Wenn es nach der Calwer Stadtverwaltung geht, soll das Deponieauffüllmaterial nicht unten über die Fuchsklinge in Hirsau, sondern die Waldstraße von Althengstett angeliefert werden. Foto: Hölle

Tälesbach-Deponie: Transportstraße führt durch ein Althengstetter Erholungsgebiet.

Calw/Althengstett - Mit Befremden reagiert der Althengstetter Gemeinderat auf die Sitzungsvorlage der Calwer Stadtverwaltung, über die die Amtskollegen heute beschließen sollen: den Sanierungsplan für die Tälesbach-Deponie. Auch die Bürgerinitiative (BI) zur umweltgerechten Sanierung der Anlage ist über das Papier mehr als erstaunt.

Ende Mai hatte die Stadt Calw mit der BI einen Informationsabend zur Deponiesanierung im Hirsauer Kursaal veranstaltet. Bereits heute soll der Calwer Gemeinderat den Sanierungsplan absegnen, denn bis Ende des Monats muss dieser dem Landratsamt vorgelegt werden.

500 .000 Kubikmeter Auffüllmaterial sollen zur nachweislich rutschgefährdeten Deponie transportiert werden, um diese mit Erdstützkörpern wieder zu stabilisieren. Bereits beim Infoabend deutete alles auf einen Materialtransport mit Lastwagen auf der Straße hin. Eine Anlieferung auf der Schiene ist laut Gutachtern zwar grundsätzlich möglich, wurde von Stadt und Deutscher Bahn als ehemalige Betreiber der Deponie aber als unpraktikabel und nicht wirtschaftlich eingestuft.

In der Beschlussvorlage zur heutigen Sitzung wird die Waldstraße, die über die Gemarkung der Gemeinde Althengstett führt, als einzige mögliche Strecke für die An- und Abfahrt der Laster bezeichnet. "Diese Erkenntnis der Calwer Verwaltung ist völlig neu und wurde auch bei der Bürgerinformationsveranstaltung nicht zur Diskussion gestellt", heißt es dazu in einer gemeinsamen Erklärung der Althengstetter Gemeinderäte zur Deponiesanierung, die mit Befremden zur Kenntnis nahmen, "dass der Calwer Gemeinderat Dinge beschließen soll, die nur vom Gemeinderat Althengstett entschieden werden können".

Über die Sperrung für den Verkehr und die Aufhebung der Begrenzung auf 2,8 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht für die Waldstraße auf Althengstetter Gemarkung habe nur das Ratsgremium der Gäugemeinde zu befinden.

Straße führt durch ein Erholungsgebiet

Die Althengstetter Ratsmitglieder befürchten über Jahre hinweg etliche Nachteile für ihre Kommune. "Die Straße führt durch ein wertvolles, auch touristisch erschlossenes Erholungsgebiet. Im Übrigen wären nicht nur der Bereich der Waldstraße betroffen, sondern auch alle Teilorte der Gemeinde Althengstett sowie die an den Zubringerachsen liegenden Nachbarkommunen", heißt es in der Erklärung weiter.

Dem Transport auf der Schiene gibt das benachbarte Ratsgremium klar Vorrang: "Wir lehnen die Nutzung der Waldstraße für den Transport auf der Gemarkung Althengstett im Interesse der betroffenen Bevölkerung ab. Wir fordern die Sanierungspflichtigen, die Stadt Calw und die Deutsche Bahn, sowie die Kreisverwaltung auf, alles Erforderliche zu unternehmen, den Transport auf der Schiene als ökologisch sinnvolle Alternative zu ermöglichen."

Die jetzt vorliegenden Gutachten hätten gezeigt, dass der Transport auf der Schiene möglich ist. "In ihrer Bewertung wurden jedoch die negativen ökologischen Folgen einer Anlieferung auf der Straße viel zu wenig berücksichtigt. Bei der Entscheidung über die Transportwege dürfen nicht nur betriebswirtschaftliche Kriterien den Ausschlag geben", äußern sich die Althengstetter Räte.

Die BI hat ebenfalls Einwände gegen den Sanierungsplan. Es gebe nur eine scheinbare Offenheit in der Frage Schiene oder Straße, die sich bei näherem Hinsehen als Farce entpuppe, heißt es in einer Erklärung der Initiative. "Wir fordern eine ehrliche Gegenüberstellung der Investitions- und Betriebskosten beider Transportmittel und insbesondere die Berücksichtigung der Kosten und Lasten für Öffentlichkeit, Umwelt und Bevölkerung sowie unsere Gäste", schreibt BI-Mitglied Saskia Esken aus Bad Liebenzell.

Die Lkw-Zufahrt auf der Waldstraße sei wegen der Steigung insbesondere im Winterhalbjahr problematisch und der Begegnungsverkehr für Lkw gefährlich. "Vor allem aber macht die Haltung der Gemeinde Althengstett die Planung womöglich zunichte", so Esken. Die vom Landratsamt vorgegebene Frist für die Vorlage des Sanierungsplans sollte laut BI verlängert werden, "damit ein umweltschonendes Sanierungsverfahren geprüft werden kann".