Die Hermann-Hesse-Bahn rückt näher. Foto: Archiv

Initiative weist auf Vorteile des Projekts hin. Bereits etwa 100 Mitglieder. Einsatz von Landrat Riegger gelobt.

Calw - Wollen die Calwer die Hermann-Hesse-Bahn gar nicht? Die Diskussion läuft für Wolfgang Kömpf derzeit in die falsche Richtung. "Wir freuen uns", sagt der Sprecher der Initiative "Pro Hermann-Hesse-Bahn" als Replik auf die kritischen Töne. Auch Gemeinderat Jürgen Ott tritt diesem Eindruck entgegen. Er zieht aus Gesprächen mit Bürgern den Schluss: "Die Calwer wollen diese Bahn."

"Wir möchten weiter aktiv sein und Vorteile des Projekts herausstellen", hebt Kömpf hervor. Rund ein halbes Dutzend der etwa 100 Mitglieder der Initiative, wo sich die Befürworter in lockerer Form zusammengefunden haben, lobten bei einem Treffen gestern Nachmittag den Einsatz von Landrat Helmut Riegger, der sich trotz vieler Rückschläge für die Bahn unermüdlich einsetzt. "Er hat das Ziel vor Augen gesehen und nicht die Probleme", meinte Dehoga-Kreisvorsitzender Rolf Berlin.

Mobilität und Verkehrssysteme sind dabei, sich grundlegend zu verändern. In diesem Zusammenhang spiele die Bahn-Anbindung an Stuttgart für die Region Calw eine herausragende Rolle, betonten der Unternehmer Andreas Perrot und der Althengstetter Gemeinderat Rüdiger Klahm. "Weil eine direkte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln fehlt, müssen wir viele unserer Kunden direkt am Flughafen Stuttgart abholen", betonte Perrot. Zudem werde sich der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) als Folge der Hesse-Bahn dichter vernetzen, so Andreas Knörle vom Landratsamt. Roland Esken, Vorsitzender des Vereins Württembergische Schwarzwaldbahn, meint, dass dadurch Chancen für die Busunternehmer entstehen, die die Bahn bislang vor allem als Konkurrenz wahr nehmen.

Es gelte, die Abwanderung junger Menschen und von Fachkräften zu verhindern sowie Mitarbeiter für die Region zu gewinnen, zeigten sich Perrot und Kreishandwerksmeisterin Roswitha Keppler überzeugt. Die Bahn kann, so Ott, dazu beitragen, mehr Menschen dazu zu bringen, in die Hesse-Stadt zu ziehen. Jeder neue Einwohner bringe 1000 Euro Schlüsselzuweisungen im Jahr. Ziehen auf mittlere Sicht 1000 Menschen zu, bedeute dies ein Plus von einer Million Euro.

Natürlich ist es für die Stadt Calw im Gegensatz zum schuldenfreien Althengstett nicht leicht, ihren Anteil an der Finanzierung zu leisten. Dennoch trage man diese Kosten gerne, so Ott. Denn wie beim Straßenbau, ergänzt Perrot, könne man solche Infrastrukturmaßnehmen nicht auf die Kosten reduzieren.