Tobias Lindner gestaltet die Stunde der Orgelmusik. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Tobias Lindner aus Basel gastiert in Aureliuskirche

Calw-Hirsau. Die diesjährigen vier "Stunden der Orgelmusik" in der Aureliuskirche Hirsau stehen unter dem Motto der vier Himmelsrichtungen. Nachdem der Osten schon in einem viel beachteten Konzert zu erleben war, widmet sich das nächste Konzert mit Tobias Lindner an der Rohlf-Orgel am Freitag, 12. Mai, dem Süden.

Die meisten Orgelfreunde werden bei Süden sicher an Italien denken. Aber so weit muss man gar nicht gehen, um interessante Musik zu entdecken. Als Professor an der renommierten Schola Cantorum in Basel will Tobias Lindner das Hirsauer Publikum für die im Konzertbetrieb gern vernachlässigte Orgelmusik der Schweiz begeistern.

Dabei beginnt der zeitliche Bogen bei frühen Bearbeitungen von Vokalmusik der Renaissance aus dem Orgelbuch des Basler Humanisten Amerbach. Die Zeit der Konfessionskriege wird mit barocker Musik aus dem katholischen Kloster Sankt Katharinental sowie dem reformierten Bern ebenso anklingen.

Legendärer Röstigraben

Dem legendären "Röstigraben" – die imaginäre Grenze zwischen der deutschsprachigen Bevölkerungsmehrheit und der frankophonen Bevölkerung der Schweiz – wird mit zwei Komponisten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. gehuldigt. Während Willi Burkhard, von dem die Variationen über "Aus tiefer Not" erklingen, im deutschsprachigen Bern und in Zürich wirkte, war Alexandre Denéréaz im französischsprachigen Lausanne tätig. Er bereichert das Programm mit einem "Intermezzo".

Auch die Schweizer Orgelmusik der Romantik wird mit drei Choralvorspielen von Selmar Bagge gewürdigt. In Coburg gebürtig, führte der Weg dieses Komponisten über Prag und Wien nach Basel, wo er die letzten 30 Jahre seines Lebens wirkte und als Professor an der Universität quasi Vorgänger Lindners war.

Der Organist Tobias Lindner stammt ebenfalls aus Bayern. Nach Orgelunterricht beim in Hirsau bestens bekannten Roland Götz führte ihn das Studium nach Regensburg und Freiburg.

Fast 40 Meisterkurse bei namhaften Vertretern der internationalen Orgelwelt ermöglichten ihm, ungewöhnlich viele Facetten des Instruments und seiner Musik kennenzulernen.

Schließlich setzte er seine Ausbildung an der Schola Cantorum Basiliensis fort und schloss das Diplom für Alte Musik mit Auszeichnung ab. Er übernahm danach einen Lehrauftrag für Cembalo sowie Generalbass und hat seit vergangenem Jahr eine Professur für Orgel an dieser Hochschule, die zu den besten Ausbildungsstätten für Alte Musik weltweit gehört. Er ist als hauptamtlicher Kirchenmusiker in Riehen bei Basel angestellt und verspricht auch als Preisträger internationaler Orgel-Wettbewerben – wie Innsbruck, Brügge, Nürnberg oder Landau – einen ganz besonderen Kunstgenuss in der Aureliuskirche.

Wie bei den "Stunden der Orgelmusik" üblich, ist der Eintritt frei. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.