Die Pfadfindergruppe Sternfahrer aus Calw beim Treffen des Bundes der Pfadfinder in Mecklenburg Foto: Sternfahrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfadfinder: Ein Jahr Vorbereitung zahlt sich aus / Calwer Gruppe beim Bundeslager in Mecklenburg-Vorpommern

Die Stadt der Zukunft heißt "Estonteco" und liegt in Mecklenburg , mitten in einem Naturschutzgebiet. Mehr als 5000 Pfadfinder und 500 internationale Gäste aus 24 Ländern errichteten dort für zehn Tage eine Zeltstadt.

Calw. Schon nach einem Tag ragten riesige Türme und meterhohe Zeltbauten, Jurtenburgen und Funkmasten in den Himmel. Eines der großen Ziele der 20-köpfigen Pfadfindergruppe Sternfahrer aus Calw war: Ein Interview mit einem Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS führen.

Was einige anfänglich vielleicht nur für einen netten Pfadfinderscherz hielten, wurde dann nach einem langen Funkrauschen und vielen Funkrufen Wirklichkeit. Das internationale Pfadfinderteam der Amateurfunker hatte plötzlich einen Kontakt zur ISS hergestellt: Das Lager jubelte.

Raumstation als leuchtender Punkt

Estonteco war für den Astronaut zwar nicht sichtbar, aber gut hörbar. Die Pfadfinder von Estonteco sahen die ISS direkt über dem Lagerplatz. In 300 Kilometer Höhe zeigte sich die Raumstation, die normalerweise so groß wie zwei Fußballfelder ist. Für zehn Minuten sahen die Sternfahrer die ISS als leuchtenden Punkt im Nachthimmel, bevor diese wieder zur dritten Runde für 90 Minuten hinter dem Horizont verschwindet, um der Erde erneut zu umkreisen.

"Ein Jahr lang haben wir uns in unserem internationalen Team auf diesen Moment und auf den Funkkontakt mit der ISS vorbereitet", schwärmte einer der Funker stolz. Es war der erste Kontakt der ISS dieses Jahr nach Deutschland. Als dann endlich die 14-jährigen Sternfahrer am Funkgerät waren und Jonas Mayer und Ferdinand Stieger die zweite Fragerunde eröffneten, konnte kein Kontakt mehr ins All hergestellt werden. "Die haben eben nicht damit gerechnet, dass sie es plötzlich mit den echten Herrschern des Universums zu tun haben", witzelte Sternfahrer Ferdinand und weiter: "Das Funkgerät kann ihm in der Schwerelosigkeit ja nicht aus der Hand gefallen sein."

Wachsende Bevölkerung wird Herausforderung

Ohnehin wäre jede Erklärung zu zahlreichen Fragen, wie die Stadt der Zukunft aussieht, wohl etwas zu lang ausgefallen. So gab es neben einer Elektrowerkstatt und den Amateurfunkern zahlreiche Ideen und Workshops für Weltverbesserer, Themen zum Umweltschutz, Frieden und Verständigung oder auch Themen zur Gesundheit und Versorgung, denn die wachsende Erdbevölkerung führt zu wachsendem Herausforderungen.

Ein anderes zentrales Thema war die Entsorgung von Abfällen und die Wiederverwertung von Fäkalien, die mit der richtigen Aufbereitung auch als wertvoller Dünger und Energiespender dienen können. So waren auf dem Bundeslager "Estonteco" des Bund der Pfadfinder (BdP) auch zahlreiche Toiletten auf Bio umgestellt worden.

Wie für die Stadt der Zukunft auch in Wirklichkeit die Weichen gestellt werden, lernten die Kinder und Jugendlichen im Wahlbüro kennen. Eine Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten oder eine Bundestagswahl für unter 18-jährige sorgte nicht nur für überraschende Ergebnisse, sondern auch für die Auseinandersetzung mit politischen Themen. In einem Punkt ist sich nach dem Lager der Stammesführer der Sternfahrer Sebastian Schadt jedenfalls sicher: ’Das Universum gehört uns.’