Die zwölfjährige Mathilde Schoss (Mitte) war beeindruckt von den Darbietungen der Künstler Karl-Heinz Kirchherr und Antje Schürner. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Recht unterschiedliche Genres passen zusammen

Von Bettina Bausch

Calw-Hirsau. Da staunte die zwölfjährige Mathilde aus Alzenberg nicht schlecht. Die Schülerin war zusammen mit ihrer Mutter Pamela Schoss zur Abendveranstaltung "Lyrik trifft Schwarze Kunst" im Café im Kloster gekommen. Dabei hatte das Mädchen ein faszinierendes Erlebnis und wurde in längst vergangene Jahrhunderte mitgenommen.

Kunstdruckerin Antje Schürner und der Lyriker Karl-Heinz Kirchherr hatten sich zusammengetan und ein ungewöhnliches Programm vorbereitet. Wer sich über diese Kombination der auf den ersten Blick recht unterschiedlichen Genres wie Dichtung und Handwerk gewundert hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt und merkte, dass beide Künste zusammen gehören.

Schürner hat in Thüringen den Beruf der Schriftsetzerin erlernt. Sie zeigte mit ihrer Sammlung nostalgischer Werkzeuge, wie die Texte früher "von Hand" für den Druck gesetzt wurden. Aber das alte Berufsbild starb aus, weil der Druck durch digitale Verfahren immer schneller und effizienter geworden ist. "Mir wurde bewusst, dass ich da einen großen Schatz habe", so Schürner. In den vergangenen Jahren kam altes Handwerk nämlich wieder verstärkt in das Bewusstsein der Menschen. "Aus Handwerk wurde Kunst", unterstrich die Künstlerin.

Einfache Mittel

Mit den einfachen technischen Mitteln des Schriftsetzers werden heute Dinge wie fantasievolle Einladungen, Karten, Plakate und anderes mehr gestaltet. "Meine Passion ist es aber auch, neben den kreativen Arbeiten die Kunst zu vermitteln", so Schürner. Dies geschah jedoch nicht nur mit grauer Theorie, sondern wurde praktisch demonstriert. Den Besuchern wurden zunächst die benötigen Werkzeuge, die Druckpresse und ihre Handhabung vorgestellt. "Eckpfeiler" des künstlerischen Druckens, erläuterte Schürner, seien die Kriterienübersichtlichkeit, gute Lesbarkeit und das Unterstreichen der Werbeaussage. "Überlegen Sie immer genau, welchen Inhalt ihr Schriftstück hat, wen sie ansprechen wollen und was sie mit der Schriftwahl transportieren möchten", lautete eine weitere Anregung. Auch die Wahl des richtigen Papiers und der passenden Farben seien äußerst wichtig.

Der Stammheimer Lyriker Karl-Heinz Kirchherr trug mehrere seiner stimmungsvollen Gedichte vor, die sein inniges Verhältnis zur Natur widerspiegelten. Gedichte wie "Der alte Baumgarten" oder "An der Sonne" weckten bei den Besuchern die Vorfreude auf den Frühling.

Am Ende sahen dann auch anfängliche Skeptiker, dass Schürner Recht hat, wenn sie sagt: "Gedichte und Typografie sind zwei Stilmittel, die unmittelbar zusammen gehören. Denn durch das Festhalten in gedruckter Form wird Dichtung konserviert und befähigt zur dauerhaften Überlieferung."