Martin Happe ist seit 22 Jahren katholischer Bischof in Mauretanien. Foto: Happe Foto: Schwarzwälder-Bote

Missionsarbeit: Mauretaniens Bischof Martin Happe spricht von komplexen Ursachen für Flüchtlingskrise

Wer als Deutscher in Afrika lebt und arbeitet, hat einen anderen Blick auf die Flüchtlingskrise. So wie Martin Happe, seit 1995 katholischer Bischof in Mauretanien. Für ihn ist das Migrationsphänomen so alt wie die Menschheit.

Calw/Bad Liebenzell. Der römische Limes oder die chinesische Mauer haben nichts gebracht, genauso wenig würde eine Mauer an der mexikanisch-amerikanischen Grenze etwas bringen, zeigt sich Happe im Gespräch mit unserer Zeitung überzeugt.

Der Bischof kennt aus seiner Arbeit in Mauretanien die Flüchtlingsproblematik hautnah. In seinen Einrichtungen werden afrikanische Flüchtlinge versorgt, finden in der Kirche Asyl. Sie werden bis zu drei Jahre lang ausgebildet. Viele gehen danach in ihre Heimatländer zurück. Aber auch die Bestattung ertrunkener Boatpeople gehört zu den Aufgaben des Bischofs.

Einsatz für liberalere Grenzpolitik der EU

Happe, der für zwölf Priester und etwa 30 Ordensschwestern zuständig ist und sich mit 100 Mitarbeitern um verschiedene sozial-karitative Projekte kümmert, setzt sich vehement für eine liberalere Grenzpolitik der EU ein. Ihm ist klar, dass ein unbegrenzter Zuzug nicht möglich ist. "So naiv bin ich nicht." Der Geistliche stellt aber schon die grundsätzliche Frage, warum es ihm als Deutschem möglich ist, mit seinem Pass die ganze Welt zu bereisen und dies den meisten Afrikanern verwehrt ist.

Die Fluchtursachen sind komplexer als sie in Europa dargestellt werden, sagt Happe. Da sind vor allem die Spätfolgen des Kolonialismus, als auf dem Kontinent willkürlich Grenzen gezogen wurden. Daraus sind später unabhängige Staaten entstanden, die oft nicht mehr als Konglomerate und somit nur schwer regierbar sind. Ganz wichtig wären zudem gerechte Handelsbeziehungen, die insbesondere landwirtschaftlichen Produkten aus Afrika wegen der EU-Subventionen kaum eine Chance im Wettbewerb lassen.

Und der Klimawandel hat inzwischen dazu geführt, dass die für Mauretanien lange prägende Viehwirtschaft nur noch von Reichen betrieben werden kann. Zu aufwendig ist die Wassersuche nach den vielen Dürreperioden geworden.

In der Islamischen Republik Mauretanien kann der katholische Bischof ungehindert arbeiten. Mehr als 90 Prozent seiner Mitarbeiter sind Moslems und stolz darauf, bei Happe beschäftigt zu sein. "Die katholische Kirche und der katholische Bischof sind in Mauretanien willkommen", habe ihm der deutsche Botschafter bei seinem Diensantritt gesagt. Und das sei bis heute zu spüren.

Martin Happe, katholischer Bischof von Mauretanien, besucht die Seelsorgeeinheit Calw-Bad Liebenzell. Der Kontakt kam über Diakon Bertram Bolz zustande, der vor zehn Jahren Touristenseelsorger auf Teneriffa war. Dort lernte Bolz Projekte Happes kennen, als eine Flüchtlingswelle vom afrikanischen Kontinent die Kanaren-insel erreichte. Der Bischof möchte vor allem sein Projekt für schwerbehinderte Kinder vorstellen, das erweitert werden soll. Das Programm:

 Mittwoch, 20. September, 14.30 Uhr , Eucharistiefeier mit den Geistlichen der Seelsorgeeinheit in Heilig Kreuz in Heumaden mit Spendung der Krankensalbung; anschließend Begegnungsmöglichkeit beim Seniorennachmittag im Gemeindehaus.

  Donnerstag, 21. September, 19 Uhr, Eucharistiefeier in St. Josef in Calw mit der italienischen und kroatischen Gemeinde; anschließend Begegnungsabend im Gemeindehaus.

  Samstag, 23. September, 18 Uhr, Vorabendmesse in Maria Frieden auf dem Wimberg; anschließend Infoabend, Charlotte-Haarer-Saal.

  Sonntag, 24. September, 10 Uhr, Patrozinium und Gemeindefest St. Lioba in Bad Liebenzell