Die Schriftstellerin Gabriele Beyerlein war zu Gast bei den Sechstklässlern des Maria-von-Linden-Gymnasiums. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Geschichte über Jungen im 19. Jahrhundert fasziniert Schüler des Maria von Linden-Gymnasiums

Gabriele Beyerlein, eine wahrhaftige Schriftstellerin, brachte die Sechstklässler des Maria von Linden-Gymnasiums (MvLG) zum Staunen.

Calw-Stammheim. Sie erzählte von ihrer Leidenschaft, dem Schreiben und las aus der spannenden Geschichte "Schwarzes Wasser". Darin geht es um einen Jungen mit Namen Hans. Dieser lebte in der Mitte des 19. Jahrhundert zu einer Zeit, als Holz noch gefahrvoll mit Flößen transportiert wurde, in der aber auch schon die ersten Eisenbahnen gebaut und Kinder in Fabriken ausgebeutet wurden.

"Für ganze Kerle gibt es nichts Besseres, als das Leben im Wald und auf dem Fluss, so hart es auch ist", hörte Hans von seinem Vater. Damit war für ihn klar: Er wollte genau wie sein Vater Flößer werden. Doch die Zeiten waren hart. Die Menschen waren nicht abgesichert. Hunger und Arbeitsnot waren üblich. So gerät auch die Familie von Hans in Not.

Fragen vorbereitet

Stefanie Glaser und ihre drei Deutschlehrer-Kollegen hatten im Vorfeld gemeinsam mit den Schülern viele Fragen vorbereitet. Die Darmstädter Buchautorin, die 30 Kinder- und Jugendbücher geschrieben hat, erzählte sodann aus dem Nähkästchen.

Eine Lesereise in den nördlichen Schwarzwald brachte sie zum ersten Mal mit der Flößerei in Berührung. In der Nähe von Altensteig am Flüsschen Nagold kam ihr die Idee, ein Buch zu schreiben, in dem die Flößerei eine Rolle spielte. Ein Junge sollte die Hauptfigur sein. Beyerlein reiste daraufhin mehrere Male in verschiedene Regionen des Schwarzwalds. Sie besuchte viele Museen, darunter das Technik Museum und einige Bauernmuseen, engagierte sich beim Kinzigtäler Flößerpfad, las Fachbücher und recherchierte. Denn sie hatte vor dem Buch keinerlei Ahnung von der Flößerei.

Notwendig war neben Detailarbeit vor allem aber ein langes Träumen mit offenen Augen und oftmaligem Überarbeiten ihres Manuskriptes. Alleine die letzten 100 Seiten hat sie drei mal geschrieben, bis sie zufrieden war. Sie schreibt nicht nach festen Zeiten, sondern wann sie Muse dazu hat. Dann kommt das, was ihr zufließt, in den Laptop. "Ich hab dann ein Gefühl. Ich denke mir die Geschichte nicht aus. Sie wird mir geschenkt. Beim Schreiben entwickelt sich etwas. So als würden die Personen leben."

Umgang mit Literatur

Das MvLG folgte der Einladung des Landes Baden-Württemberg. Jedes Jahr findet der Frederick Tag statt, um damit für eine aktive Leseförderung und eine Verbesserung der Lesekompetenz sowie für den Umgang mit Literatur zu werben. Seinen Namen hat der Frederick Tag in Anlehnung an das bekannte Kinderbuch "Frederick" von Leo Lionni bekommen. Während alle Mäuse Vorräte sammeln, sammelt Frederick lieber Wörter, Farben und Sonnenstrahlen. Als die Wintertage grau und lang werden, steuert Frederick seinen Teil zur Überwinterung bei und erzählt mit seinen "Vorräten" wunderschöne Geschichten und wird zum Dichter ernannt.

Dass die Dichterin Gabriele Beyerlein überhaupt nach Calw kommen konnte, wurde ermöglicht durch finanzielle Unterstützung des Friedrich-Bödecker-Kreis Baden-Württemberg und den Förderverein des MvLG. Stefanie Glaser hatte gegenüber diesem, schuleigenen, Förderverein ein besonderes Wort des Dankes übrig. Zeigt sich dieser immer wieder wichtig und unverzichtbar. Ohne deren Engagement kämen diese hochwertigen Veranstaltungen nicht zu Stande.

Wie Geschichtsunterricht

Wie die Geschichte des Hans ausging, wird an dieser Stelle nicht verraten. Aber ein Urteil des "Ulmer Unke", ein undotierter deutscher Buchpreis für Kinder- und Jugendliteratur, auf dessen Auswahlliste das Buch 2011 stand, trifft den Kern und macht neugierig: "Es ist ein Buch wie der Geschichtsunterricht. Nur spannender."