In Calw hat ein Fuchs zugebissen. (Symbolbild) Foto: dpa

Passantin im Vorstadtweg gebissen. Wir erklären, wie man sich bei Begegnungen mit dem Wildtier verhalten sollte.

Calw - In der Calwer Innenstadt treibt sich seit einiger Zeit ein Fuchs herum. Nun wurde sogar jemand von dem Tier gebissen. Doch was kann man tun, wenn Meister Reineke vorbeischaut? Und wie sollte man sich verhalten? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Freitagabend, 20 Uhr. Vor dem Café Kult in der Calwer Lederstraße schlendert seelenruhig ein Tier mit langer Schnauze und buschigem Schwanz vorbei. Doch was ist das? Ein seltsamer Hund? Keineswegs – es ist ein Fuchs, der sich in der Stadt herumtreibt. Jüngst schnappte das Tier nach einer Passantin im Vorstadtweg. Das bestätigte Sabine Doll, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Karlsruhe, auf Nachfrage unserer Zeitung.

"Am Mittwoch um 13.30 Uhr wurde die Polizei verständigt, dass sich ein Fuchs in einem Garten im Vorstadtweg aufhält. Vermutlich erschreckt, kam er dann dort aus einem Gebüsch und hat eine Frau in den Finger gezwickt", berichtet Doll. "Obwohl es sich um eine kleine Verletzung handelt, begab sich die Frau ins Krankenhaus zur Behandlung."

Der Fuchs sei beobachtet worden, wie er aus dem Wald kam und die Kreisstraße überquerte. Später habe eine Anwohnerin einen toten Hasen in ihrem Garten gefunden, den sie entsorgte. Die Polizei vermutet, dass der Fuchs diesen gerissen hat, zunächst zurückließ und dann durch die Gärten streifte, um seine Beute wieder zu suchen. Schließlich habe sich der Fuchs wieder davon gemacht.

Besteht Gefahr durch Tollwut?

"Calw ist tollwutfreie Zone und auch der Fuchs selbst hat keinen Eindruck gemacht als wäre er erkrankt", so die Pressesprecherin. Das Tier habe auch einen gepflegten und keinen verwahrlosten Eindruck gemacht. Zum Welttollwuttag am 28. September wies die Bundestierärztekammer darauf hin, dass Deutschland seit 2008 als tollwutfrei gilt. Dazu beigetragen hätten regelmäßige Impfungen von Haustieren, kontinuierliche Beobachtung und Kontrolle des Nutz- und Wildtierbestandes sowie Impfköderaktionen für Füchse.

Was kann die Polizei tun, wenn Tiere im Stadtgebiet auftauchen, die eine potenzielle Gefahr darstellen?

"Die Polizei kann ein Tier erschießen, wenn eine akute Gefahr droht", erklärt Doll. "Allerdings nur dann, wenn auszuschließen ist, dass dadurch Menschen in Gefahr geraten." Zudem sei es möglich, einen Jäger hinzuziehen.

Wie sollte man sich verhalten, wenn man ein solches Tier innerorts sichtet?

Grundsätzlich könne man immer den Notruf unter 110 wählen, gibt die Pressesprecherin Auskunft. Die Polizei halte dann Rücksprache mit dem zuständigen Jäger oder werde gegebenenfalls selbst tätig. Besonders wichtig: Auf jeden Fall solle man das Tier nicht provozieren oder in die Enge treiben.

Gab es in der Vergangenheit ähnliche Vorfälle mit Wildtieren in der Umgebung?

Ja. Immer mal wieder verirren sich Wildtiere in Städte und Siedlungen; mitunter kommt es dann auch zu Einsätzen der Polizei.

Im Juni 2014 beispielsweise hielt ein wild gewordenes Wildschwein die Einsatzkräfte in Pforzheim in Atem. Das Tier war damals nach einem Zusammenstoß mit einem Auto durch die Stadt geflüchtet, hatte eine Passantin gestreift und sich in einer Garage verschanzt. Verfolgt von drei Streifenwagen hatte es dort dann ein Fenster durchbrochen und war schließlich im Wald nahe des Wildparks verschwunden.

Im Oktober 2015 war ein Fuchs – vermutlich auf der Suche nach einem warmen Schlafplatz – in ein Wohnhaus in Bad Herrenalb eingedrungen. Er war in einem unbeobachteten Moment, als die Anwohnerin ihren Hund zur Terrassentür hinaus ließ, ins Haus geschlichen und hatte sich im Treppenhaus niedergelassen. Die Frau hatte die Polizei verständigt, den Fuchs jedoch bereits mit einem Eimer Wasser vertrieben, als ein Beamter der Polizeihundeführerstaffel eintraf.

INFO: Der Fuchs

Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) Nordrhein-Westfalen gehört der Rotfuchs mit Wolf und Marderhund zu den hundeartigen Beutegreifern. Er ist in Asien, Nordafrika, Nordamerika und Europa beheimatet.

In Deutschland finde man den Überlebenskünstler Fuchs in allen Lebensräumen vom Hochgebirge bis zum Wattenmeer. Laut Nabu bevorzuge das Tier eine deckungsreiche Landschaft, sei als Kulturfolger aber auch zunehmend in der Nähe des Menschen, in Dörfern und Städten anzutreffen. So nutze das lern- und anpassungsfähige Tier neben Scheunen und anderen offenen Gebäuden Holzstapel, Rohre, Treppen oder Keller sowie einfache Büsche und Hecken zeitweise als Bleibe. Hin und wieder werde der Allesfresser sogar in Küchen oder an Imbissbuden beobachtet, wo er Abfälle nach Fressbarem durchkämme.

Rotfüchse, so der Nabu, bekommen einmal im Jahr Junge. Die Paarungszeit falle meist in den Januar und Februar. Vier bis sechs haselnussbraun bis schiefergrau gefärbte Jungtiere kommen nach sieben bis acht Wochen zur Welt. Nach fünf Wochen färbt sich ihr Fell rötlichbraun. Bereits im Spätsommer sind sie erwachsen und suchen sich ein eigenes Revier.