In Weil der Stadt soll die angestrebte S-Bahn aus Calw an das bestehende Netz andocken Archiv-Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Calwer Kreistag bringt Gründung eines Zweckverbands mit Böblingen auf den Weg

Von Alfred Verstl

Kreis Calw. Selten herrscht in politischen Gremien eine solche Übereinstimmung. Der Calwer Kreistag brachte gestern Nachmittag einstimmig die Gründung eines Zweckverbands mit dem Kreis Böblingen für Planung, Bau und Betrieb einer S-Bahn-Strecke nach Weil der Stadt auf den Weg.

Einzig der Verband Region Stuttgart (VRS) könnte noch in die Suppe spucken. Denn der VRS sieht sich innerhalb seines Verbandsgebiets als Aufgabenträger, sofern dort ein S-Bahn-Betrieb aufgenommen wird. Dies träfe auf den Teil der Strecke zu, die im Landkreis Böblingen verläuft.

Landrat Helmut Riegger sieht die beiden Kreise dennoch gut gewappnet. Denn nach Auffassung des Landes sind die Landkreise Träger des Öffentlichen Personennahverkehrs. Im Übrigen gehe es darum, mit der Gründung des Zweckverbands mit der Region Stuttgart "auf gleicher Augenhöhe verhandeln zu können", so Riegger weiter. Er wolle beim VRS nicht als Bittsteller auftreten. Gleichwohl stimme man sich schon jetzt mit der Region ab. Der Calwer Landrat ist zuversichtlich, eine Einigung zu erreichen, "wenn auch die Gespräche nicht einfach werden".

CDU-Fraktionssprecher Jürgen Großmann wollte Rieggers Optimismus nicht so recht teilen, wonach schon 2019 die ersten Fahrkarten für die Strecke gelöst werden können. Der Landrat wies darauf hin, dass bis dahin abgerechnet werden muss, um die Zuschüsse zu erhalten. Ihm sei klar, dass der Zeitrahmen eng ist: "Wir müssen uns beeilen, damit wir den Zug auf die Schiene kriegen."

Die Mittel sollen im ersten Halbjahr 2011 beantragt werden. Bei Gesamtkosten von 66 Millionen Euro sei mit Zuwendungen von Bund und Land von 48 Millionen Euro zu rechnen, so Riegger. Schon allein deshalb müsse man das Vorhaben umsetzen.

Zudem hob Riegger auf die langfristige Perspektive ab: "Die S-Bahn ist für die nächsten 30 Jahre gedacht und wird für die kommende Generation keine Belastung, sondern ein Gewinn", betonte er. Darüber hinaus gelte es, 2011 mit den Planungen einer Schienenanbindung von Nagold über Hochdorf und Herrenberg voranzukommen.

Komfortabel, attraktiv und bezahlbar soll die Anbindung nach Weil der Stadt werden, wie die Erste Landesbeamtin Claudia Stöckle erläuterte. Stuttgart soll im 30-Minuten-Takt umsteigefrei nach einer Fahrtzeit von 58 Minuten zu erreichen sein. Vorgesehen sei, einen Kurzzug einzusetzen, der in Weil der Stadt an- und abgekoppelt wird.