Das Gewerbegebiet Stammheimer Feld, an dem hier die drei Radlerinnen vorbeifahren, steht wegen des geplanten Krankenhaus-Neubaus für Gewerbe nicht mehr zur Verfügung. Foto: Fritsch

Am neuen Gewerbegebiet wird schon seit Jahren herumgeplant. Jetzt Antrag auf Aufforstungsgenehmigung.

Calw - "Wir brauchen mehr Gewerbe!" Das hat Oberbürgermeister Ralf Eggert auch bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend im Hirsauer Kursaal gesagt. Wie schwer es sein kann, solche Flächen auszuweisen, das wurde am Donnerstagabend bei der Calwer Gemeinderatssitzung an gleicher Stelle offenbar.

Wie berichtet, treibt die Stadt derzeit die Erschließung des Gewerbegebietes "Lindenrain" voran. Auf rund 21 Hektar Fläche soll ein interkommunales Gewerbegebiet in Autobahnnähe entstehen – gedacht für größere Betriebe und sogar Industrieanlagen. Das Stammheimer Feld III steht durch den an dieser Stelle geplanten Krankenhaus-Neubau für Gewerbe nicht mehr zur Verfügung,

Bevor im "Lindenrain" oberhalb von Stammheim Gewerbeflächen ausgewiesen und erschlossen werden können, muss erst der dort stehende Wald gerodet werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Stadt in Abstimmung mit der Körperschaftsforstdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg einen Antrag auf Waldumwandlung stellt. Im Rahmen dieses Antrags sind auch die vorgeschriebenen forstrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen zu benennen. Im Klartext: Wenn irgendwo Wald wegfällt, muss an anderer Stelle aufgeforstet werden.

Und bei diesem Verfahrensschritt ist die Stadt jetzt nach sieben bis acht Jahren Planungsarbeit für dieses Gewerbegebiet angelangt. Die Verwaltung hat die potenziellen Aufforstungsflächen aufgelistet und mit Vertretern der Landwirtschaft, des Forstes, des Naturschutzes und des Regionalverbands diskutiert. Von den ursprünglich ins Auge gefassten 22 Hektar Aufforstungsfläche sind zwölf Hektar für den Antrag auf Erteilung einer Aufforstungsgenehmigung nach Paragraph 25 des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes verblieben. Nach den geführten Vorgesprächen muss, wie OB Eggert erläuterte, tatsächlich ein Ersatz von 40 Prozent – also 8,3 Hektar – geschaffen werden.

Womit noch längst nicht alle Probleme gelöst sind, wie Stadtrat Martin Blaich erläuterte. Wenn darüber gesprochen wird, welche bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche aufgeforstet werden soll und welche nicht, sind die nächsten Konflikte programmiert, glaubt der Stammheimer Landwirt. Blaich schlug vor, jetzt erst einmal "die Behörden Forst- und Landwirtschaft aufeinander losgehen zu lassen".

"Wer neue Gewerbeflächen will, muss dran bleiben", unterstrich Stadtrat Dieter Kömpf. Er sprach sich dafür aus, dass die Verwaltung den Antrag auf eine Aufforstungsgenehmigung stellt. Wie Kömpf beurteilten diese Angelegenheit auch 16 weitere Gremiumsmitglieder. Acht, darunter die fünf Mitglieder der Neuen Liste Calw komplett, sahen das anders und stimmten dagegen.

"Wir brauchen mehr Gewerbe", sagte auch NLC-Vorsitzender Hermann Seyfried. "Aber nicht um jeden Preis." Er teilt mit Fraktionskollege Bernhard Stopper die Sorge, "dass sich die Stadt da übernimmt."