Helmut Carstens wurde von vielen Menschen als Direktor des SHZ Calw im Bruningsaal verabschiedet. Fotos: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Verabschiedung: Direktor Helmut Carstens geht nach 37 Jahren am SHZ in Ruhestand

Calw-Stammheim. Er blieb nie außen vor, sondern war immer mittendrin. Bei der Verabschiedung von Helmut Carstens als Direktor des Sprachheilzentrums (SHZ) in Stammheim würdigten Kollegen, Mitarbeiter, Fachstellen und Trägerverein die Verdienste des einfühlsamen Pädagogen und weitsichtigen Schulmanagers, der 37 Jahre am SHZ tätig war und nun in den Ruhestand geht.

Im Bruningsaal des Sprachheilzentrums begrüßte die stellvertretende Direktorin der Einrichtung, Martina Windbiel, Wegbegleiter und Kooperationspartner sowie die Familie von Carstens. Mit persönlichem Engagement und Herzblut habe er das SHZ und das Evangelische Kinderdorf Stammheim geprägt, so Windbiel, die betonte: "Sie haben die Menschen immer ernst genommen und hatten ehrliches Interesse."

Vorreiter bei Inklusion

Stets ein offenes Ohr für die Mitarbeiter, Wertschätzung und Fürsorge kennzeichneten seinen Führungsstil als Direktor.

Durch die Herausforderungen der bildungspolitischen Veränderungen habe er den "großen Dampfer Sprachheilzentrum sicher manövriert und auf Kurs gehalten".

Vorreiter war das SHZ unter der Leitung von Carstens beim Thema Inklusion, für das die Einrichtung wichtige Impulse gab und mit Außenklassen frühzeitig die Weichen stellte. "Sie haben das Sprachheilzentrum geöffnet und damit zukunftsfest gemacht", so Sozialdezernent Norbert Weiser vom Landratsamt Calw.

Seit 2016 ist das SHZ darüber hinaus als Jugendhilfeeinrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge tätig und knüpft damit an seine diakonischen Gründungswurzeln im Jahre 1826 als Kinderrettungsanstalt an. Seinem Nachfolger hinterlasse Carstens "a gmäht´s Wiesle" wie Nichtschwabe Weiser dem in Hamburg aufgewachsenen Schulleiter attestierte.

Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des Trägervereins Evangelisches Kinderdorf Stammheim, Oskar Nannen, stellte das weitsichtige, engagierte und unbürokratische Handeln Carstens in den Fokus und betonte die christliche und diakonische Ausrichtung, die er als Direktor vorgelebt habe.

Was das Wichtigste in seinem Arbeitsleben war, machte Carstens in seinem Schlusswort am Beispiel zweier junger Menschen deutlich, die das SHZ besuchten und heute berufstätig und im Berufsvorbereitungsjahr sind. Kinder und Jugendlichen in belastenden Lebenssituationen Hilfe und Heil zukommen zu lassen, sei und bleibe die Aufgabe des SHZ.

Respekt zollte Carstens allen Mitarbeitern für ihre tägliche Arbeit, egal ob als Pädagogen, in der Verwaltung, Technik oder Hauswirtschaft tätig. Er sei dankbar, Mitglied und Direktor einer Dienstgemeinschaft gewesen zu sein, in der sich jeder mit seinen Gaben und Möglichkeiten einbringe und so die vielfältigen Aufgaben bewältigt werden.

Kronenkreuz in Gold

Mit dem Kronenkreuz in Gold und der damit verbundenen Ehrenurkunde würdigte das Diakonische Werk in Württemberg (DWW) das berufliche und ehrenamtliche Wirken von Helmut Carstens.

Das Kronenkreuz ist ein Ausdruck des besonderen Dankes und der Wertschätzung für die Treue und den Einsatz im Dienst am Nächsten.

Carstens habe seine Aufgabe mit großer Authentizität und Herzblut erfüllt, so Irene Kolb-Specht, Abteilungsleiterin Behindertenhilfe und Psychiatrie des DDW, die das Kronenkreuz in Gold an den scheidenden Direktor des SHZ überreichte.

Berufliche Stationen Nach dem Studium in Hamburg, Gießen und Marburg, Referendariat, dem Ablegen des Staatsexamens und Promotion kam Helmut Carstens als Sonderschullehrer für Sprach- und Lernbehinderte 1980 an das Sprachheilzentrum Calw. Er wirkte zunächst als Klassenlehrer in Zusammenarbeit mit verschiedenen pädagogischen Teams und übernahm 1983 bis 1990 die Leitung der Abteilung Schule für Lernbehinderte am SHZ Calw.

Bereits 1985 wurde Carstens zum stellvertretenden Direktor des SHZ berufen und übernahm 2010, nach dem Ausscheiden seines Vorgängers Martin Schubert, das Amt des Direktors. Niederschlag fand sein Wirken unter anderem in der steten konzeptionellen Weiterentwicklung des SHZ Calw und der Koordination interner und externer Aufgaben wie Aus- und Fortbildungen sowie der Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus vertrat Carstens die Einrichtung in Gremien und Verbänden. Ehrenamtlich engagiert er sich seit 35 Jahren im evangelischen Diakonieverband Nördlicher Schwarzwald. Nachfolger Im neuen Schuljahr tritt Ralf Straub die Nachfolge als Direktor des SHZ Calw an. Als Fachbereichsleiter für sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) und Schulkindergärten hatte Schulamtsdirektor Straub bereits in der Vergangenheit gute Kontakte zum Sprachheilzentrum Calw.