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Ursula von der Leyen besucht Calwer Kommando Spezialkräfte. Aufgereihte Waffen lässt sie links liegen.

Calw - Es kommt dann zum Einsatz, wenn herkömmliche Einheiten der Bundeswehr an Grenzen stoßen: das in Calw stationierte Kommando Spezialkräfte (KSK). Gestern verschaffte sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor Ort einen Eindruck von dessen Fähigkeiten.

Im Tiefflug nähert sich der tarnfarbene Bundeswehr-Hubschrauber mit hoher Geschwindigkeit dem roten Opel, der mit Vollgas über die Straße brettert. Eine wirkliche Chance, sich aus dem Staub zu machen, hat dessen Fahrer nicht: Kaum ist der Hubschrauber bis auf wenige Meter herangeflogen, fallen Schüsse. Aus der Luft treffen Kommandosoldaten die Motorhaube des Opels, der prompt zum Stehen kommt.

Dann bricht Hektik aus. Viel Zeit, den nun zu Fuß fliehenden Täter zu schnappen, bleibt nicht. Einen Augenblick später landet deshalb wenige Meter weiter ein zweiter Helikopter, aus dessen geöffneter Ladeklappe neben Soldaten auch ein Hund herausrennt. Binnen Sekunden bringt dieser den Flüchtigen zur Strecke und ermöglicht so den Einsatzkräften, diesen abzuführen. Kurz darauf sind die Hubschrauber – samt Soldaten, Hund und Täter – schon wieder hinter der Bergkuppe verschwunden. Es ist, als wäre nichts gewesen.

Ursula von der Leyen beobachtet diese Szenerie aus 30 Metern Entfernung. Damit ist die Verteidigungsministerin fast mittendrin im Geschehen. Natürlich handelt es sich aber um kein echtes Manöver, sondern um eine Vorführung, von der sie sich später entsprechend angetan zeigt: "Das war sehr beeindruckend, was ich hier erlebt habe. Es ist interessant, welch hohe Motivation die Soldaten haben. Sie erfüllen eine wichtige, fordernde Aufgabe und müssen schnell einsatzbereit sein", sagte von der Leyen.

Im Rahmen einer Sommertour macht sich die Ministerin derzeit ein Bild von den unterschiedlichen Aufgabenbereichen der Bundeswehr. Erstmals in ihrer seit Dezember 2013 laufenden Amtszeit führte sie dies in die Graf-Zeppelin-Kaserne nach Calw. Auf den Besuch hatte sich nach eigener Aussage seit Monaten gefreut, da sie in Berlin bereits einiges über das KSK gehört habe.

Entsprechend schweres Geschütz hatte die Bundeswehr um Kommandeur Dag Baehr gestern aufgefahren und einen seltenen Einblick in die Arbeit gewährt. Scharfschützen stellten im deutschlandweit einmaligen Schießausbildungszentrum ihr Können unter Beweis, weitere Kommandosoldaten seilten sich bei einer Vorführung von einem Hubschrauber auf ein Gebäude ab, um in dieses einzudringen. Zuvor hatte die Ministerin auf eigenen Wunsch einen Tandemsprung mitgemacht, den sie wohlbehalten überstand: "Es war eine besondere Erfahrung, jemandem blind vertrauen zu müssen", meinte sie.

Von der Leyen machte darüber hinaus eine Stippvisite in den Stuben mancher Soldaten. Deren Wunsch, die Situation der Unterbringung zu verbessern, möchte sie nachkommen: "Es ist klar, dass da ein gewisser Grundbedarf besteht. Auch die Kinderbetreuung sollte verbessert und erschwinglicher werden."

Vorgestellt wurden der Ministerin zudem Fahrzeuge und Ausrüstung der Einheiten. Besonderes Interesse weckten bei von der Leyen die Medizinkoffer sowie die Kleidung. Wortwörtlich links liegen ließ sie hingegen die ausgestellten Waffen.

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