Frieder Reich und Lydia Schimmer glänzten mit einem vielseitigen Konzert für Trompete und Orgel in der Stadtkirche. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Frieder Reich und Lydia Schimmer glänzen mit facettenreicher Darbietung

Lange Zeit war der Calwer Trompeter Frieder Reich in seiner Heimatstadt nicht mehr zu hören. Jetzt beglückte er die Musikfreunde mit einem niveauvollen Konzert für Trompete und Orgel in der Calwer Stadtkirche.

Calw. Den anspruchsvollen Orgelpart übernahm Kirchenmusikerin Lydia Schimmer, die Reich aus der gemeinsamen Studienzeit kennt.

Im Mittelpunkt des vielseitigen Konzerts stand ein modernes Werk des tschechischen Komponisten Petr Eben (1929-2007). Der Musiker hatte sich bei seiner zeitgenössischen Komposition von den zwölf Glasmosaikfenstern von Marc Chagall in einer Jerusalemer Synagoge inspirieren lassen und dabei ein herausragendes Werk moderner Musik geschaffen.

Bunte Leuchtkraft von Fenstern inspiriert

Dem Komponisten hatten es aus dem Zyklus der zwölf Farbfenster, die für die zwölf Stämme Israels stehen, vier besonders angetan. Er ließ sich durch deren bunte Leuchtkraft inspirieren und machte sich daran, seine Eindrücke davon unter der Bezeichnung "Okna" (Fenster) musikalisch zu verarbeiten.

Das Faszinierende an der facettenreichen Aufführung war, dass jedes dieser Fenster mit sehr unterschiedlicher Musik treffend musikalisch vorgestellt wurde. Beim "blauen Fenster" sprudelten die Orgeltöne wie gewaltiges Windbrausen am Himmel oder mächtiges Meeresrauschen des blauen Wassers und die Trompetentöne symbolisierten gleichsam die darin schwimmenden Wassertiere. Fast jazzige Passagen waren beim "grünen Fenster" zu hören. Von hoher Intensität geprägt, erklangen dann beim "roten Fenster" wieder starke, mitreißende Orgeltöne, über denen die Trompetentöne schwebten. Der Zyklus mündete schließlich mit etwas ruhigeren Klängen in das "goldene Fenster" ein. Die große Bandbreite dieser oft geradezu aufwühlenden Musik wurde von den beiden Interpreten trotz der hohen technischen Anforderungen glänzend gespielt und authentisch interpretiert.

Neben Pietro Baldassare (1690-1768) und Robert Schumann (1810-1856) sowie Jahn Hubeau (1917-1992) brachte das Duo auch Johann Sebastian Bachs "Concerto in a-moll zu Gehör, gleichsam als Überleitung zu einem typischen Barockwerk von Georg Philipp Telemann. Bei dessen Konzertsonate in D-Dur kamen dann auch die Freunde fröhlicher, leichter, tänzerischer Musik voll auf ihre Kosten. Hier konnten die Zuhörer die Augen schließen und sich vorstellen, sie säßen in einem feudalen Schloss der Barockzeit. Das "Allegro spirituoso" erklang gleich zu Beginn lebendig und frisch. Nach einem ruhig-getragenem Largo entfaltete sich das abschließende Allegro zu einem wahren Feuerwerk fröhlicher Musik, bei dem die Trompete besonders gut zur Geltung kam.

Am Schluss gab es lange anhaltenden Applaus für eine hervorragende Leistung der jungen Musiker, die die Calwer Zuhörer in sehr unterschiedliche musikalische Welten mitgenommen haben.