich die 20-Meter-Marke zu knacken, erreichte er nicht. Dahm gelang dennoch ein guter Abschluss. Seine Tagesbestweite erzielte er erneut im ersten Versuch. Bei 19,58 Metern landete die 7,26 Kilogramm schwere Kugel. Es folgten weitere drei Stöße über die 19-Meter-Marke, doch der Neuhengstetter konnte sich nicht weiter steigern. Während Weltmeister David Storl mit 21,23 Metern seinen ersten Hallen-Europameistertitel feierte war Dahm mit seinem achten Platz zufrieden, auch wenn er sich etwas mehr erhofft hatte.
"Leider lief es heute nicht so, wie ich es gern gehabt hätte. Ich habe heute alles versucht, nur wollten meine Beine leider nicht so zucken, wie ich das gern gehabt hätte. Mit Platz acht bei meiner Europameisterschafts-Premiere und neuer persönlicher Bestleistung muss ich zufrieden sein. Ich bin auch zufrieden."
Nun steht erst einmal eine kleine Trainingspause an, dann geht es weiter mit der Vorbereitung für die Freiluftsaison. "Ich will im Aufbau für den Sommer voll ran klotzen, dass endlich diese 20 Meter fallen."