Das Signal war eindeutig: Der Calwer Kreistag stimmte gestern einstimmig für die Realisierung des Projekts Hermann-Hesse-Bahn. Foto: Fritsch

Signale stehen auf Grün: Calwer Gremium ist einstimmig für Realisierung des Jahrhundertprojekts. Lob für Verhandlungsgeschick.

Kreis Calw - Nach zähen Verhandlungen und Debatten sind jetzt alle an Bord: das Land, die Region Stuttgart, die betroffenen Kommunen aus dem Kreis Calw und sogar die aus dem Kreis Böblingen. Gestern hat nun der Calwer Kreistag die Signale für die Hesse-Bahn einstimmig auf Grün geschaltet und die Realisierung beschlossen.

Fast 15 Jahre lang war es ein erklärtes Ziel des Landkreises Calw, die Region Calw an das Stuttgarter S-Bahn-Netz anzuschließen. Es gab Zeiten, da erschien dieses Ziel fast schon als Utopie. Doch jetzt ist es erreicht. Der Calwer Kreistag hat gestern einstimmig der Realisierung der Hermann-Hesse-Bahn zugestimmt. Und er weiß alle Beteiligten und Betroffenen mit an Bord.

Nachdem die Landesregierung in Person von Verkehrsminister Winfried Herrmann schon vor längerer Zeit Unterstützung für das Projekt signalisiert hatte und auch die Anrainerkommunen im Kreis Calw in der Spur waren, einigte man sich auf den letzten Metern auch noch mit dem Verband Region Stuttgart, dem Kreis Böblingen und den Kommunen Weil der Stadt und Renningen auf ein Kompromisspapier. Das sieht die Umsetzung des Projekts Hesse-Bahn in zwei Stufen vor. Die erste Stufe besteht nach dem Konzept der Hesse-Bahn aus der Reaktivierung der Schienenstrecke von Calw bis zum Endpunkt Renningen in Dieselbetrieb. Stufe zwei sieht entweder die Umstellung des Betriebs der Hesse-Bahn auf Brennstoffzellen-Antrieb vor – das soll nach aktuellen Plänen im Jahr 2021 geschehen – oder die Verlängerung der S-Bahn-Linie S 6 bis Calw.

Diese Verlängerung soll aber nur dann eine Option sein, wenn sich dafür eine "wirtschaftliche und förderfähige Lösung" abzeichnet. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass es eine Bestandsgarantie für die Linie S 6 gibt und dass im Betrieb die S-Bahn immer Vorrang haben soll, um Verspätungen bei der S 6 tunlichst zu vermeiden.

"Nach sehr sehr schwierigen Verhandlungen und fast 20 Jahren Kampf haben wir damit ein sehr gutes Ergebnis erzielt", fasste Landrat Helmut Riegger gestern in der Sitzung des Calwer Kreistags den Weg zur Hesse-Bahn zusammen. "Hervorragende Unterstützung" bei der Umsetzung der Pläne habe dabei Verkehrsminister Herrmann geleistet, hob Riegger wiederholt hervor. Doch damit ließ es Riegger mit der Vergangenheit bewenden und blickte nach vorn. "Wir müssen und wollen die Sache jetzt umsetzen und dürfen nicht nachkarten", appellierte er an alle Beteiligten.

Unterstützung in diesem Vorhaben bekommt der Kreischef von allen Fraktionen. "Das ist in jeder Hinsicht ein überaus erfreulicher Tag", freute sich etwa SPD-Fraktionschef Rainer Prewo, der ausdrücklich das Ergebnis der Verhandlungen mit dem Land, der Region und den Kommunen im Kreis Böblingen lobte. Eigentlich verdiene dieses Kompromisspapier gar nicht seinen Namen, denn es bestätige ausschließlich die Linie des Landkreises Calw.

CDU-Fraktionschef Jürgen Großmann drückte derweil bei der Umsetzung aufs Tempo. Er mahnte Zahlenwerke für die Kostenregelung und für die Betriebskosten ebenso an wie die Lösung der Umweltbelange und letztlich auch die zeitnahe Einreichung des GVFG-Antrags.

Nach Auskunft von Michael Stierle, im Landratsamt für das Projekt verantwortlich, werde die endgültige Kostenrechnung im Oktober stehen. Dann werde man den Antrag einreichen.

Während Grünen-Fraktionschef Johannes Schwarz der Region Stuttgart Respekt zollte, weil die sich letztlich dem Projekt doch geöffnet habe, lobte Clemens Götz, Schultes von Althengstett – stellvertretend für seine Kollegen der Anrainerkommunen aus dem Kreis Calw – nicht nur die Unterstützung des Verkehrsministers, sondern auch ausdrücklich das Verhandlungsgeschick der Landkreis-Spitze.