Den Status des "Babyfreundlichen Krankenhauses" wird Calw auch weiter behalten. Foto: Grubitzsch

Klinikverbund bestätigt Umwandlung von Calwer Belegabteilung in eigene Klinik. Keine Auswirkung auf Hebammen.

Kreis Calw - Nachdem drei Belegärzte der Belegabteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Calw ihre Verträge gekündigt haben, wandelt der Klinikverbund die Belegabteilung in eine Hauptabteilung mit Chefarzt und eigenen Ärzten um. Mit dieser Mitteilung bestätigte gestern der Klinikverbund entsprechende Berichte des Schwarzwälder Boten. Auch der kommissarische Leiter der neuen Klinik steht schon fest.

Bis dato wurde die Geburtsabteilung als Belegklinik von den niedergelassenen Mediziner der frauenärztlichen Gemeinschaftspraxis Calw geführt. Lediglich die Hebammen sind direkte Angestellte des Kreisklinikums Calw-Nagold. Mit dem rentenbedingten Ausscheiden von Christian Kalmutzki Ende Juli sahen sich die verbleibenden Kollegen Günter Oettling, Michael Ruess und Nada Elrich offenbar nicht mehr in der Lage, den Klinikbetrieb in der bisherigen Form aufrecht zu halten und kündigten daher ihren Belegervertrag ebenfalls zum Monatsende.

Diese Entwicklung in der Calwer Geburtshilfe kommt nicht ganz überraschend. Aufgrund der strengen haftungsrechtlichen Vorschriften beschäftigt sich der Klinikverbund Südwest gemeinsam mit den Calwer Belegärzten schon seit drei Jahren intensiv mit der dauerhaft zwingenden Umsetzung der Richtlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

Die Leitlinie der DGGG stellt strenge Mindestanforderungen an geburtshilfliche Abteilungen der Grund- und Regelversorgung. Demnach muss rund um die Uhr ein gynäkologisch- und geburtshilflicher Bereitschaftsdienst vorgehalten werden. Für den Fall, dass der diensthabende Arzt seine Weiterbildung noch nicht abgeschlossen hat, muss zwingend ein Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Rufdienst verfügbar sein. Mit dem Ausscheiden von Christian Kalmutzki wären diese Vorgaben durch die verbliebenen Belegärzte im Dreischichtbetrieb nur noch über eine unzumutbar hohe Dienstbelastung zu erfüllen gewesen.

Angesichts dieser Entwicklung haben die Kreiskliniken Calw zusammen mit ihrem Träger, dem Landkreis Calw, in den vergangenen zehn Monaten zahlreiche Lösungsmodelle entwickelt, um die geburtshilfliche Versorgung im Landkreis Calw durch die Fortführung einer eigenen Abteilung am Krankenhaus Calw weiter zu sichern.

Weitere Gespräche mit Belegeärzten

Diese Woche fiel nun die Entscheidung. "Im Hinblick auf die Fortentwicklung der Medizinkonzeption 2020 hat sich der Aufsichtsrat in Absprache mit der Geschäftsführung, mit den Belegärzten und den Mitarbeitern letztendlich für die Umwandlung der bisherigen Belegklinik in eine ärztlich geführte Hauptabteilung entschieden", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Helmut Riegger, nach der entscheidendenen Sonderaufsichtsratssitzung.

Elke Frank, Geschäftsführerin des Klinikverbundes Südwest, gab bekannt, wie die neue Klinik ab 1. August personell aufgestellt ist: "Die ärztliche Leitung innerhalb der neuen Organisationsstruktur wird zum 1. August auf Dirk Pollmann sowie zwei weitere Teamärzte übergehen. Gemeinsam werden sie fortan zunächst kommissarisch die Geschicke der Klinik führen." Dirk Pollmann (53), ist kein unbekanntes Gesicht, war bereits in der Vergangenheit für den Klinikverbund Südwest tätig.

Das Angestelltenverhältnis aller Hebammen in Calw bleibt nach Angaben des Klinikverbunds unverändert bestehen. Gleiches gelte für die enge Zusammenarbeit der Calwer Geburtshilfe mit den Kinderärzten der Böblinger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit angeschlossenem Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe, was auch Frühchen oder Zwillingsgeburten landkreisübergreifend beste medizinische Voraussetzungen bieten soll. Der Status Quo eines "Babyfreundlichen Krankenhauses" nach WHO/Unicef-Standards, welchen Calw seit 2008 bekleidet, bleibe von der neuen Organisation ebenfalls unbenommen.

"Der jetzige Lösungsansatz sichert zunächst einmal die gynäkologisch-geburtshilfliche Versorgung im Landkreis Calw", fasst Geschäftsführerin Elke Frank zusammen.

Im August wird es weitere Gespräche mit den bisherigen Belegärzten geben, die zwar nicht mehr die Gesamtverantwortung der Klinik tragen wollen, sich aber nach wie vor vorstellen können, einige Dienste im Bereich der Geburtshilfe abzudecken, sowie ambulante gynäkologische Operationen für ihre Praxispatientinnen anzubieten.