Udo (links) und Maximilian Raisch präsentieren Neujahrsbrezeln. Etwa 5000 Stück sind in der Nacht zum heutigen Dienstag in der Backstube fertiggestellt worden. Foto: Hölle

Hefegebäck gilt als Glücksbringer und symbolisiert Verbundenheit. An Silvester wird auch darum gespielt.

Calw - "Was soll die Frage", mag sich die Wimbergerin Ruth Neher gedacht haben, als man von ihr wissen wollte, warum sie eine Neujahrsbrezel gekauft hat. Ist doch klar: "Weil sie gut sind", war ihre Antwort. Und weil diese für die 83-Jährige und ihren Mann zum Jahreswechsel einfach dazu gehören.

Wie für viele andere auch. Sie gelten nämlich als Glücksbringer, die am Neujahrsmorgen verschenkt und vielerorts auch gemeinsam verzehrt werden. In seiner ursprünglichen Bedeutung sollte das Gebäck vor Krankheit, Unglück und Hunger schützen. Zudem symbolisiert es bei der Brezel Verbundenheit.

Und deswegen hat Maximilian Raisch von der gleichnamigen Bäckerei in Oberriedt mit drei Mitstreitern gestern Abend um 20 Uhr damit begonnen, zu backen, was sie zuvor geschlungen haben. Nämlich 5000 Neujahrsbrezeln in vier verschiedenen Größen. Davor galt es den Teig zuzubereiten. Nach einem Hausrezept der Bäckerei Raisch. Aus 1200 Kilogramm Mehl, 300 Kilogramm hochwertiger Butter, 600 Kilogramm Milch, nicht zu vergessen 120 Kilogramm Hefe. Natürlich auch 500 Eigelb. Damit die fertige Neujahrsbrezel nicht nur lecker schmeckt, sondern vor dem Verzehr auch schön glänzt. Etwa die Hälfte wurde noch mit einem Zopf verziert.

Bis auf die Teigzubereitung ist bei der Produktion von Neujahrsbrezeln alles Handarbeit. Bäckereichef Udo Raisch erinnert sich noch ganz genau: "Als ich das Gebäck noch geformt, abgestrichen, die Backbleche in den Ofen geschoben und nach der Backzeit von zwischen 16 und 35 Minuten die Rückstände vom Blech gelöst habe, damit es für die nächste Runde wieder verwendet werden kann, da habe ich abends jeden einzelnen Muskel gespürt. Junior Maximilian macht dies nach eigenem Bekunden (noch) nichts aus. Für ihn ist das ein Geschäft wie jedes andere.

Wobei natürlich auch ihm bewusst ist, dass Neujahrs- oder Weihnachtsbrezeln eine Spezialität der hiesigen Gegend sind, die auf einer alten Tradition beruhen. Gerne wird am heutigen Silvestertag in geselliger Runde um sie gespielt. "Bobbern" heißt das Ganze, Würfelbecher kommen dabei zum Einsatz. Entsprechende Kontingente wurden bei der Bäckerei im Vorfeld natürlich bestellt.

Zwischen Neujahrs- und Weihnachtsbrezel gibt es übrigens keinen Unterschied. 2500 Stück pro Woche hat die Bäckerei Raisch in der Adventszeit verkauft, an Weihnachten waren es zwischen 3000 und 4000. Zu Neujahr wird das getoppt. Und Kennern dürfte bekannt sein, dass dieses Naschwerk wegen des hohen Buttergehalts durchaus auch dazu geeignet ist, die Folgen eines Katers zu lindern.