Ute Lis aus Oberschwandorf und Wilfried Boller von der SK Dachtel wurden beim Bezirksschützentag in Stuttgart mit "Bezirkssilber" ausgezeichnet. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

SportschießenTendenz bei den Mitgliedern ist rückläufig / 60. Bezirksschützentag in Stuttgart-Untertürkheim

Von Albert M. KraushaarDie Tendenz ist eindeutig, und sie zeigte seit Jahren schon ganz klar nach unten. Für Beschönigungen ist inzwischen kein Platz mehr, und endlose Gebete über Nachwuchs- und Mitgliederwerbung wollten die meisten der Delegierten 60. Bezirksschützentag in Stuttgart-Untertürkheim schon gar nicht mehr hören, zumal es keine Patentrezepte gegen den Mitgliederschwund gibt.

Weniger Mitglieder und weniger Starter bei Meisterschaften bedeuten automatisch nicht nur weniger Leistung in der Breite und Spitze, sondern auch rückläufige Einnahmen. In Folge rutschte der Schützenbezirk Stuttgart 2013 tief in die roten Zahlen.

Zwar lebt er immer noch von einem recht hohen Niveau, aber das Fingerzeichen von Schatzmeister Karl-Heinz Bertsch beim Bezirksschützentag in Untertürkheim ließe sich nachrechnen: "Wenn wir so weiter machen sind wir in sechs Jahren pleite" so der Bondorfer. Als Sparmaßnahme wird das Talentzentrum Bondorf (aktuell beim SSV Öschelbronn) aufgegeben, Ebhausen soll dafür vom Bezirk zum Landesverband. Zudem könnte der Bezirksschützentag wechselweise als kleine Delegiertentagung über die Bühne gehen. Gelänge dies, bezifferte Karl Heinz Bertsch das Minus von 6000 Euro als eine einmalige Sache.

Darüber hinaus gilt es sich dem demografischen Wandel zu stellen dessen Höhepunkt den Vereinen noch bevor steht. Davon ist nicht nur der Schießsport betroffen. Nur ganz wenige Sportarten können ihren Status Quo halten oder ausbauen. Inzwischen lautet die Frage nicht mehr was man gegen den Mitgliederschwund tun kann, sondern wie man mit ihm in Zukunft umgeht, zumal die Ganztagsschule als Totengräber der heute üblichen Vereinsarbeit bereits vielerorts in den Startlöchern steht.

"Wenn die jeweilige Schulleitung für die Auswahl der Sportarten zuständig ist, dann fallen die Schützen hinten runter", befürchtet Bezirkschef Roland Mayer. Er fordert, dass die Verbände über die Sportkreise ein Mitsprecherecht bekommen.

"Wie lange dürfen Vereine in den Ganztagsschulen unterrichten? Wie kommen die Kinder zu den Anlagen? Wer darf die Mädchen und Jungen betreuen? Welche Lizenzen sind dafür erforderlich? Für Roland Mayer stehen viele offene Fragen im Raum, die in den Rot-Grünen-Ausführungsbestimmungen nach seiner Einschätzung nicht ausreichend beachtet wurden.

Die Berichte der Kreisoberschützenmeister waren durchweg geprägt von weniger Startern und rückläufigen Mitgliederzahlen. Mit Michael Berger (Schützenkreis Esslingen) und Klaus Müller (Schützenkreis Waiblingen) stellten sich zwei neue Gesichter vor.

Positive Meldungen gab es von den Aufgelegt-, Großkaliber- und Bogenschützen, wo Zuwächse zu verzeichnen sind. Auffallend dagegen der Rückgang beim Kleinkaliber Dreistellungskampf, den viele mit der ohne jegliche Diskussion von oben verordneten Umstellung der Anschlagsarten auf Liegend-Kniend-Stehen in Verbindung bringen.

Bei den Wahlen wurde der stellvertretende Bezirksvorsitzende Christoph Hudalla, Bezirkssportleiter Robert Lis, Schriftführerin Silvia Lehmann und Jugendleiter Herbert Schneider einstimmig auf vier Jahre gewählt. Hudalle kündigte jedoch an, dass dies seine letzte Amtsperiode sei.

Traditionell bildet der Bezirksschützentag den Rahmen für hochrangige Ehrungen.

Das Verdienstehrenzeichen in Gold ging an Ottmar Dauer (SG Esslingen), John Harry und Romuald Maier (SGi Stuttgart-Ost), die Verdienstmedaille in Bronze an den langjährigen Simmozheimer Vorsitzenden Karl-Heinz Maurer. "Bezirksgold" erhielten Heinrich Sattur (SG Stg.-Vaihingen) und Bezirksschatzmeister Karlheinz Bertsch (SV Bondorf).

Jeweils mit "Bezirkssilber" wurden Bezirks-Schulungsleiter Wilfried Boller (SK Dachtel) Ligaleiter Walter Kugele, Ute Lis und Thomas Braun (alle SV Ebhausen) ausgezeichnet, "Bezirksbronze" erhielt Sonja Hanisch von der SG Böblingen.

(amk). Beim parallel zum Bezirksschützentag in Stuttgart-Untertürkheim durchgeführten Schießen um den Bezirksschützenkönig kam es zu einem Novum. Erstmals kommen Schützenkönig und Stellverterter, Denise Weihing und Ronald Röhl, beide vom SV Hirschlanden, von einem Verein. Platz drei ging an Frank Jekel vom SV Leutenbach.

Der Bezirksschützentag 2015 wurde an die SG Deizisau (Kreis Esslingen) vergeben. Der nächste Landesschützentag geht am 25. April 2015 unter der Regie des Bezirks Stuttgart in der Schwabenlandhalle in Fellbach-Schmiden über die Bühne. Der Bezirksschützentag 2016 obliegt dem Kreis Böblingen, der Schützenverein Möttlingen ist 2016 Gastgeber des Landesjugendtags.

(amk). Der Schützenbezirk Stuttgart zählt sportlich gesehen mit Erfolgen bis zu Medaillen bei den deutschen Meisterschaften zu den Stützen im Landesverband. Hans Zipperer (Stuttgart/Haiterbach) war bei der Europameisterschaft der Vorderladerschützen dabei, Beate Gauß (Gechingen/Reusten) bei der EM der Luftgewehrschützen.