Bessere Auftragssituationen, gut laufende Geschäfte, steigende Umsätze: Die Firmen im Nordschwarzwald befinden sich in einer guten wirtschaftlichen Lage. Foto: Boysen

Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald befragt zum Frühsommer rund 300 Unternehmen in der Region.

Kreis Calw - Die regionale Wirtschaft ist weiterhin stabil: Dank eines Konjunkturaufschwungs berichtet im Vergleich zum Jahresbeginn ein höherer Anteil der regionalen Firmen von gut laufenden Geschäften. Auch die Auftragsbücher sind besser gefüllt.

In der Region Nordschwarzwald hat die Konjunktur im Vergleich zu Jahresbeginn einen Gang zugelegt. 57 Prozent der regionalen Firmen berichten von gut laufenden Geschäften – das ist ein höherer Anteil, als dies noch zu Jahresbeginn (53 Prozent) der Fall war. Dies ergab die jüngste Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald zum Frühsommer bei rund 300 Unternehmen aus der Region.

39 Prozent geben noch befriedigende Geschäfte an, bei vier Prozent laufen sie schlecht. Damit bewegt sich die regionale Wirtschaft nicht nur auf Vorjahresniveau, sondern zeigt sich in besserer Stimmung als die Unternehmen im Landesdurchschnitt.

Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, freut sich, dass "trotz der weltpolitischen Turbulenzen die Firmen aus der Region nicht nur den Kurs halten, sondern zum Frühsommer sogar noch konjunkturellen Rückenwind spüren."

Die Umsätze konnten in den letzten vier Monaten mehrheitlich zulegen. 60 Prozent der Firmen aus der Region bezeichnen die Erträge noch als befriedigend. 38 Prozent bewerten sie jedoch mit gut. Das ist ein höherer Anteil als noch zu Jahresbeginn (33 Prozent).

Auch die Auftragsbücher sind besser gefüllt als noch zu Jahresbeginn. 28 Prozent verzeichnen mehr Bestellungen, während weitere 57 Prozent von einem gleich bleibenden Auftragseingang berichten.

Allerdings schlägt sich die bessere Auftragssituation nicht auch in einer entsprechenden Aufhellung der Geschäftserwartungen nieder. Von 26 auf 23 Prozent zurückgegangen ist der Anteil derjenigen, die in Zukunft mit noch besser laufenden Geschäften rechnen. Eine Mehrheit von 69 Prozent geht hingegen von einer gleich bleibenden Entwicklung aus.

Zu dieser Einschätzung leisten die stabilen Investitionsabsichten im Inland einen wichtigen Beitrag. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus sind die Finanzierungsbedingungen weiterhin günstig. 62 Prozent der befragten Firmen bewerten den Finanzierungszugang mit gut. Dabei dominieren nach wie vor die Ersatzinvestitionen. Auf Platz zwei der Investitionsmotive vorgeschoben hat sich jedoch der Wunsch, Produkt- und Verfahrensinnovationen umzusetzen, während die Rationalisierung nun Platz drei einnimmt.

Impulse zur Stabilisierung der Geschäftserwartungen auf hohem Niveau gehen auch weiterhin von den Exporten aus. 36 Prozent rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit weiter steigenden Ausfuhren, 55 Prozent mit einer gleich bleibenden Entwicklung.

Die zuversichtlichen Erwartungen zeigen sich auch in den Personalplanungen der Unternehmen. Knapp zwei Drittel erwarten, dass sich die Zahl ihrer Beschäftigten künftig auf dem gegenwärtigen Niveau bewegen wird. 23 Prozent beabsichtigen sogar, ihren Personalbestand zu erhöhen.

Wichtig ist aus Sicht der regionalen Wirtschaft, dass in der neuen Legislaturperiode verlässlich und nachhaltig in die Infrastruktur des Landes investiert wird. Laut Martin Keppler begrüße man daher "das Ziel der Koalitionspartner, Investitionsschwerpunkte im Straßenbau, dem Breitbandausbau, bei Innovationen und der beruflichen Bildung zu setzen".

Die von der Wirtschaft begrüßte Schuldenbremse dürfe allerdings nicht dazu führen, dass zur Finanzierung der Investitionen in die Infrastruktur auf strukturelle Einsparungen im konsumtiven Bereich verzichtet und stattdessen der "einfachere Weg" über Steuererhöhungen gegangen wird.

In diesem Zusammenhang warnt Keppler vor Überlegungen, die Grunderwerbsteuer erneut zu erhöhen oder die notwendige Reform der Grundsteuer für weitere Steuererhöhungen zu nutzen. "Dies würde die entsprechenden Bauinvestitionen verteuern, die Miet- und Immobilienpreise weiter in die Höhe treiben und damit die bereits bestehende Wohnungsnot verschärfen", so Keppler.

Demgegenüber sieht die regionale Wirtschaft im beabsichtigten Abbau bürokratischer Belastungen erhebliches Potenzial für Kosteneinsparungen – gerade bei klein- und mittelständischen Unternehmen.