DemenzMänner altern anders – Ekart Hammer gibt interessante Einblicke / Schon früh konfrontiert

Von Wolfram Eitel

Calw-Wimberg. Für viele der zahlreichen Besucher im Haus auf dem Wimberg waren es brandneue Informationen, die der Altersforscher Ekart Hammer da über das Altern der Männer zum Besten gab. "Dieser Vortrag war ein unwahrscheinlicher Gewinn", bedankte sich Claus Bannert, AOK-Geschäftsführer und Mitinitiator des Wimberger Demenzprojektes, am Ende beim Referenten.

Der kräftige Applaus der Zuhörer bestätigte das dicke Lob für den Professor von der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg. Keine Frage, der Sozialforscher und Buchautor hat es prächtig verstanden, ein hochinteressantes Thema seinem Publikum auch didaktisch geschickt nahezubringen, indem er Impressionen aus seiner eigenen Vita vom Altern preisgab.

Anfang der 1950er-Jahre hinein geboren in eine Umbruchzeit und aufgewachsen im männerdominierten Wirtschaftswunderland, wurde auch er schon früh mit dem männlichen Altersprozess konfrontiert. Und zwar damals, als sein Sohn bei einer Bergtour erstmals locker an ihm vorbeiradelte. Mit dem Kauf eines Rennrades und eines Snowboards versuchte er das Manko zu kompensieren.

Beruflich kündigen sich Alterungsvorzeichen an, wenn Jüngere auf der Karriereleiter vorbeiziehen, hat er beobachtet. Und zudem lässt die Manneskraft schon mit 30 Jahren wegen der Rückläufigkeit des Testesteronhormons nach. Für Männer sind Beruf und Arbeit das Lebenselixier. Zuhause, wo die Frau das Sagen hat, ist er eher ein Fremdling geworden. Deshalb sei der in der Regel unvorbereitete Wechsel in den eine ganz einschneidenden Zäsur.

Ganz plötzlich fehlen nämlich Status und sinnstiftende Tätigkeiten oder die Rolle als Ernährer. Berufliche Beziehungen fallen weg, genauso wie bisherige Tages- und Lebensstrukturen. Die Selbstwertgefühle entfallen, vor allem wenn der Mann endlich merkt, dass er in der Domäne der Frau angekommen ist, wo er nur störend wirkt.

Man kann vieles dagegen tun, sagt Hammer, und zitiert aus seinen zahlreichen Büchern zum Männerthema. Sammeln von Uhren oder Briefmarken, aber auch 20–jähriges Strammstehen unter Palmen würden schnell langweilig, schränkt er ein. Vielmehr rät er aber zu sportlicher Betätigung, zur Gesundhaltung des Körpers und zur Übernahme ehrenamtlicher Aufgaben etwa in Vereinen oder bei der Weitergabe von Wissen an die Jugend.

Das Motto "ich tue viel für mich, aber auch für andere" könnte schon allein durch den Aufbau neuer sozialer Kon-takte und Freundschaften den Ruhestand enorm bereichern. Alles natürlich in harmonischer Abstimmung mit Frau oder Lebenspartnerin.

Gelingt das Zusammenwirken der beiden nicht, droht Ungemach. Ein Grund dafür, dass die Scheidungsrate von Paaren jenseits der 70 sprunghaft ansteigt. Und ist der Mann erst einmal verlassen, führen Einsamkeit, Verwahrlosung und Depression immer häufiger zum Selbstmord.