Foto: Thomas Fritsch

Rock'n'Roll wird zum Jungbrunnen: Sänger reißt seine Generation zu Begeisterungsstürmen hin. Ränge bis auf wenige Plätze gefüllt.

Calw - "Da vorne sitzt meine 81-jährige Mutter und macht begeistert mit", erzählt Veranstalter Jürgen Ott und strahlt. Und sie war nicht die einzige aus der Generation von Peter Kraus, die sich mitreißen ließ.

Das Kloster tobte, spätestens als der Deutsch-Rock’n’Roller kurz vor Schluss sein "Sugar Baby" anstimmte. Dabei brachte der Sänger, Musiker und Schauspieler ein Publikum zum Toben, das im Durchschnitt mindestens der Altersklasse Ü 60 angehören dürfte.

So wurde Rock’n’Roll zum Jungbrunnen. Die zumeist älteren Semester hatten jedenfalls einen unbändigen Spaß.

Mit der Rock-Musik und dem Alter ist das so eine Sache. "Trau keinem über 30", raunte man sich in den Sechzigern noch zu. Dass die Rolling Stones oder auch Peter Kraus wie viele andere Musiker dieser Generation noch mit über 70 auf der Bühne stehen werden, hielt damals niemand für möglich.

"Forever Young", ewig jung zu sein, beschwor schon der große Rock-Poet Bob Dylan in dem gleichnamigen Song. Nun, das ist niemandem vergönnt. Diese Musik ist, wie der Abend beim Klostersommer zeigt, aber immerhin in der Lage, sich glückselig in die alten Zeiten zurückzuversetzen.

Dafür hat Peter Kraus viel getan. Er ist nicht von allen als Rock’n’Roller ernst genommen worden, nicht zuletzt, weil er auch Schlager gesungen hat. Dass er es kann, hat er eindrücklich bewiesen. Mit "Der letzte Rock’n’Roller" fetzte er mit seiner exzellenten sechsköpfigen Band gleich so richtig los. Und er hatte viele Klassiker im Programm. Chuck Berrys "Johnny B. Goode" oder "Blue Suede Shoes" von Carl Perkins. Und natürlich durfte ein großes Elvis-Medley nicht fehlen.

Aber auch die Schlager-Vergangenheit von Peter Kraus hatte seinen Platz. Lieder wie "Wenn Teenager träumen" präsentierte er mit seinen Musikern und Background-Sängern in einer durchaus hörenswerten Unplugged-Version. Dass "Manchmal" zu seinen Lieblingsliedern gehört, war deutlich zu spüren. Im Original war es 1963 als "Rhythm of the Rain" ein Hit für die Cascades, zu dem er den deutschen Text geschrieben hat.

Mit 76 Jahren versprüht Kraus noch immer einen jungenhaften Charme. Und es wirkt keineswegs peinlich, wenn er in "Mit Siebzehn" singt, was Teenagern damals angeblich im Kopf herumgegangen ist. Und dass er Neuem gegenüber aufgeschlossen ist, hat er erst mit seiner jüngsten CD "Zeitensprung" bewiesen. Wie es klingt, wenn er aktuelle Titel in seinen Stil transferiert, zeigte er mit Marterias "Lila Wolken" und Culcha Candelas "Hamma!".

Mit der Schnulze "Schwarze Rose Rosemarie" endete das Konzert. Das hat dem Abend keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Das Lied hat sicher vielen der Besucher am Ende ein seliges Lächeln ins Gesicht gezaubert.