Prälat Christian Rose informierte die Synodalen darüber, welche Schätze er im Kirchenbezirk gefunden hat. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Prälat Christian Rose berichtet während Bezirkssynode von Visitation / Kirche wird künftig kleiner werden

Von Annette Selter-Gehring

Gechingen/Calw. Im Mittelpunkt der Herbstsynode des Kirchenbezirks Calw standen die Ausführungen von Prälat Christian Rose. Er gab den Delegierten und Pfarrern aus den Gemeinden des Bezirks seine Sicht auf die Angebote, Einrichtungen und das gemeinschaftliche Leben wieder, die er im Rahmen einer mehrwöchigen Visitation gewonnen hatte.

Der Kirchenobere der Württembergischen Landeskirche aus Reutlingen vertritt rund 700 000 evangelische Christen in rund 450 Kirchengemeinden in 14 Bezirken. Das Ziel einer Visitation ist es, einen Blick von außen auf den Kirchenbezirk zu werfen, sich ein Gesamtbild zu verschaffen und gemeinsam mit den Tätigen vor Ort eine Richtschnur zu legen, wohin es im Spannungsfeld zwischen Tradition und Neuaufbruch in Zukunft gehen soll. Die letzte Visitation im Kirchenbezirk Calw hatte 1997 stattgefunden.

"Die Visitation ist für mich in erster Linie eine Schatzsuche in den Gemeinden und Bezirken", so Rose. Der Schatz, den er im Kirchenbezirk Calw vorgefunden habe, sei ein vielfältiges, reichhaltiges und buntes Leben, so das Fazit des Prälaten zum Ist-Zustand.

Entlang von zehn Leitsätzen, die von der Landessynode als "Vision Kirche 2030" erarbeitet wurden, analysierte Rose die Arbeit im Kirchenbezirk. Zu den Themenbereichen zählen Gottesdienste, das Zusammenleben unterschiedlicher Gemeindeformen, der Bildungsauftrag der Kirche, die Gemeinschaft der haupt-, neben- und ehrenamtlich Mitarbeitenden, Diakonie, Seelsorge, der Dialog mit anderen Religionen, Mission und Ökumene, Schaffung und Erhalt von zweckdienlichen Verwaltungs- und Organisationsstrukturen.

Im Kirchenbezirk habe er eine große Vielfalt an Gottesdienstangeboten vorgefunden. Herausfordernd sieht Rose die vielfältige Frömmigkeitslandschaft im Bezirk. Die Gesprächskultur zwischen Kirchenleitungen und den Gemeinschaften müsse fortgesetzt und auch vor Ort gesucht werden. Als besonders engagiert lobte Rose die Arbeit im Bezirksjugendwerk.

Am gesellschaftlichen Bildungsauftrag wirkt der evangelische Kirchenbezirk in vielfältiger Weise mit. Eigene Akzente setze dabei die Erwachsenenbildung im Nordschwarzwald. Ein Modell für die Zukunft könne sein, die örtliche Trägerschaft von Kindergärten auf den Kreisdiakonieverband zu übertragen, schlug Rose ein Konzept vor, das bereits in anderen Bezirken erfolgreich praktiziert werde.

Ein breites Spektrum umfasse die Diakonie. Gut aufgestellt ist man im Bereich der Klinik-, Telefon- und Notfallseelsorge. In der Altenheimseelsorge müsse nach leistbaren Wegen der Vernetzung von Pflegeheim und Kirchengemeinden gesucht werden. Die demografische Entwicklung nannte Rose eine der drängenden Zukunftsfragen. "Wir werden eine kleinere Kirche werden."

Eine wichtige Weiche für die Zukunft habe der Bezirk mit dem Umzug ins "Haus der Kirche" gestellt. "Das war ein mutiger und innovativer Schritt", urteilte Rose, der in seinem Schlusswort den Delegierten riet: "Bleiben sie mit Gelassenheit dran."

Dekan Erich Hartmann, der in Abwesenheit des Synoden-Vorsitzenden Karl Beck die Leitung des Abends übernommen hatte, zog als Resümee der Visitation, dass ein besonderer Schatz des Kirchenbezirks die Mitarbeitenden seien. Neben den haupt- und nebenamtlich Tätigen engagieren sich rund 3000 der 32 000 Gemeindemitglieder des evangelischen Kirchenbezirks ehrenamtlich.

Im zweiten Teil des Abends widmeten sich die Synodalen anstehenden Finanz- und Haushaltsfragen. Stefan Kirchner, Leiter der Kirchlichen Verwaltungsstelle und Kirchenbezirksrechner, legte den Jahresrechnungsabschluss für 2013 sowie den Haushaltsplan 2015 vor. Nach wie vor ist eine gute Ertragslage bei der Kirchensteuer zu verzeichnen. Kirchner mahnte jedoch, dass trotz der positiven Entwicklungen im Blickfeld bleiben müsse, dass die Mitgliedszahlen kontinuierlich sinken und mittelfristig mit einem deutlichen Rückgang der Einnahmen gerechnet werden müsse. Dies müsse zur Folge haben, dass auch Strukturen überdacht werden, so die Forderung des Oberkirchenrats.