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Oberbürgermeister Ralf Eggert vier Jahre OB in Calw. Bilanz der ersten Hälfte seiner achtjährigen Wahlperiode.

Calw - Oberbürgermeister Ralf Eggert strebt eine zweite Amtszeit an. Das sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Heute ist Eggert vier Jahre OB in Calw und zieht Bilanz der ersten Hälfte seiner achtjährigen Wahlperiode.

Haben Sie es jemals bereut, sich in Calw beworben zu haben?

Nein, ich habe es nie bereut. Wie bei jeder Arbeitsstelle gibt es auch ein paar Momente, in denen man nicht gerade jubeln kann. Aber bereut habe ich es zu keiner Zeit – und die Familie auch nicht.

Wie sieht Ihre Halbzeitbilanz aus?

Stück für Stück werden die bereits bei Amtsantritt vorgegebenen Aufgaben abgearbeitet – das sind nicht wenige. Die Abwasserkonzeption wird in diesen Wochen abgeschlossen. Die Walter-Lindner-Halle ist in Betrieb gegangen. Der Bauhof gebaut. Es verbleibt die Sanierung der Rathausgebäude, an der mit Hochdruck gearbeitet wird.

Wie fühlen Sie sich und Ihre Familie in Calw?

Wir fühlen uns sehr wohl und sind persönlich gut angekommen. Gerade unser kleiner Sohn sorgt natürlich dafür, dass man neue Kontakte erhält – losgelöst von der Arbeit.

Wie kommen Sie mit den Calwern aus?

Mit der Bevölkerung meiner Meinung nach sehr gut, wobei mich natürlich nicht alle mögen können. Allerdings würde ich mir einen anderen Umgangston im Gemeinderat wünschen. Da machen es einzelne dem Gremium schwer. Der ist dauerhaft nicht akzeptabel. Ich selbst habe damit kein Problem, ich bin schließlich fest angestellt. Unter Ehrenamtlichen sollte jedoch ein eher partnerschaftlicher Umgangston herrschen.

Ihr Vorstoß mit der H&M-Ansiedlung ist gescheitert. Danach kam nicht mehr viel. Liegt es am fehlenden Geld?

Die H&M-Ansiedlung hätte keine städtischen Geldmittel erfordert. Danach haben wir viele Dinge umgesetzt. Zum Beispiel das Brauhaus, es ist eine Bereicherung für die Innenstadt, um die uns viele Kommunen beneiden. Aber auch mit dem wieder belebten Wochenmarkt, dem hervorragenden Weihnachtsmarkt, den zahlreichen Aktionen in der Innenstadt, dem kurz vor der Inbetriebnahme stehenden kostenlosen WLAN in der Kernstadt, dem kostenlosen, einstündigen Parken im Parkhaus ZOB, dem neuen Brühlspielplatz und vielem mehr, haben wir sehr viele Maßnahmen umgesetzt. Viele Dinge nehmen wir gar nicht wahr. Vergessen sie, kaum dass wir sie bekommen haben und erfreuen uns daran nicht.

Welche Möglichkeiten ergeben sich denn für die "zweite Halbzeit", wenn man Tälesbach und Rathaus mal "von der Backe" hat?

Vielleicht etwas mehr Raum für eigene Ideen, sowohl für den Gemeinderat als auch für mich selbst. Das meiste war in den letzten vier Jahren ja vorgegeben. Ein wichtiger Schritt, um die Stadt auf Dauer besser aufzustellen ist sicherlich, die exorbitant niedrigen Gewerbesteuereinnahmen zu erhöhen. Mit dem Gewerbegebiet Lindenrain wird ein wesentlicher Schritt unternommen. Auch die Hermann-Hesse-Bahn und der Tunnel zur Kernstadtumfahrung werden viele neue Perspektiven für die Stadt eröffnen.

Stecken da auch Anreize für eine zweite Amtszeit drin?

Wir sind mit der Überzeugung nach Calw gekommen, dass unter anderem Kontinuität ein wesentlicher Faktor für eine gute Entwicklung einer Stadt ist. Daran hat sich nichts geändert. Auch meiner Familie, auch mir tut Kontinuität gut. Ja, eine zweite Amtszeit wollen wir sehr gerne angehen.

Da es auf Weihnachten zugeht: Hat ein Oberbürgermeister auch Wünsche?

Manchmal bekommt man eine Chance geschenkt, die man zuvor nicht erkannt hat. Beispielsweise könnten sich nach der Fertigstellung des Tunnels für die gesamte Innenstadt ganz neue Möglichkeiten ergeben, bis hin zu einer kleinen Landesgartenschau. Beim Tunnel gehe ich davon aus, dass in den nächsten zwölf Jahren mit dem Bau begonnen wird.

Die Fragen stellten Alfred Verstl und Hans-Jürgen Hölle