"Lasst uns froh und munter sein": Nach einem Ständchen für den Nikolaus freuten sich die Kinder über süße Leckereien. Foto: Krauß

Kinder erkunden den Stuttgarter Flughafen. Auffällige Reisegäste in Terminal 3 gesichtet.

Boarding Time an Gate 321. Die Flugbegleiterinnen Jana und Monja checken die Tickets der Passagiere, die heute in Richtung Mallorca starten. "Sie werden gut erholt und braun gebrannt wieder zurückkehren", verspricht Franz Reich schmunzelnd. Der sympathische Herr ist Mitarbeiter am Stuttgarter Flughafen. Seit 15 Jahren führt er interessierte Besuchergruppen über "sein Flughäfele", wie er den internationalen Flughafen neckisch nennt.

Heute bekommen zehn Kinder inklusive sechs Papas und einem Opa eine exklusive Führung über das weitläufige Gelände. Die Faszination Flughafen ist bei Kindern weit verbreitet und so flattern Jahr für Jahr jede Menge Wunschzettel zu diesem Thema in die Redaktionen des Schwarzwälder Boten. Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Pforzheim Calw wird der Wunsch an diesem Morgen für acht Jungen und zwei Mädchen wahr.

Matthis Eiberle, 11 Jahre, aus Villingendorf und der achtjährige Roman Eraat aus Dunningen sind die Gewinner aus dem Kreis Rottweil. Aus Calw sind Tim und Ben Tscheuschner, 9 und 4 Jahre alt, aus Oberreichenbach und die Geschwister Finn (6) und Lias (4) Keck aus Haiterbach nach Stuttgart gekommen. Der sechsjährige Noah Zähringer wohnt in St. Georgen und Yanik Breuer, mit seinen drei Jahren der jüngste Gewinner, kommt aus Villingen Schwenningen. Dass sich auch Mädchen für Flugzeugtechnik interessieren, beweisen Jana Geiger (6) und Monja Schäfer (5), beide aus Eutingen im Kreis Freudenstadt.

Zur Einstimmung zeigt Franz Reich einen Film mit Informationen rund um das Flughafengeschehen. Anschließend beginnt die Fragestunde. Darauf hat offensichtlich vor allem Roman aus Dunningen gewartet. Der Achtjährige mag seine Hand gar nicht mehr nach unten nehmen. "Wie viele Flugzeuge starten hier am Tag? Und im Jahr?", "Welches war die größte Maschine, die jemals in Stuttgart gelandet ist?", "Hat es schon mal einen großen Unfall gegeben?" – Romans Wissensdurst ist nicht zu stillen; doch Franz Reich unterbricht den aufgeweckten Jungen: "Weißt du was? Jetzt gehen wir zuerst raus und schauen uns alles an. Dabei bekommst du Antworten auf deine Fragen." Kaum im Flughafenterminal 3 angekommen, entdecken die Kinder auch gleich ein auffällig gekleidetes Paar durch die Halle spazieren. Ein Mann im roten Anzug und einem prächtigen weißen Bart wird von einem Engelchen im kurzen weißen Kleidchen und Goldflügeln auf dem Rücken begleitet. Mit großen Jutesäcken ist ihr Gepäck eher weniger flugtauglich. "Der Nikolaus!", ruft Jana und kann ihren Augen kaum trauen. Nach einem gemeinsamen Ständchen verteilt der Bärtige kleine Geschenke an alle, ein gemeinsames Foto darf natürlich auch nicht fehlen. Alle Kinder sind begeistert, nur der kleine Yanik klammert sich mit dicken Tränen in den Augen an seinen Papa.

Jetzt aber schnell weiter, Mallorca ruft und die Kinder wollen ja nicht ihren Flug verpassen. Nächste Station ist der Metalldetektor. Nachdem alle auf größere Mengen Flüssigkeit oder Metallgegenstände durchsucht wurden, sehen die Besucher, was Fluggäste bereits versucht haben, nach Deutschland einzuschleusen. Vom gefälschten WM-Pokal über ausgestopfte Tiere bis hin zu Schlangenleder ist alles im Repertoire. "Zum Glück gibt’s den Zoll", weiß Franz Reich.

Am richtigen Gate angekommen und von den Aushilfs-Flugbegleiterinnen Jana und Monja durchgewunken, geht es nun in den Bus. Vorbei an den großen Fliegern und dem Parkplatz für Privatjets endet die Fahrt nach vielen "Oh’s" und "Ah’s" am Gebäude der Flughafen-Feuerwehr. Dort hat man einen perfekten Blick auf die Start- und Landebahn. Die Kinder haben Glück und sehen einige Flugzeuge aus nächster Nähe zum Start oder zur Landung ansetzen. "Ich will mal einen Looping machen", ruft Jana Geiger begeistert. Ihre Mama verzieht das Gesicht: "Sie sieht bei uns in Eutingen auf dem Fluggelände immer die Segelflugzeuge und ist ganz begeistert. Ich würde mich da nie reinsetzen", ist sich Margit Geiger sicher.

Dann geht’s rein zur Flughafen-Feuerwehr. Für die meisten Kinder der aufregendste Teil des Tages. Völlig anders als "normale" Feuerwehrautos sehen die zwölf Meter langen und bis zu 145 Stundenkilometer schnellen Einsatzfahrzeuge aus. Jana stellt sich mit großen Augen und offenem Mund vor einen Reifen. "Sogar wenn du deine Arme hochstreckst, ist das Rad größer als du", staunt ihre Mama.

Im Ernstfall zählt jede Sekunde. 20 Feuerwehrleute sind immer vor Ort, um innerhalb von 30 Sekunden ausrücken zu können. Anstatt eines Zündschlosses unter dem Lenkrad ist der Startknopf außen an der Fahrerseite. Eine scharfe Spitze auf dem Dach dient im Notfall dazu, Flugzeuge aufzuschneiden. Aber auch zum Flugzeugtank befüllen oder vielen weiteren Tätigkeiten wird sicherheitshalber immer ein Feuerwehrfahrzeug dazu bestellt.

Die festangestellten Feuerwehrleute, darunter auch eine Frau, arbeiten im 24-Stunden-Dienst. "Und was machen sie, wenn es nichts zu tun gibt?", fragt Ben Tscheuschner. "Sie putzen die Fahrzeuge, kochen sich etwas und gehen zum Volley- oder Basketball in die Sporthalle, die hier mit im Gebäude ist. Eine Stunde Bewegung täglich ist nämlich Pflicht, damit alle körperlich fit bleiben", erklärt Reich.

In einem Schauraum sind historische Feuerwehrfahrzeuge und alte Schutzkleidung ausgestellt. Wieder staunen die Kinder. "Mit so einer Kutsche waren die damals aber bestimmt nicht so schnell unterwegs", stellt einer der Jungs fest.

Nachdem auch die Halle, in der das Gepäck via Barcode sortiert wird, unter die Lupe genommen wurde, endet die Reise der jungen Flugbegleiter in die Ankunftshalle.

"So meine Lieben, ich hoffe, Sie haben Ihren Mallorca-Aufenthalt genossen. Ich sehe, Sie sind erholt und braun gebrannt", witzelt Franz Reich zum Abschluss. Und tatsächlich, die Kinder strahlen bis über beide Ohren und wirken mindestens genauso glücklich wie nach einem Urlaub am Strand.