"Ikarus" heißt das Werk, um das sich der Künstler Lothar Hudy (Mitte), der Erste Landesbeamte Frank Wiehe (rechts) und Kreisarchivar Martin Frieß, der die Ausstellung mit vorbereitet hat, postieren. Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Der Künstler stellt im Calwer Landratsamt aus / Heute wird er 70 Jahre alt

Kreis Calw. Er ist ein Provokateur, ohne Frage. Schon bei seiner ersten Ausstellung im Calwer Landratsamt vor nahezu 30 Jahren fühlten sich Frauen von der Kunst des Lothar Hudy auf den Schlips getreten, weil er für seine Materialcollagen den Titel "Hausfrauengespräch" wählte. Das rief damals sogar die Frauenbeauftragte des Kreises auf den Plan.

Er kam mit dem Fahrrad in den Nordschwarzwald

Jetzt stellt Hudy, der heute 70 Jahre alt wird, wieder im Calwer Landratsamt aus. "Objets trouvés" – gefundene Objekte – heißt der Titel der Ausstellung, die 50 Jahre künstlerisches Schaffen zeigt.

Diese Werkschau soll gleichsam eine Offensive für die Kunst in der Region einläuten. Frank Wiehe, Erster Landesbeamter, will das Thema Kunst und Kultur im Landkreis stärker besetzt wissen. Sein Ziel ist es, gemeinsam mit dem Enzkreis und Pforzheim "die Kulturregion stärker zu beleben". Im Frühjahr will sich Wiehe mit den Kunstschaffenden aus der Region zusammensetzen und über die vom Kreis in Auftrag gegebene Kulturstudie sprechen: "Wir schauen dann, was wir noch auf die Beine stellen können."

Den Anstoß zu dieser Initiative soll die Ausstellung von Lothar Hudy geben, in den Augen von Wiehe "einer der profiliertesten und bekanntesten Künstler im Landkreis". Geboren in der Lutherstadt Eisleben, ist Hudy längst ein Calwer geworden, wie er selbst sagt. 1962 kam er mit dem Fahrrad in den Nordschwarzwald und gründete in Zavelstein die erste Kommune.

In seinem Leben hat er sich schon auf viele Arten verdingt: Er ist gelernter Elektrotechniker, war Kunstglaser, Fahrradreparateur, hatte eine Baufirma in Halle, und arbeitete in den 70er-Jahren in Calw auch als Sozialarbeiter. Trotz aller Umwege war für ihn immer klar, was er eigentlich sein und werden wollte: Künstler. Auch sein erstes Objekt, eine Drahtmaschine, gebaut im Jahr 1961, wird bei der Ausstellung im Landratsamt zu sehen sein.

Was andere wegwerfen, inspiriert ihn. Schrott ist für ihn wie Magie. Er schaut sich die Objekte an und findet für sie eine sinnliche Entfaltung, inspiriert von dadaistischen und surrealistischen Einflüssen. "Meine Skulpturen sind die Quintessenz aus freiem Geist und der Komplexität des Lebens." So sieht sich der Künstler. Sein Lebensmotto: "Lass dich fließen im Meer der Phantasie."

Die Kommune in Zavelstein gibt es längst nicht mehr, die Kulturposse anno 1988 in Nagold um sein Werk "Civitas" ist Geschichte, wenn auch eine äußerst amüsante, um den Alt-68er ist es ruhiger geworden: "Ja, die revolutionären Zeiten sind vorbei", sagt Lothar Hudy, aber sein materialistischer Humor, der sich in seinen Werken zeigt, ist geblieben.

Die Retrospektive "Objets trouvés" ist im Calwer Landratsamt vom 27. Januar bis 7. März zu sehen. Ausstellungseröffnung ist am Donnerstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr.

Der Künstler selbst wird am Donnerstag, 23. Februar, um 18.30 Uhr eine öffentliche Führung durch seine Werkschau anbieten.