Das Thema Fachkräftemangel ist bei den Unternehmen im Nordschwarzwald längst angekommen. Foto: Spalek Foto: Schwarzwälder-Bote

Ranking des Nachrichtenmagazins "Focus" sorgt für jede Menge Kopfschütteln. Kein Verständnis bei den Wirtschaftsförderern.

Nordschwarzwald - Das aktuelle Ranking des Nachrichtenmagazins "Focus" verweist die Region Nordschwarzwald bei den Job-Chancen auf die hinteren Ränge. Bei den Wirtschaftsförderern in der Region sorgt dieses Ergebnis allerdings für verständnisloses Kopfschütteln. Das Ranking des deutschen Nachrichtenmagazins hat die Lebensbedingungen aller 402 Landkreise und Städte Deutschlands verglichen. Die entscheidenden Kriterien für den bundesweiten Regionen-Check waren die Faktoren Wohlstand und Jobs, Sicherheit, Kosten, Wohnraum, Infrastruktur sowie Demografie und Gesundheit.

Die Region Nordschwarzwald mit den Kreisen Calw, Freudenstadt und dem Enzkreis punktet zwar erneut bei der Sicherheit – der Enzkreis liegt in der Kategorie sogar bundesweit auf Rang sieben. Bei den Job-Chancen belegt die Region Nordschwarzwald mit ihren Landkreisen jedoch einmal mehr nur die hinteren Plätze. "Dies ist umso unverständlicher, da der Enzkreis landesweit eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten aufweist und sich in Bezug auf seine Wirtschaftskraft bundesweit unter den zehn Prozent der besten deutschen Landkreise wiederfindet", betont Enzkreis-Landrat Karl Röckinger.

Für Steffen Schoch, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft Nordschwarzwald (WFG) greift diese Sichtweise der Wirtschaftsleistung der Region entschieden zu kurz: "Fakt ist doch: Viele Firmen, darunter auch namhafte und global agierende Unternehmen und Technologieführer suchen händeringend qualifiziertes Personal." Nicht nur für die in der Region ansässigen Weltmarktführer in der Holz-, Kunststoff- und Metallbranche, als Zulieferer insbesondere in die Bereiche Automotive, Medizintechnik und Maschinenbau, erweist sich der Mangel an qualifizierten und motivierten Mitarbeitern inzwischen als innerbetrieblicher Flaschenhals. Auch viele Handwerker müssen ihre Kunden inzwischen vertrösten, weil ihnen schlicht das Personal fehlt. "Gerade die Region Nordschwarzwald zeichnet sich aus durch ein vielfältiges Angebot an Jobs und ein Umfeld, in dem sich Menschen wohlfühlen können", betont auch Helmut Riegger. Er ist Landrat im Landkreis Calw und Vorsitzender des Aufsichtsrats der WFG Nordschwarzwald.

Die Fachkräfte-Bemühungen der Wirtschaftsförderer in der Region Nordschwarzwald sind inzwischen vielfältig. Die prekäre Situation mancher Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Calw sowie in Pforzheim und im Enzkreis veranlassen die WFG zusammen mit ihren regionalen Partnern im gesamten Bundesgebiet Fachkräfte zu akquirieren und "lassen die jetzt veröffentlichten Ergebnisse der aktuellen Studie des Nachrichtenmagazins in einem eher fragwürdigen Licht erscheinen", kommentiert die WFG in einer Pressemitteilung die Veröffentlichung im "Focus".

Die Fachkräfteakquise avanciert zu einem zentralen Thema bei der WFG. Zwar stünden die Kooperationen mit Hochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet erst am Anfang, trotzdem würden sich bereits vielversprechende Kontakte zu regionalen Unternehmen anbahnen, erklärt Steffen Schoch. Mit Informationsveranstaltungen und Unternehmensbesuchen versucht die WFG Kontakte zwischen den Firmen und Studierenden anzubahnen oder zu intensivieren.

"Die Mitarbeiter in den mittelständischen und oft inhabergeführten Unternehmen sind weit mehr als eine Nummer in der Personalstatistik", argumentiert der WFG-Geschäftsführer mit Blick auf die Karriere-Chancen der Job-Aspiranten in der Region Nordschwarzwald. Erst einmal in den Betrieben angekommen, würden die Nachwuchskräfte schnell Eigenverantwortung bekommen und die Unternehmen auch schnell in einem internationalen Umfeld vertreten.

Hier schließt sich für Schoch wieder der Kreis, denn die Zufriedenheit im Job bringe schließlich ein deutliches Plus an Lebensqualität. Und eben diese bewerten die Macher der Focus-Studie in der Region als keinesfalls negativ.