Ziehen für die Integration von Flüchtlingen an einem Strang (von links): Oliver Deutscher, Holger Klemke, Stefan Anderer, Volker Schuler, Frank Wiehe und Torsten Schnittker. Foto: Bausch

Infoveranstaltung gibt Anschub für Integration. Präsident Volker Schuler: "Vereine sollten ersten Schritt machen."

Calw - "Die Integration der Flüchtlinge ist eine der größten Herausforderungen der Nachkriegsgeschichte. Momentan sind es 1300, bis Ende des Jahres werden wir 2000 Asylbewerber bei uns im Landkreis haben", sagte Landrat-Vize Frank Wiehe bei der jüngsten Informationsveranstaltung des Sportkreises Calw im Landratsamt.

Die Aufgabe, die bereits hier untergebrachten und neu hinzukommenden Flüchtlinge zu integrieren, hat sich der Sportkreis Calw jetzt verstärkt auf die Fahnen geschrieben. Dazu hat er sich den Württembergischen Landessportbund (WLSB) mit ins Boot geholt. Der Sportkreis möchte der Integration durch den Sport einen kräftigen Anschub geben.

"Sport ist eine gute Möglichkeit als Mittel zur Integration und zum gegenseitigen Kennenlernen", hob Sportkreispräsident Volker Schuler hervor. Sport sei eben relativ kulturunabhängig und daher besonders gut geeignet für gute Kontakte und Integration, so die einhellige Meinung der Experten.

"Der Sport duckt sich bei der Integration nicht weg, es gibt bereits erste Erfolge", sagt Sportfunktionär Stefan Anderer vom WLSB. Er gab einen umfassenden Überblick über das aktuelle Asylverfahren von den zentralen Auf- nahmeeinrichtungen bis zur Unterbringung in den Gemeinden.

Praktische Möglichkeiten zur Integration sind unter anderem Veranstaltungen wie Turniere in Flüchtlingsunterkünften, kostenlose Trainingsangebote oder Fußballnachmittage. Torsten Schnittker vom Landessportverband Baden-Württemberg verwies auf die Bedeutung der Sprachkurse als Schlüsselqualifikation. Außerdem informierte er über diverse Zuschussmöglichkeiten. Stiftungen, Firmen und Kommunen seien ebenfalls oft gerne bereit, Zuschüsse zu geben. Eine wichtige Information für die Vereine ist, dass die Sportverbände vorausschauend Versicherungen abgeschlossen haben und nun Versicherungsschutz für Asylbewerber bei Veranstaltungen in ihren Mitgliedsvereinen besteht. Dieser reicht von der aktiven Teilnahme an Sportveranstaltungen und geselligen Treffen bis zu Besuchen von Sportveranstaltungen als Zu- schauer.

Neuerdings können Flücht- linge sogar gegen einen kleinen Obolus gemeinnützige Aufgaben wie zum Beispiel das Rasenmähen auf dem Sportgelände übernehmen.

"Der Fußball ist ein schönes Spiel, das alle Sprachen spricht", unterstrich Oliver Deutscher vom Württembergischen Fußballverband. Er ermutigte die interessierten Bürger, engagiert auf die Flüchtlinge zuzugehen, da diese keine Erfahrungen mit organisiertem Vereinssport haben. "Ich kann Sie nur ermutigen, sich diesem Thema zu stellen. Es ist wichtig, dass hier jeder seinen Weg findet", resümierte der Sportkreisvorsitzende. Auch er plädierte dafür, dass der erste Schritt vom Verein ausgehen sollte, "da die Flüchtlinge sonst nicht wissen, wo sie sich hinwenden sollen".