In Calw fand die Gedenkstunde an der evangelischen Stadtkirche statt. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Volkstrauertag: In großen und kleinen Kommunen wird der Opfer der Kriege gedacht

Nagold/Calw/Bad Wildbad-Sprollenhaus. An vielen Orten – ob groß oder klein – gedachten am Sonntag die Menschen der Toten der Kriege.

In einer gemeinsamen Feierstunde am Volkstrauertag, unter Beteiligung von Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann, der katholischen Kirche, dem Sozialverband VdK und Schülern der Christiane-Herzog-Realschule sowie der musikalischen Umrahmung durch die Stadtkapelle, legte die Freiwillige Feuerwehr Nagold einen Kranz beim Denkmal für die Opfer der beiden Weltkriege auf dem Friedhof nieder.

OB Jürgen Großmann wünschte bei seiner Ansprache am Volkstrauertag, dass dieser Tag weiterhin ein Friedenstag bleibe und verdeutlichte, dass er gleichzeitig ein Auftrag für die Gegenwart und die Zukunft sei.

Markus Fritsch sprach als Vertreter der katholischen Kirche ein Psalmgebet, und Friedhelm Schneck vom Sozialverband VdK übernahm die Totenehrung. Das Gedenken galt allen Opfern von Kriegen, Gewalt, Seuchen, Armut und Katastrophen sowie der Trauer mit den Angehörigen. Die Verantwortung gelte dem Frieden, zu dem jeder Einzelne seinen eigenen Beitrag leisten könne.

Schüler der 9. Klasse der Nagolder Christiane-Herzog-Realschule hatten mit ihrem Geschichtslehrer Gabriel Stängle ihre Forschungsarbeiten zur Ausgrenzung und Verfolgung von Juden im Kreis Calw zwischen 1933 und 1945 in einem Buch mit dem Titel "Wir waren froh als es vorbei war" publiziert. Während der Gedenkfeier sprachen sie in einer Sprech-Motette darüber, dass die Erinnerungen an das Unbegreifliche nicht mit der Zeit vergehen dürfen.

"Wir müssen in Menschen, nicht in Waffen investieren!"

An der Stadtkirche in Calw fand unter Mitwirkung der Bundeswehr und des VdK-Ortsverbandes Calw traditionell die Hauptfeier zum Volkstrauertag statt. "Der Volkstrauertag soll uns an die Opfer von damals und die Konflikte von heute erinnern", unterstrich Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert, dass der Frieden wie ihn Europa lebt keine Selbstverständlichkeit ist.

Vielmehr haben sich Menschen in vielfältiger Art und Weise für den Frieden eingesetzt, und es sei deshalb eine Verpflichtung, "sie und die Umstände, die dazu führten, nicht zu vergessen". Eggert forderte auf, sich damit auseinanderzusetzen, um die Zukunft gestalten zu können. Mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen zeigte er sich besorgt und warnte davor, dass auch Worte zu Waffen werden, wenn gerade große Staatsmänner sie falsch anbringen. "Der Volkstrauertag mahnt uns auch in der Gegenwart zum Frieden", bekräftigte der Oberbürgermeister. "Wir dürfen unsere Toten nicht vergessen, sie mahnen uns Lebende, dass Sicherheit und Freiheit nicht selbstverständlich sind, sondern ein zerbrechliches Gut, das unseres Einsatzes und unserer Erinnerung bedarf, damit es sich nicht wiederholt", stellte Christel Steffek vom VdK fest. Aufgabe sei es, mit Toleranz, Solidarität und Versöhnung den Frieden zu bewahren.

"Unseren Toten und Vermissten aus den beiden Weltkriegen" steht auf dem schlichten Buntsandsteinkreuz neben der Sprollenhäuser Dorfkirche. Im Anschluss an den Gottesdienst wurden dort in würdiger Form, umrahmt vom Posaunenchor, am Volkstrauertag Erinnerungskränze der Stadt Bad Wildbad und der örtlichen Vereine niedergelegt. Bürgermeisterstellvertreter Bruno Knöller betonte, dass überall dort, wo Liebe wächst, kein Krieg gedeihen könne; "Wir müssen in Menschen, nicht in Waffen investieren!" Für die Dorfgemeinschaft sprach Uli Keller, der die Notwendigkeit des Volkstrauertags hervorhob, damit Hass, Krieg, Rache und Vergeltung keinen Nährboden finden könnten. Prädikantin Silvia Donath aus Birkenfeld bezeichnete diesen Tag als Tag der Mahnung, der Versöhnung und des Friedens und schloss mit dem "Bekenntnis zu Frieden und Gerechtigkeit", das 1990 in Seoul bei der Ökumenischen Weltversammlung gebetet wurde.