Im Kreis Calw ist die Zahl der Verkehrsunfälle leicht zurückgegangen, während sie im Land anstieg. Foto: © benjaminnolte/Fotolia.com

Verkehrsunfallzahlen gegen den Landestrend gesunken. Hauptrisikogruppe sind junge Erwachsene zwischen 18 und 24.

Karlsruhe/Kreis Calw - Die Straßen im Kreis Calw sind im vergangenen Jahr gegen den Landestrend sicherer geworden. Während hier die Zahlen leicht um 0,8 Prozent auf insgesamt 3035 Verkehrsunfälle sanken, stiegen sie in Baden-Württemberg im Vergleich um ein Prozent an.

Dies gab das zuständige Polizeipräsidium Karlsruhe während seiner Jahrespressekonferenz zur Vorstellung der Verkehrs-Unfallstatistik 2016 bekannt. Wie Polizeivizepräsident Franz Semling dabei mit Blick auf die Zahlen des gesamten Präsidiums kommentierte, gäbe es insgesamt für die durchweg positiven Zahlen im Berichtszeitraum nur einen "leichten Wermutstropfen" – und zwar bei der Zahl der Verunglückten beziehungsweise Verletzten nach Unfällen.

Drastischer Rückgang bei Verkehrstoten

Während es im Kreis Calw insgesamt einen Rückgang bei Unfällen mit Personenschaden gab – und zwar von 6,5 Prozent auf 419 Unfälle (Vorjahr: 448) –, stieg die Zahl der dabei Verunglückten jedoch gleichzeitig um 0,9 Prozent auf 583 Verletzte (Vorjahr: 578) leicht an.

Worüber man sich im Polizeipräsidium Karlsruhe besonders freut: Im gesamten Zuständigkeitsbereich mit Stadt und Landkreis Karlsruhe, der Stadt Pforzheim, dem Enzkreis und dem Kreis Calw sank die Zahl der Unfalltoten im vergangenem Jahr "drastisch" um exakt ein Drittel von 45 (2015) auf 30 Personen. Was auch für den Kreis Calw galt: Hier wurden im abgelaufenen Jahr auf den Straßen fünf Personen (2015: acht Personen) getötet, was rechnerisch sogar einem Rückgang von 37,5 Prozent entspricht. Für Polizeivizepräsident Franz Semling setzt sich damit eindrucksvoll ein langjähriger Trend fort. So waren beispielsweise im Jahr 2003 im Bezirk noch 90 Personen – also dreimal soviel wie 2016 – im Straßenverkehr umgekommen.

Eine ebenfalls sehr positive Entwicklung, so Semling weiter: ein sehr deutlicher Rückgang auch bei der Zahl der verunglückten Kinder im Berichtszeitraum. Präsidiumsweit konnten hier 6,3 Prozent weniger Fälle verzeichnet werden, die Zahl sank von 352 (2015) auf 330 Betroffene.

Eltern schnallen ihre Kinder oft nicht an

Auch hier sehen die Zahlen für den Kreis Calw sogar noch einmal positiver aus: Hier waren Kinder im Jahr 2016 in insgesamt nur zehn registrierten Unfällen verwickelt, was einem Rückgang von 47,4 Prozent entspricht (Vorjahr: 19). Allerdings: Bei der Zahl der verunglückten Kinder als Pkw-Insassen ist gegenüber dem Jahr 2015 (7) ein deutlicher Anstieg beziehungsweise einer Verdoppelung auf 14 verunglückte Kinder feststellbar. Die verunglückten Kinder als Pkw-Insassen stellten somit 56 Prozent der verunglückten Kinder im Kreis. Besonders tragisch: die Zahl der schwer verletzten Kinder stieg hier innerhalb Jahresfrist von drei auf sechs Kinder an – ebenfalls eine Verdoppelung.

Kontrollen gegen zu geringen Abstand

Vermutete Ursache hier: Nach Beobachtungen des Polizeipräsidiums Karlsruhe nimmt die Disziplin beim Anschnallen im Straßenverkehr weiter ab. Bei Verkehrsüberwachungen im vergangenen Jahr wurden 8200 Fälle von nicht angelegten Sicherheitsgurten geahndet – in 747 Fällen waren dabei Kinder nicht ordnungsgemäß angeschnallt gewesen. Eine "viel zu hohe" Zahl, die aus Sicht der Polizei "absolut nicht nachvollziehbar" ist. Weshalb man hier auch im laufenden Jahr einen Schwerpunkt im Bereich der präventiven Verkehrsüberwachung setzen wird.

Ein anderer Schwerpunkt, dem die Polizei mit erhöhten "Kontrolldruck" auch im Kreis Calw zu Leibe rücken will: Abstandsmessungen im "rollenden Verkehr". Zwar sind hier vor allem die Bundesautobahnen betroffen, auf denen bei hohen Geschwindigkeiten geringe Abstände zum Vordermann besonders verheerende Folgen haben können – bei Lkw-Unfällen auf Autobahnen der Region stellt zu geringer Abstand die häufigste Unfallursache dar. Allerdings fällt hier in der Verkehrsunfallstatistik für 2016 auch der Kreis Calw auf, wo "Abstand" nach "nicht angepasster Geschwindigkeit" und "missachteter Vorfahrt" auf Platz drei der häufigsten Unfallursachen vorrückte – mit einem Plus von 138,9 Prozent der Fälle. Und damit zum Beispiel die Ursache "Fahruntüchtigkeit" in Folge von Alkoholkonsum mittlerweile deutlich überholt hat.

Hauptrisikogruppe dabei nach wie vor: junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Und das, obwohl die Zahl der Unfälle insgesamt dieser Risikogruppe auch im Kreis Calw weiter rückläufig ist – und zwar um 2,7 Prozent auf 328 Unfälle (Vorjahr: 337). Allerdings rangieren die Zahlen absolut weiter auf hohem Niveau. Junge Erwachsene sind demnach weiterhin "überproportional als Verursacher schwerer Unfälle" auffällig, was die Polizei auf Faktoren wie "mangelnder Fahrpraxis, häufig mangelndes Gefahrenbewusstsein sowie jugendlichen Leichtsinn und Unbekümmertheit" zurückführt.