Der "Kaiserwalzer" war einer der Höhepunkte des Neujahrskonzerts. Foto: Tröger

Stehende Ovationen für Ensembles bei Neujahrskonzert. Feurige Klänge, leidenschaftlicher Tanz.

Calw - Ganz so, als wollte das Publikum dem Calwer Gemeinderat für seine anstehenden Haushaltsberatungen Argumente gegen Kürzungen im Kultur- und Bildungsbereich an die Hand geben, war zum Neujahrskonzert der Musikschule die Aula voll besetzt.

Diese Beratungen waren Thema vor und nach dem Konzert. Verweise darauf zogen sich wie ein roter Faden durch die Grußworte. Über allem jedoch stand die Freude und Anerkennung für die Leistung und Begeisterung, das Engagement und Herzblut und die Disziplin, die sicht- und hörbar von den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen dargeboten wurden.

"Con molto appassionato" – mit großer Leidenschaft starteten die Junge Philharmonie Calw unter dem Dirigat von David Raiser und der Violinsolist Patrick Dittrich mit dem "Allegro molto appassionato" aus dem Konzert für Violine und Orchester von Felix Mendelssohn Bartholdy. Dittrich spielte seinen Solopart mit großer Konzentration, voller Energie und in intuitiver Abstimmung mit dem Orchester und seinem Leiter. "Er lebt die Musik", war aus dem Publikum zu hören.

Ein Schwerpunkt des Neujahrskonzerts lag auf dem Ballett. Die Elevinnen von Jenny Steimle zeigten in rot-schwarzen Kostümen, einen feurigen "Spanischen Tanz" zu Klängen der Band Gipsy Kings. Danach füllte sich die Aula mit den schwungvoll gespielten, gesungenen und getanzten Walzer- und Polkaklängen des Wiener Komponisten Johann Strauß (Sohn).

Mit viel Applaus würdigte das Publikum die Ankündigung von Musikschuldirektor Dieter Haag, dass Hansjörg Kalmbach, der "Vater" der Aurelius Sängerknaben, den Chor unter Leitung von Bernhard Kugler zusammen mit Renate Laich-Knausenberger bei der "Tritsch-tratsch-Polka" und dem Walzer "An der blauen Donau" am Klavier begleiten werde.

Eine nicht alltägliche, dafür aber umso reizvollere musische Kombination war der "Kaiserwalzer" – gesungen von den Knaben und getanzt von der Ballettklasse Christa Steyr.

Philipp Ratz übernahm den Stab der Jungen Philharmonie. Mit der "Kamelien-Polka" demonstrierten die jungen Musiker einmal mehr, dass sie ihre mit viel Arbeit erreichte Präzision mit Leidenschaft und Hingabe zu paaren wissen. Mit dem "Postillion d’Amour" setzten die Ballettschülerinnen von Jelena Kiesner die Klänge der Philharmonisten anmutig und ausdrucksvoll in Szene.

"Was die Musikschule leistet, sucht ihresgleichen im Ländle"

"Was die Musikschule leistet, sucht ihresgleichen im Ländle und weit darüber hinaus", sagte Bernd Pletschen. Der seit Dienstag amtierende neue Vorsitzende des Freundeskreises der Musikschule Calw zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: "Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert." Deshalb "fördern wir bewusst in der Breite, aus der dann auch Spitzenklasse entstehen kann", so Pletschen.

"Die Musikschule ist ein Leuchtturm in Calw und in der Region", betonte der Leiter des Fachbereichs Kultur bei der Stadtverwaltung, Hans-Martin Dittus. "Sie alle sind gekommen auch in der Erwartung, dass wir den jungen Musikern, Sängern und Tänzern ein Podium geben, auf dem sie die Früchte ihres Engagements und ihres disziplinierten Übungsfleißes präsentieren können."

"Bei Lob sind wir unglaublich belastbar", gestand Haag und zeigte sich überwältigt vom großen Publikumszuspruch. Sein Dank galt allen Leitern und Lehrkräften.

David Raiser führte mit seinem mitreißenden raumgreifenden Dirigat die Junge Philharmonie mit Edgar Elgar’s "Pomp and Circumstance" noch einmal zur Hochform. Traditionell, wie beim großen Vorbild, den Wiener Philharmonikern, gehört mittlerweile zum Calwer Neujahrskonzert der Radetzkymarsch. Mit stehenden Ovationen anerkannte das Publikum die großartigen Darbietungen.