Felicitas Hartmann, Herbert Schnierle-Lutz, Oberbürgermeister Ralf Eggert und der Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen, Thomas Schmidt, (von links) vor einer Fotografie, die Hermann Hesse und Theodor Heuss in freundschaftlicher Verbundenheit zeigt. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Wanderausstellung "Der schreibende Präsident" eröffnet / Zusammenarbeit soll intensiviert werden

Von Annette Selter-Gehring

Calw. Den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss (1884 bis 1963) und den Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse (1877 bis 1962) verband eine tiefe literarische und persönliche Freundschaft. In einer Wanderausstellung unter dem Titel "Der schreibende Präsident. Theodor Heuss und die Literatur", die im Calwer Hesse-Museum noch bis zum 14. September zu sehen ist, wird diese Facette des Politikers, Pazifisten, Literaten und Schwaben Theodor Heuss beleuchtet.

Bei der Eröffnung der Ausstellung im Calwer Hesse-Museum begrüßte Oberbürgermeister Ralf Eggert die Kooperation mit der im Deutschen Literaturarchiv in Marbach angesiedelten Arbeitsstelle für literarische Museen und mit dem Theodor-Heuss-Museum in Brackenheim, dem Geburtsort des ersten Bundespräsidenten. An die Adresse des Leiters der Arbeitsstelle, Thomas Schmidt gewandt, verwies Eggert auf die auch zukünftig geplante enge Zusammenarbeit, die nicht nur "für die Museumsstadt Calw fruchtbar" sei.

Grundlage der von der Arbeitsstelle für literarische Museen (alim) konzipierten Ausstellung ist die Zusammenarbeit von Heuss und Hesse an der von Hesse mitbegründeten politisch-literarischen Zeitschrift "März" in den Jahren von 1913 bis 1917. "Wir haben uns erlaubt einen Calwer, einen Hesseschen Bezug hinzuzufügen", so Felicitas Hartmann, die Leiterin der Calwer Museen. Experte Herbert Schnierle-Lutz hat aus einem im Besitz des Hesse-Museums befindlichen Fotoalbum fünf Fotografien eines gemeinsamen Aufenthalts der beiden Männer 1957 im schweizerischen Sils Maria ausgewählt. Diese dokumentieren die Freundschaft von Heuss und Hesse bildhaft und zeigen den sonst meist ernst dargestellten geborenen Schriftsteller in Gesellschaft von Heuss tatsächlich lächelnd. Die großformatig aufgezogenen schwarz-weißen Fotografien sind Eye-Catcher der aktuellen Ausstellung.

Ein in den vergangenen Jahren neu erwachtes Interesse an Theodor Heuss, machte Thomas Schmidt, der Leiter der alim, aus. In seiner Einführung ging er auf die in der Ausstellung beleuchteten literarischen Bezüge in Heuss’ Leben ein. Wie kein anderer deutscher Politiker sei Heuss ein Mann der Literatur gewesen. Als Journalist, Lektor, Herausgeber, Essayist, Kritiker und Funktionär betätigte er sich, verfasste unzählige Briefe und unterhielt Korrespondenzen mit namhaften Autoren seiner Zeit. Seine Reden als Bundespräsident waren bekannt für ihre sprachliche und literarische Güte. Er war Vorsitzender des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller, Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtkunst und wurde mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Neben allen Fakten und Informationen lässt sich in der Wanderausstellung vor allem der Mensch Heuss mit seinen Überzeugungen, seinem steten Streben nach einer offenen, demokratischen Gesellschaft und mit seinem natürlichen, humorvollen Wesen, das ihn beim Volk so beliebt machte, entdecken.