In vielen Gemeinde des Landkreises wurde gestern der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht – so auch in Altensteig (oben), Nagold und Calw (unten rechts). Fotos: Verstl/Geisel/Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Volkstrauertag: Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt verbindet sich mit Mahnungen zu Respekt und Toleranz

In vielen Gemeinden des Landkreises fanden gestern Gedenkfeiern für die Opfer der beiden Weltkriege statt. Dabei schlugen die Redner auch den Bogen zu aktuellen Geschehnissen.

Calw/Nagold/Altensteig/Althengstett. Menschen fliehen vor Krieg und Terrorismus. Mit weltweit 65,3 Millionen sei die Zahl der Flüchtlinge weltweit noch nie so hoch gewesen wie derzeit. Insofern könne man von Deutschland aus Kriege nicht mehr aus der Ferne betrachten, sagte Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert bei der Gedenkfeier am Ehrenmal bei der Stadtkirche. Flüchtlinge seien in großer Zahl im Deutschland angekommen. 500 sind es in Calw. Diese Menschen gelte es, sofern sie bleiben wollen, zu integrieren. Wenn das auch nicht immer einfach sei und nicht immer gelingen werde, sei Integration gleichwohl der Schlüssel für eine sichere Zukunft. Eggert dankte in diesem Zusammenhang den vielen ehrenamtlichen Helfern.

Anlässlich des Gedenkens an die Toten der beiden Weltkriege schlug auch Christel Steffek eine Brücke in die Gegenwart. Es gelte Frieden und Freiheit zu schützen. "Deshalb dürfen wir die Augen nicht verschließen, wenn totalitäre Ideologien wieder salonfähig gemacht werden sollen", sagte die Vorsitzende des VdK Calw. Deshalb werde am Volkstrauertag auch der Opfer der jüngsten menschenverachtenden Anschläge in Paris, Brüssel, Istanbul, Nizza, Würzburg, München und Ansbach gedacht.

Er sei stolz darauf, sagte Althengstetts Bürgermeister Clemens Götz bei der Gedenkfeier in seiner Gemeinde, dass Deutschland eine Million Flüchtlinge aufgenommen habe. Zwar sei vieles falsch gelaufen, die irrationale Angst allerdings, die alles, was einem nicht passt, auf die Flüchtlinge schiebt, sei noch viel schlimmer.

Außer den Instrumenten der Stadtkapelle war kein Laut auf dem Nagolder Friedhof zu hören, während sich Oberbürgermeister Jürgen Großmann, Pfarrer Reinhard Hauber, Friedhelm Schneck, Vorsitzender des Nagolder VdK-Ortsverbandes, sowie Vertreter der Nagolder Feuerwehr und der Fallschirmjägerkameradschaft langsamen Schrittes dem Denkmal näherten. "Unseren Opfern der beiden Weltkriege" – vor dieser Inschrift legten sie in Gedenken an die Opfer von Gewalt und Krieg einen Kranz nieder.

Diesem andächtigen Moment voraus gingen Ansprachen von Oberbürgermeister Großmann und Friedhelm Schneck sowie eine Psalmlesung von Pfarrer Hauber. Schneck rief bei dieser Gelegenheit zu mehr Achtung und Toleranz gegenüber allen Menschen auf, ungeachtet ihrer Hautfarbe, Herkunft oder religiösen Gesinnung.

Großmann erinnerte an noch lebende Zeitzeugen, an historische Ereignisse und richtete den Blick auf aktuelle Probleme: "Radikale Islamisten wollen Angst und Schrecken verbreiten, Hass schüren und uns ihren ›heiligen Krieg‹ aufzwingen. Gleichzeitig steckt Europa in einer tiefen Krise. Die Stichworte sind Austritt Großbritanniens aus der EU, Abschottungspolitik und zunehmender Nationalismus". Großmann schloss seine Ausführungen daher mit einer Mahnung: "Lassen wir nicht zu, dass Gewalt oder gar Krieg jemals wieder Mittel der politischen Auseinandersetzung werden."

Was beim Hinausgehen in die Spendendosen geworfen wurde, kommt den SOS Kinderdörfern zugute.

Bürgermeister Gerhard Feeß: "Friede ist keine Selbstverständlichkeit"

Altensteigs Bürgermeister Gerhard Feeß bezeichnete die Schlacht bei Verdun, bei der 1916 mehr als 300 000 Menschen getötet wurden,bei der Gedenkfeier auf dem Altensteiger Waldfriedhof als Ausdruck der Sinnlosigkeit kriegerischer Auseinandersetzungen, die bis heute andauerten. Friede sei keine Selbstverständlichkeit, wie einem der bittere Alltag von Menschen tagtäglich vor Augen führe, die aus Angst vor dem Terror aus Syrien, Irak, Afghanistan und anderen Ländern geflohen seien. Heute würden durch Populisten und Nationalisten Hass, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit drohen, die man nicht zulassen dürfe, sondern begegnen müsse.

Pfarrer Klaus-Peter Lüdke appellierte zur Bewahrung der Schöpfung. Vier Schüler des Christophorus-Gymnasiums Altensteig erinnerten an Unschuldige, die durch Amokläufer ihr Leben lassen mussten, an die ermordete Joggerin in Freiburg, an Menschen, die durch Flugzeugabstürze und entgleiste Züge starben. Umrahmt wurde die Gedenkfeier in der Aussegnungshalle von der Stadtkapelle und den Liederkranz. Am Kriegerdenkmal legten Bürgermeister Feeß, seine Stellvertreter Ursula Utters, Uwe Seeger und Hans Doll sowie Vertreter des VdK und des Deutschen Roten Kreuzes Kränze nieder.