Foto: Schwarzwälder-Bote

Kennen Sie den: Der Mann kommt vom Gottesdienst nach Hause. Seine

Kennen Sie den: Der Mann kommt vom Gottesdienst nach Hause. Seine Frau fragt ihn: "Und, wovon hat er es gehabt?" – "Vom Lügen!" – "Und was meint er?" – "Er ist dagegen!"

Nur der Pfarrer? Der Monatsspruch auch. Und auch der Bergprediger, von dem das biblische Geleitwort durch diesen Monat Juli stammt; Jesus sagt: "Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Bösen." (Matthäus 5,37).

Einen Monat lang die Wahrheit. In Wort und, wenn ich an den morgigen "Tag der Diakonie" denke, in Tat. Ohne Ausflüchte. Ohne Versuche, die Wahrheit einer Aussage mit "Ehrenwort" oder einem Schwur bekräftigen zu wollen. Keine Halbwahrheiten, keine Halbherzigkeiten, kein Schummeln, kein die Wahrheit Verdrehen, kein Verschleiern, keine scheinheiligen Freundlichkeiten, keine Notlügen, keine Gerüchte, kein Hintenherum. Nur die Wahrheit.

Wenn ich die Zeitung aufschlage: Wahrheit. Wenn ich den Fernseher einschalte: Wahrheit. Wenn ich die Zutatenliste auf einer Lebensmittelpackung lese: Wahrheit. Wenn ich mir Werbeprospekte ansehe: Wahrheit. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte: Wahrheit. Sie winken ab: absolut illusorisch? Ich bin noch nicht fertig: Wenn ich den Mund aufmache: Wahrheit. Immer noch absolut illusorisch?

Mit relativ großer Selbstverständlichkeit meinen wir es gut mit uns und gehen davon aus, dass wir selber eine ehrliche Haut sind – bis man sich doch bei einer Unehrlichkeit ertappt oder – nicht besser - von anderen ertappt wird.

Was glauben wir alles? Wem glauben wir? Und wer ist bei uns schon längst "unten durch", weil nicht (mehr) vertrauenswürdig? Und welchen Stellenwert haben die Ehrlichkeit und die Wahrhaftigkeit bei uns?

Wie verständnisvoll oder wie großzügig man mit eigener Unehrlichkeit in Wort und Tat jeweils auch umgehen mag: Allerspätestens, wenn man Opfer einer Unwahrhaftigkeit oder von jemandem hinters Licht geführt wurde, merkt man ganz bitter, wie viel dies an Menschlichkeit, an Respekt und an Vertrauen zerstört. Auf dieser Basis hat Leben überhaupt keine Chance.

Es bleibt unverzichtbar, dass wir im Leben mit offenen Karten spielen, dass wir uns über den Weg trauen und uns aufeinander verlassen können. Wer dies je vergessen hätte oder angesichts mancher gegenteiliger Erfahrungen nicht mehr glauben wollte: Jesus ist (nicht nur) in der Bergpredigt der Meinung, dass nur Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit weiterführen. Wo wir uns darauf verlassen und wo uns davon etwas gelingt, scheint sogar etwas durch von Gottes Treue und Wahrhaftigkeit.

Man sieht sofort ein: Dies gilt über diesen Monat Juli hinaus. Und wenn irgendein Pfarrer oder jemand anderes gegen das Lügen in Wort und Tat ist, dann finden sie hoffentlich viele, die das auch gut finden und sich mit ihnen um Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit in Wort und Tat bemühen.

Ihnen und Euch ein gesegnetes Wochenende!

Gottfried A. Bührer ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Zavelstein