LeichtathletikOstelsheimer Kugelstoßer holt sich bei der deutschen Hallenmeisterschaft mit 19,61 Metern die Silbermedaille

Von Saskia Drechsel

Kugelstoßer Tobias Dahm aus Ostelsheim hat bei der deutschen Hallenmeisterschaft der Leichtathleten in Karlsruhe mit 19,61 Metern die Silbermedaille gewonnen. Besser war nur Weltmeister David Storl.

Jede Menge Normen für die Hallen-EM, viele Bestzeiten und umjubelte Topleistungen waren am Wochenende in der Karlsruher Messehalle geboten. Insgesamt 72 Einzel-Medaillen wurden vergeben. In der gut mit Zuschauern gefüllten Halle brachte die schnelle Bahn im Innenraum Top-Leistungen wie am Fließband.

Die eigens für die Hallen-Leichtathletik-Events hergerichtete Messehalle glänzte mit besten Bedingungen für die Athleten und auch die Stimmung trug ihren Teil dazu bei, von den Tribünenrängen wurde den Sportlern mächtig eingeheizt. Diese Vorteile wusste Tobias Dahm, der für den VfL Sindelfingen startet, zu nutzen. Nach zuletzt eher durchwachsenen Leistungen zeigte er Nervenstärke. Der Kampf um die Medaillen im Kugelstoßen war lange offen – zumindest der um Silber und Bronze, denn die Goldene, das stand nach seinem ersten Stoß schon fest, gebührte Weltmeister David Storl. Der Neu-Leipziger hatte den Zuschauern die 21 Meter versprochen und hielt sein Versprechen. Im letzten Durchgang stieß er 21,26 Meter weit.

Zu diesem Zeitpunkt hatte auch Tobias Dahm Grund zum Jubeln. Nachdem er zuletzt mit der 19-Meter-Marke kämpfen musste, flog die Kugel bereits im ersten Versuch deutlich darüber und landete bei 19,23 Metern. Hinter David Storl reihte sich Tobias Dahm damit auf Anhieb als Zweitplatzierter ein. So konnte es weiter gehen. In Versuch Nummer zwei blieb er weiterhin locker und konnte sich steigern: 19,41 Meter wurden gemessen.

Im dritten Durchgang klappte es noch besser. Tobias Dahm trat in den Ring und stieß seine Kugel mit einem lauten Schrei von sich. Auch die Mimik nach dem Versuch verriet: Er schien mit seinem Versuch recht zufrieden zu sein. Gemessen wurden 19,61 Meter. Damit blieb der Zwei-Meter-Mann zwar weiterhin unter seiner Hallenbestmarke, die er Mitte Januar mit 19,76 Metern in Sassnitz aufgestellt hatte, konnte aber zumindest seiner Bestleistung und der Norm für die Hallen-Europameisterschaften (19,70 Meter) wieder etwas näher kommen. Mit dem erfolgreichen Versuch fiel eine ganze Menge Druck vom 27-Jährigen ab, dessen großes Ziel schließlich die Hallen-EM in Prag und ein allererster Einsatz im Nationaltrikot sind.

Vielleicht auch aus diesem Grund blieben die nächsten beiden Stöße durchwachsen. Zwei weniger weite Versuche machte Tobias Dahm ungültig. Nun war für aber Zittern angesagt. David Storl lag weit enteilt auf Platz eins, dahinter konnten Tobias Dahm aber noch einige Kandidaten gefährlich werden und ihm die Medaille noch vor der Nase wegschnappen – allen voran Christian Jagusch, der in der deutschen Bestenliste mit 19,87 Metern immer noch Platz zwei einnimmt.

Ungültiger Versuchlandet bei 20 Metern

Doch der Drehstoßtechniker aus Neubrandenburg hatte keinen guten Tag erwischt. Mit lediglich zwei Versuchen überbot er überhaupt die 19-Meter-Marke. Doch Drehstoßern können immer wieder für Überraschungen sorgen, das war auch Tobias Dahm klar. Zwar misslingen deutlich mehr Stöße, doch für den ganz großen Coup genügt ein einziger weiter Versuch. Gespannt schaute der Ostelsheimer deswegen auf Jaguschs sechsten und letzten Versuch, doch auch der war kein weiter Stoß.

Tobias Dahm stand also als Silbermedaillengewinner fest und setzte zu einem letzten Versuch an. Die Kugel flog so weit wie noch nie auf die blauen Matten. Tobias Dahm war sich dem wohl bewusst und versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht im Ring zu halten – vergebens. Er berührte den Abstoßbalken. Der Versuch war wohl der 20-Meter-Marke gefährlich nahe gekommen, wurde aber von den Kampfrichtern als ungültig gewertet.

Doch trotz allen Ärgers über das Unglück im letzten Stoß, die Freude über Platz zwei war riesengroß Nachdem er im Sommer noch von Christian Jagusch geschlagen worden war, hat er sich nun Silber geholt und darf sich jetzt auf die Europameisterschaft freuen.

"Mit meinem Platz bin ich auf jeden Fall zufrieden. Der letzte Versuch war weit. Leider bin ich aus dem Ring gefallen. Das war richtig ärgerlich", meinte Tobias Dahm. "Ich bin richtig gut in den Wettkampf eingestiegen, habe dann aber den Faden verloren, erst am Ende habe ich mich auf meine Stärken zurückbesonnen", sagte Dahm, der am liebsten noch einmal die geforderte Weite für die Hallen-EM gestoßen hätte, um ganz auf Nummer sicher zu gehen.

Nun wird er sich voll auf die Vorbereitung auf die Europameisterschaft konzentrieren. "Ich nehme zwei Wochen Urlaub und bereite mich vor. Am Montag geht es wieder los. Ich will, dass auch meine aggressiven Stöße technisch sauber sind. Aber ich denke, dass ich weit stoßen kann, das habe ich heute schon einmal gezeigt."