Die Choristen der Calwer Kantorei, die Kammersinfonie Calw und Solisten sorgten für einen glanzvollen musikalischen Auftakt im neuen Jahr. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Kantaten-Gottesdienst: Chor sowie Instrumentalisten bilden homogenen Klangkörper / Worte des Trostes

Von Jeanette Tröger

Calw. Eine feine musikalische Neujahrsgabe erhielt das Publikum beim ökumenischen Kantaten-Gottesdienst zu Neujahr in der sehr gut besetzten Stadtkirche Calw.

Festlich und fröhlich

Unter der Leitung von Kantor Martin W. Hagner brachten die Choristen der Calwer Kantorei, die Musiker der Kammersinfonie Calw und die Solisten Susan Eitrich und Leonie Zehle (Sopran), Annalena Eitrich (Alt), Thomas Volle (Tenor) sowie Stefan Balbach (Bass) Johann Sebastian Bachs "Magnificat in D-Dur" zur Aufführung.

Festlich und fröhlich zugleich, anspruchsvolle fünfstimmige Chöre, vier Solisten, ein mit Streichern, Trompeten und Pauken, Flöten und Oboen hohen Feiertagen entsprechendes Orchester. Ein mitreißendes Werk, das öfter aus dem Schatten des allgegenwärtigen Weihnachtsoratoriums geholt werden darf. Im Lobgesang Marias wird noch einmal die adventliche Thematik von der Ankunft des Erlösers und dem Lob Gottes aufgegriffen. Bachs Partitur enthält in ihren zwölf, zumeist kurzen Sätzen wunderbare musikalische Kostbarkeiten. Die sowohl vom Chor und den Solisten geforderte Kolotaturgeläufigkeit wird bestens gemeistert. Kantor Hagner gelingt es rasch, Chor, Orchester und Solisten zum harmonischen Musizieren zu vereinen. Der Chor setzt Hagners gestalterische Impulse konzentriert um, die Musiker gefallen mit reaktionsschnellem Spiel und die Solisten agieren ebenfalls klanglich überzeugend mit tragfähigen Stimmen.

Drei Bilder verbunden

Eingebettet war das "Magnificat", das für eine alleinige konzertante Aufführung sicher zu kurz ist, in den Gottesdienst. Gemeinsam mit Dekan Erich Hartmann gestaltete Gemeindereferentin Andrea Bolz von der Katholischen Kirchengemeinde die Liturgie. Pfarrer Ulrich Weber, der Leiter der Telefonseelsorge Nordschwarzwald, hielt die Predigt über die Jahreslosung 2016 aus Jessaia 66: "Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet". Er verbindet drei Bilder, die sich im Reflektieren über die Losung übereinander schieben. Das Bild des tröstenden Gottes als Mutter, die junge Mutter Maria mit ihrem Neugeborenen und das der Pieta, in dem Maria ihren toten Sohn in ihren Armen hält. "Einer der selbst Trost erfahren hat, wird auch anderen zum Tröster", übertragt Weber die Botschaft der Jahreslosung auf das Zusammenleben.

Mit der im Kanon gesungenen Segensbitte "Dona nobis pacem" und dem kraftvollen Eingangschor des "Magnificat" – Meine Seele erhebt den Herrn – endete der ökumenische Gottesdienst mit laut schallendem und anrührenden musikalischen Gotteslob.

Für die Akteure gab es am Ende lang anhaltenden begeisterten Applaus, bevor sich Publikum, Musiker und Geistliche unter der Empore zu einem Neujahrsumtrunk sowie angeregten Gesprächen versammelten.