Spätestens 2019 sollen hier wieder Züge fahren Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Freude über gute Nachricht / Finanzieller Kraftakt steht bevor

Von Alfred Verstl undMarion Selent-Witowski Calw/Althengstett/Ostelsheim. Jetzt sei erst einmal die Zeit der positiven Emotion. So reagiert Ralf Eggert auf die positiven Nachrichten in Sachen S-Bahn-Anschluss in Richtung Weil der Stadt (wir berichteten). Genauso groß wie beim Calwer Oberbürgermeister ist die Freude bei den Amtskollegen Clemens Götz (Althengstett) und Jürgen Fuchs (Ostelsheim).

Erst nach dieser Freude, so Eggert, sei daran zu denken, wer das alles bezahlt. Der Calwer OB verweist auf die Äußerungen von Landrat Helmut Riegger, wonach allen Beteiligten klar sei, dass ihnen ein finanzieller Kraftakt bevorsteht. In zehn Jahren jedoch, meint Eggert, werde man froh sein, den Schritt getan zu haben. Die S-Bahn biete die Chance, sich schwindenden Einwohnerzahlen entgegen zustemmen. Denn dem demografischen Wandel könnten nur die Ballungszentren erfolgreich begegnen.

Eggert geht davon aus, dass nicht nur die Stadt Calw, sondern auch die umliegenden Gemeinden ein deutlich stärkeres Bevölkerungswachstum verzeichnen werden. Durch den Umstiegspunkt am ZOB in Calw erfahre auch die Kulturbahn diesbezüglich eine Aufwertung. Zudem dürften viele Unternehmen leichter Arbeitskräfte finden und auch der Tourismus dürfte aus dem Bahnanschluss Vorteile ziehen.

"Althengstett steigt um eine Liga auf", sagt der Bürgermeister der Gäugemeinde, Clemens Götz. Die Regionen, die an der Schiene hängen, würden sich entwickeln, die anderen seien im wahrsten Sinne des Wortes abgehängt. Das Ziel laute nicht zu wachsen, sondern die Einwohnerzahl Althengstetts auf einem stabilen Niveau zu halten und damit dem demografischen Wandel zu begegnen.

Attraktiver fürjunge Familien

Eine Schienenanbindung an den Ballungsraum Stuttgart mit seinen vielfältigen Angeboten mache die Gäugemeinde attraktiver für junge Familien. Immer wieder werde er erstaunlicherweise aber auch von älteren Einwohnern angesprochen, wann denn nun der S-Bahn-Anschluss käme, der den Weg zu Fachärzten und Gesundheitszentren in der Landeshauptstadt erleichtern würde. Einen starken Impuls erwartet Götz durch die gute Erreichbarkeit des künftigen Forschungs- und Entwicklungszentrum der Robert Bosch GmbH in Renningen und des Daimler-Werks in Sindelfingen.

Nach dem Durchbruch bei der S-Bahn-Anbindung geht es jetzt an die Finanzierung. Erst wenn geklärt sei, welchen Kostenanteil am Vorhaben der Landkreis Böblingen trage, gebe es verlässliche Zahlen für die Anrainer der Hesse-Bahn. Götz geht davon aus, dass der anteilige Betrag für Althengstett finanzierbar ist und betont: "Für die S-Bahn-Anbindung wäre ich bereit, Schulden zu machen". Schließlich handle es sich um ein Infrastrukturprojekt, von dem die Gäugemeinde auf Jahrzehnte hinaus profitiere.

Götz' Amtskollege Jürgen Fuchs aus Ostelsheim sieht durch die Hesse-Bahn zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten bei der Gestaltung neuer Baugebiete. Einen echten Mehrwert für die Ostelsheimer sei die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze in Sindelfingen, Böblingen und Stuttgart. "Das spannendste ist jetzt die Finanzierung", sagte Fuchs im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wir werden im Gemeinderat erst wieder über das Thema diskutieren, wenn belastbare Zahlen über den Kostenanteil für Ostelsheim vorliegen". Nicht außer Acht gelassen werden dürften auch die künftigen Unterhaltskosten für die Hesse-Bahn.

Genaueres zum Zeitplan lasse sich erst nach Abstimmungsgesprächen zwischen Landkreis, Land und Bund sagen. Die Fertigstellung des Anschlusses soll so früh wie möglich erfolgen. Eggert rechnet damit vor 2019.

Ein Ergebnis dieser Abstimmungsgespräche werde auch sein, ob Calw mit einem Triebwagen oder zunächst mit einer Diesellok angeschlossen werde. Für den Haltepunkt Heumaden hat laut Eggert das Stadtplanungsamt bereits einen Vorentwurf erstellt. Diese Planung sieht vor Park-and-Ride-Parkplätze zu schaffen. Zudem seien eine Omnibusbahnhof sowie Kioskbereich, Grünflächen, Fahrradabstellflächen und Fußwege vorgesehen. Sobald konkretere Anforderungen seitens der Schiene vorliegen, werde das Konzept fortgeschrieben.